Im Test: Resident Evil: Revelations 2 – Episode 1: Schrecklich gut?

Mehr Horror und weniger Action versprechen die Entwickler, wenn sie über Resident Evil: Revelations 2 sprechen. In Sachen Veröffentlichung haben sie sich ein besonderes Mittel einfallen lassen, welches auch erzähltechnisch wichtig ist. Das Spiel erscheint nämlich im Episodenformat. Insgesamt gibt es vier Episoden, in welchen man zwei Handlungsstränge spielt. Doch schafft es die Reihe wieder an die alte Stärke anzuknüpfen oder geht die Transformation von Survival Horror zu reiner Zombieaction weiter? Wir haben uns die erste Episode des Spiels angesehen und sagen euch, ob uns Resident Evil: Revelations 2 das Schrecken lehrt oder einfach nur im spielerischen Sinne schrecklich ist.

Drei Frauen und ein Barry

Beginnen wir mit der Geschichte. Alles fängt an mit einem Bankett der Firma TerraSave. Nachdem man einen unfreiwillig komischen Werbefilm der Firma gesehen hat, trifft man die ersten beiden wichtigen Charaktere des Spiels. Claire Redfield und Moira Burton. Die beiden werden von einem Team aus Soldaten entführt und an einen geheimen Ort verschleppt. Als Claire wacht man in einer Gefängniszelle auf, die sich praktischerweise in jenem Moment öffnet. Wo sie ist und wer genau sie entführt hat, ist zu diesem Zeitpunkt völlig unklar. Ebenso ist die Frage ungeklärt, warum sie ein Armband trägt, welches die Farbe wechselt.

Nach kurzer Zeit findet sie Moira und gemeinsam suchen die beiden Frauen einen Weg in die Freiheit. Dies erweist sich schwieriger als gedacht, schließlich wird der Ort, an dem die beiden gefangen gehalten werden, von Infizierten bevölkert, die sich anscheinend nichts sehnlicher wünschen als den beiden das Fleisch von den Knochen zu nagen. Und dann wäre da auch noch die mysteriöse Frau, die sich selbst als Aufseherin bezeichnet und in unregelmäßigen Abständen mit den beiden spricht. Je weiter die beiden sich dem Ausgang nähern, umso mehr schreckliche Dinge erfahren sie über das Gefängnis. Welche Experimente dort durchgeführt wurden und warum Claire und Moira entführt wurden, erfahren wir vermutlich in den weiteren Episoden.

Doch die Geschichte rund um Claire und Moira ist nicht die Einzige, die man als Spieler nachspielt. Der zweite Teil der ersten Episode dreht sich um Barry Burton, der auf der Suche nach seiner entführten Tochter ist. Durch einen Notruf, den man als Moira zuvor in die Welt gefunkt hat, findet der besorgte Vater den Ort, an den seine Tochter verschleppt wurde. Kurz nach der Ankunft findet er ein kleines Mädchen namens Natalia, die anscheinend völlig allein ist. Fortan begleitet das Mädchen den guten Barry und ist dabei überraschend hilfreich. Wie es den Anschein hat, kann Natalia die Infizierten „spüren“ und dadurch erahnen, wo sich diese aufhalten.

Das ungleiche Duo bahnt sich einen Weg durch das Gefängnis und kommt dabei an so manchen Ort vorbei, den man bereits mit Claire und Moira betreten hat. Barry und Natalia schaffen es ebenfalls lebend aus dem Gefängnis und erreichen den Ort, von dem aus der Notruf von Moira abgesetzt wird und an exakt jener Stelle erfährt Barry eine grausame Nachricht.

Und mit jenem Cliffhanger endet dann auch die Episode, die mit knapp zwei Stunden Spielzeit nicht gerade lang ausgefallen ist. Insgesamt ist die erste von insgesamt vier Episoden passabel erzählt und sorgt dafür, dass man durchaus dranbleiben und mehr über die Hintergründe des Gefängnisses erfahren will. Storytechnisch wirft die erste Episode natürlich viele Fragen auf, die hoffentlich in den restlichen drei beantwortet werden.

Luft nach oben in Sachen Horror

Allerdings schaffen es die Entwickler nicht eine bedrohliche Atmosphäre zu kreieren. Manche Briefe, die man findet, erzeugen zwar ein bisschen Atmosphäre, da sie recht gut und interessant geschrieben sind, aber mehr als den Drang weitere Details über den Ort herauszufinden erzeugen sie nicht. Hier und da wurden kleine Jump Scares eingebaut, die allerdings eher verpuffen als richtig schocken. Zwar ist die Soundkulisse durchaus atmosphärisch, vor allem in den Momenten in denen man hört wie eingesperrte Insassen gegen ihre Zellentüren hämmern oder man das unheilvolle Stöhnen und Geschreie von Gegnern hört. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl von Angst oder Beunruhigung.

Dies liegt vielleicht auch am Gegnerdesign, das nicht sehr creepy ist. Die meisten Feinde machen einen menschlichen Eindruck und greifen uns mit Beilen oder anderen scharfkantigen Dingen an. Es gibt zwar auch große Gegner, die einen fetten Knüppel schwingen, aber wenn man genug Abstand zu ihnen hält, dann sind sie nur noch halb so bedrohlich. Lediglich eine Gegnerart konnte uns überzeugen. Die Revenant. Mit ekligen und unmenschlichen Bewegungen sind sie die einzigen Feinde, die man ein wenig abartig findet. Und sie sind in der ersten Episode auch die einzigen Widersacher, bei denen man ein wenig nachdenken muss und einen guten Blick braucht, ehe man den Abzug betätigt.

Grafisch gibt es zwar die eine oder andere Location, die gut designt ist und den Anschein von Bedrohung erwecken soll, doch so richtig zünden will dies nicht mehr. In der heutigen Zeit reicht es einfach nicht mehr eine Blutspur am Boden durchzuziehen, um beim Spieler ein mulmiges Gefühl zu erzeugen. Dies hat man einfach schon zu oft gesehen.

Auch gameplaytechnisch will sich einfach kein Gefühl von Angst einstellen. Zwar haben die Entwickler wirklich weniger Action eingebaut als bei einem normalen Resi-Titel, doch trotzdem konnten sie es sich nicht verkneifen das eine oder andere Scharmützel zu integrieren. Da das Leveldesign relativ schlauchartig aufgebaut ist, kommt man meistens auch nicht drumherum und muss die Feinde töten, was aber nicht sehr schwer ist. In Sachen Rätsel waren die Entwickler nicht sehr kreativ. An einer Stelle muss man einen Schlüssel finden, um weiterzukommen, an anderer Stelle muss man den Strom anstellen, um eine Apparatur in Gang zu bringen. Natürlich ist der Stromkasten fünf Räume und zehn Gegner weiter.

Zwei Charaktere mit individuellen Stärken

In Revelations 2 werden, wie bereits erwähnt, zwei Handlungsstränge erzählt. In beiden Strängen gibt es jeweils zwei Spielfiguren. Dabei sind die Rollen immer klar verteilt. Während der oder die Eine für die Verteidigung zuständig ist und den Infizierten mit bleihaltigen Argumenten die Lichter ausknippst (Claire und Barry), hat die andere Person eine unterstützende Rolle (Moira und Natalia).

Da man zu zweit unterwegs ist, wurden einige Spielmechaniken eingebaut, die den Wechsel der Spielfigur erfordern, sofern man nicht im Koop, sondern alleine spielt. So muss man zu Beginn des Spiels einen Schlüssel im Dunkeln finden. Da nur Moira eine Taschenlampe hat, muss der Spieler von Claire zu Barry Burtons Tochter wechseln. An anderer Stelle gibt es auch Rätsel, die einen Wechsel erforderlich machen. Oft steht man vor verschlossenen Türen. Hier und da gibt es beispielsweise in Barrys Geschichte ein kleines Loch, welches in den verschlossenen Raum führt. Da Natalia als Kind da locker reinpasst, muss man zu ihr wechseln, durch das Loch krabbeln und die Tür von innen aufschließen.

Eingangs dieses Absatzes wurde angesprochen, dass die Rollen der beiden Teams klar verteilt sind. Dies wird vor allem bei Koop-Spielen ein Streitpunkt sein. Wer Claire oder Barry spielt, wird bedeutend mehr Spaß haben, da man hierbei als der Bewaffnete von beiden in den Kampf zieht. Weder Moira noch Natalia haben Schusswaffen zur Verteidigung. Moira besitzt lediglich ein Brecheisen, mit dem sie Gegnern in die Fresse schlagen kann. Außerdem kann sie an Boden liegenden betäubten Widersachern mit ihrem Brecheisen den Todesstoß versetzen. Allerdings kann sie Claire im Kampf helfen, indem sie mit der Taschenlampe den Feinden ins Gesicht leuchtet. Die werden vom Licht für kurze Zeit betäubt, was es für Claire einfacher macht, sie zu töten. Wer alleine spielt, kann dies zu seinem Vorteil nutzen und durch geschicktes Wechseln der Charaktere zunächst seine Gegner mit der Lampe paralysieren und dann in aller Ruhe gezielt erschießen.

Natalia ist zwar ein kleines Mädchen, aber aufgrund ihrer besonderen Gabe sehr hilfreich für Barry. Wenn sie sich geduckt fortbewegt, kann sie spüren, wo sich Infizierte aufhalten, was von großem Vorteil ist, wenn man sich als Barry an die Widersacher von hinten heranschleichen will und mit einem einzigen Angriff tötet. Natalia weiß sich aber auch zu verteidigen und kann Ziegelsteine werfen, was Gegner betäuben oder auch ausschalten kann.

Sowohl Moira als auch Natalia können verborgene Gegenstände aufspüren. Diese Items machen durch ein Blinken auf sich aufmerksam. Nun muss man als Moira nur mit der Taschenlampe und als Natalia mit dem Finger darauf zeigen und es wird enthüllt, welches Objekt sich dahinter verbirgt. Mal ist es Munition, manchmal aber auch ein Rubin oder Saphir, welche Bonuspunkte bringen, die man in verschiedene Fertigkeiten investieren kann. Aber dazu später mehr. Außerdem können nur diese beiden Charaktere innerhalb eines Minispiels bestimmte Kisten öffnen, in welchen sich zumeist wichtige Gegenstände wie Verbesserungsteile befinden. Da Moira und Natalia oftmals Items finden, die sie selbst gar nicht benutzen können, ist es von den Entwicklern gut gelöst, dass man im Inventar ohne großen Zeitverlust rasch ein Item von einem Charakter zum anderen wechseln kann.

In beiden Geschichten haben die jeweiligen Charaktere ihre bestimmten Aufgaben. Daraus entsteht ein ausgewogener Mix, der im Einzelspieler in durchaus sinnigen Figurenwechseln resultiert. Spielt man den Koop-Modus, so wird man Spaß daran finden, dass man als Team sehr gut agieren kann. Da man als Spieler aber lieber die Figur mit der Knarre spielt, als diejenige, die nur assistiert, könnte es durchaus vorkommen, dass man sich vielleicht streitet. Aber man kann ja mal die Rollen wechseln.

Neue Fertigkeiten und verbesserte Waffen erleichtern das Überleben

Heutzutage macht es den Anschein, dass kein Spiel mehr ohne einen Skill-Tree auskommt. Auch Resident Evil: Revelations 2 besitzt einen solchen. Dieser besteht aus insgesamt 27 Fertigkeiten, die verschiedene Bereiche des Spiels abdecken. Mit der Fertigkeit „Muskelarm“ könnt ihr zum Beispiel die Stärke eurer Zweitwaffe (z.B. Explosiv- oder Brand-Flasche) erhöhen. Die Fertigkeit „Schmackes“ verbessert die Angriffsstärke von Moiras Brecheisen und besonders hilfreich ist die „Superhocke“, in der der Spieler in der Hocke für kurze Zeit unverwundbar ist. Für jede Spielfigur sind Fertigkeiten dabei, die sie besser macht.

Die meisten der Fertigkeiten haben drei Ausbaustufen, welche die Fähigkeiten noch weiter verbessern. Allerdings kosten das Erlernen und das Ausbauen Bonuspunkte. Diese erhält man durch das Abschließen der beiden Storys, durch das Finden von Saphiren und anderen Schmuckstücken in der Welt und durch das Erhalten von Medaillen für das Abschließen besonderer Herausforderungen, z.B. für das Betäuben einer bestimmten Anzahl von Gegnern mit der Taschenlampe.

Doch nicht nur die Fähigkeiten der Charaktere können verbessert werden, sondern auch die Waffen. Ähnlich wie in The Last of Us sind in der Welt von Resident Evil: Revelations 2 mehrere Werkbänke verteilt. Dort ist es möglich die eigenen Waffen mit Verbesserungsteilen, die man oft in verschlossenen Kisten findet, zu verstärken. Jedes Teil hat dabei auch eine bestimmte Wirkung. So lässt sich beispielsweise der Schaden um eine Stufe verbessern oder auch die Nachladegeschwindigkeit, was in einem hitzigen Gefecht durchaus von Vorteil ist.

Mit dem Verbessern der Fertigkeiten und der Waffen wird das Überleben in Resident Evil: Revelations 2 durchaus leichter. Allerdings gibt es im Bereich der KI ein wenig Luft nach oben. Spielt man alleine ohne Koop-Partner, wird die zweite Spielfigur vom Computer gesteuert. Leider greifen sie dann nur sehr sporadisch aktiv in den Kampf ein. Spielt man als Claire, wäre es nicht schlecht, wenn Moira die Feinde mit der Taschenlampe betäubt. Leider geschieht dies nur sehr selten. Auch ist es in unserem Test passiert, dass die KI-Partner einfach stehen bleiben und uns nicht folgen. Dies passierte zwar in sehr raren Momenten, doch trotzdem ist dies nervig, da man nochmal zurück muss oder sogar die Figur wechseln muss.

Aber auch die KI der Feinde ist nicht die Hellste. Hier und da laufen sie unaufhaltsam gegen eine Wand an oder sehen uns nicht, wenn wir in der Nähe in ihrem Blickfeld stehen. Allerdings gibt es auch Augenblicke, in denen doch noch die eine oder andere Synapse funktioniert und sie sogar unseren Angriffen ausweichen.

Der Raid-Modus

Neben der Story bietet Resident Evil: Revelations 2 auch einen Raid-Modus. In diesem gibt es verschiedene Reihen mit Aufträgen, die man abschließen kann. Die Aufgabenstellungen reichen von dem Beschützen eines Ziels, über das Ausschalten einer bestimmten Anzahl von Gegnern bis hin zum Erreichen eines bestimmten Ziels. In einigen Missionen gibt es auch Limitierungen. So darf man sich beispielsweise nach dem Ableben nicht mehr wiederbeleben oder hat ein Zeitlimit, in dem die Aufgabe abgeschlossen werden muss.

Für den Abschluss einer Mission kann man bis zu fünf Abzeichen erhalten. Es ist zudem bitter nötig so viele Abzeichen wie möglich zu erhalten, schließlich werden nur so weitere Reihen freigespielt, welche neue Missionen enthalten. Der Raid-Modus ist mit sehr vielen Aufgaben bestückt, die es zudem in mehreren Schwierigkeitsgraden gibt. Für Langzeit-Motivation ist also gesorgt. Dies ist auch dem Umstand zu verdanken, dass man seine Spielfigur immer weiter verbessern kann. Mit Waffen und Teilen, die man in Kisten findet, kann man sich neu ausrüsten oder man erlernt neue Fertigkeiten, die im Kampf sinnvoll sein werden. Je länger man mit derselben Figur spielt, desto stärker wird diejenige. Zu den spielbaren Charakteren gehören unter anderem Claire, Moira und Barry. Es gibt aber noch mehr.

Neben den Haupt-Missionen gibt es auch tägliche Missionen, die die Motivation aufrechterhalten, jeden Tag mal kurz in den Raid-Modus zu sehen. Dieser Modus macht sehr viel Spaß und man muss den Entwicklern wirklich Lob aussprechen für ihre Kreativität. Jede Mission findet an einer anderen Location statt. Wahrscheinlich wird man im Raid-Modus mehr Zeit verbringen als mit der Story.

Passabler Auftakt ohne große Höhen

Die erste Episode von Resident Evil: Revelations 2 ist ganz okay geworden. An manchen Stellen merkt man, dass die Entwickler nicht komplett auf Action mit vielen Gegnern verzichten wollten. Das Gegnerdesign ist bis auf die Revenant nicht sonderlich furchteinflößend und die Atmosphäre des Spiels vermittelt leider auch keine Gänsehaut. Zudem sind die Rätsel zu leicht und als solche fast gar nicht zu bezeichnen. Mal muss man hier kurz den Charakter wechseln, an anderer etwas Bestimmtes suchen. Die Story konnte bislang halbwegs überzeugen und führt dazu, dass man zumindest wissen will, wie es weitergeht.

Im Test hat uns die Story rund um Barry besser gefallen. Einerseits hat er mit Natalia die interessante Nebenfigur, die mit ihrer Gabe sehr hilfreich ist und auch einen äußerst mysteriösen Eindruck macht. Was es mit dem Mädchen auf sich hat, werden wir wohl in den restlichen Episoden erfahren. Andererseits macht Barry auch einen sympathischeren Eindruck. Man nimmt der Figur die Sorge um die eigene Tochter ab. Bei Claire und Moira hingegen will der Funke noch nicht so richtig überspringen. Das liegt auch daran, dass Moira sich häufig über ihren Vater beschwert. Sie ist eine erwachsene Frau, klingt aber in diesen Momenten wie ein trotziges Kind. Man fiebert mit den beiden Damen einfach nicht richtig mit. Sollte einer von ihnen handlungstechnisch etwas passieren, wäre es für den Spieler kein großer Verlust.

Grafisch ist Resident Evil: Revelations 2 nicht der große Wurf. Da gibt es einige unsaubere Texturen, so manche Animation sieht nicht gerade gut aus und auch die Gesichtsanimationen sind von lebensechten Emotionen weit entfernt. Da ist auf der PS4 viel mehr möglich. Aber da es sich um einen Downloadtitel handelt, der nicht zum Vollpreis angeboten wird, sind wir mal gnädig und kreiden das den Entwicklern nicht zu sehr an.

Letztlich kann man nur sagen, dass die erste Episode noch nicht vollends überzeugen kann. Als Auftakt einer vierteiligen Geschichte ist es ganz passabel gelungen, aber in den kommenden drei Episoden muss mehr kommen, vor allem im Bereich der Atmosphäre, denn von Horror ist bislang noch nichts zu spüren.