Hybride Beratungsqualität von Banken wird immer besser
Analyse der Beratungsqualität von Regionalbanken
Herrsching, 19.03.2025 (PresseBox) - Ein Gespräch mit der Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH zum Bankentest „BESTE BANK vor Ort“.
Redaktion:Herr Kai Fürderer, die Gesellschaft für Qualitätsprüfung mbH führt jährlich den Bankentest „BESTE BANK vor Ort“ durch. Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Test?
Kai Fürderer:Unser Hauptziel ist es, die Beratungsqualität von Banken in Deutschland objektiv zu messen und für Kunden transparent zu machen. Verbraucher sollen fundierte Entscheidungen treffen können, wenn es um ihre Finanzangelegenheiten geht. Gleichzeitig geben wir den Banken wertvolle Rückmeldungen, um ihre Beratung kontinuierlich zu verbessern.
Redaktion:Nach welchen Kriterien bewerten Sie die Banken?
Kai Fürderer:Unser Test basiert auf einem umfangreichen Kriterienkatalog, der verschiedene Aspekte der Kundenberatung abdeckt. Dazu gehören unter anderem die Bedarfsanalyse, die Qualität der Lösungsvorschläge, die Transparenz der Beratung sowie die Kundenorientierung. Zudem fließen Aspekte wie der digitale Ersteindruck und die Nachvollziehbarkeit der empfohlenen Finanzprodukte mit ein.
Redaktion:Wie läuft ein Test konkret ab?
Kai Fürderer:Unsere Testkunden stellen die Banken – als potenzieller Neukunde – auf die Probe und lassen sich zu klassischen Bankprodukten wie Girokonto, Altersvorsorge, Versicherungen und/oder Geldanlage beraten. Diese Gespräche werden anhand eines standardisierten Fragebogens dokumentiert und später von unseren Experten analysiert. So stellen wir sicher, dass die Bewertungen auf objektiven Kriterien beruhen.
Redaktion:Welche Banken schneiden besonders gut ab? Gibt es Muster oder Trends?
Kai Fürderer:Wir sehen oft, dass regionale Banken und Sparkassen im Bereich der persönlichen Beratung sehr gut abschneiden, weil sie stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden eingehen. Aber auch einige Großbanken haben ihre Beratungsprozesse optimiert und bieten mittlerweile eine sehr gute Qualität. Ein zunehmender Trend ist die Digitalisierung: Banken, die digitale und persönliche Beratung kombinieren, haben oft einen Wettbewerbsvorteil.
Redaktion:Welche typischen Schwachstellen stellen Sie fest?
Kai Fürderer:Häufig mangelt es an einer umfassenden Bedarfsanalyse. Berater gehen oft nicht tief genug auf die individuelle Situation des Kunden ein, sondern empfehlen Standardprodukte. Auch die Verständlichkeit der Erklärungen und die Nachvollziehbarkeit der Empfehlungen könnten in vielen Fällen besser sein. Gerade bei komplexen Produkten wie Altersvorsorge oder Versicherungen ist dies essenziell.
Redaktion:Gibt es regionale Unterschiede in der Beratungsqualität?
Kai Fürderer:Ja, durchaus. In ländlichen Regionen sind Berater oft sehr kundenorientiert, weil sie langfristige Beziehungen zu ihren Kunden pflegen. In Großstädten erleben wir dagegen häufig (aber auch nicht immer) standardisierte Beratungsgespräche, was nicht immer optimal ist. Dennoch gibt es in jeder Region herausragende Banken und Filialen.
Redaktion: Wie wichtig ist der digitale Ersteindruck einer Bank für die Bewertung?
Kai Fürderer:Die Bedeutung des digitalen Ersteindrucks nimmt stetig zu. Kunden informieren sich oft zuerst online, bevor sie eine Filiale aufsuchen. Deshalb bewerten wir auch, wie gut die Online-Präsenz einer Bank ist, ob sie relevante Informationen bereitstellt und ob es einfache Kontaktmöglichkeiten gibt.
Redaktion:Wie reagieren Banken auf die Ergebnisse Ihres Tests?
Kai Fürderer:Viele Banken nutzen unsere Ergebnisse als konstruktives Feedback, um ihre Beratungsprozesse zu verbessern. In einigen Fällen haben Banken gezielt Schulungen für ihre Berater durchgeführt oder digitale Services optimiert. Unser Test hilft also nicht nur den Verbrauchern, sondern auch den Banken selbst.
Redaktion:Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Beratung?
Kai Fürderer:Nachhaltige Finanzprodukte sind ein wachsendes Thema. Wir beobachten, dass Kunden immer häufiger gezielt nach nachhaltigen Geldanlagen fragen. Banken, die kompetente Beratung zu diesem Thema anbieten, haben einen klaren Vorteil. In unserem Test fließt dieser Aspekt daher zunehmend mit ein.
Redaktion:Was würden Sie Verbrauchern raten, die sich beraten lassen möchten?
Kai Fürderer:Verbraucher sollten sich gut vorbereiten und gezielt Fragen stellen. Es lohnt sich, verschiedene Banken zu vergleichen und nicht das erstbeste Angebot anzunehmen. Zudem ist es ratsam, sich nicht nur auf den Preis eines Produkts zu konzentrieren, sondern auch auf die langfristige Eignung für die eigene Finanzsituation.
Eine neue Bank kann nur dann zu einer Hausbank im eigentlichen Sinne werden, wenn sie alle notwendigen Finanzprodukte anbietet bzw. diese auch mit exzellenter Beratungsqualität erläutert und passgenaue Empfehlungen ausspricht. Hierfür ist die jeweilige Finanzanalyse ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für die Erkennung der kundenindividuellen Bedarfe.
Redaktion:Welche Entwicklungen erwarten Sie in der Zukunft im Bereich der Bankberatung?
Kai Fürderer:Wir gehen davon aus, dass sich hybride Beratungskonzepte weiter etablieren werden, also eine Mischung aus digitaler und persönlicher Beratung. Zudem wird die Rolle von KI-gestützten Analysetools ggf. zunehmen, um Beratungen noch individueller und präziser zu gestalten. Trotz aller Digitalisierung bleibt jedoch die persönliche Beratung ein wichtiger Faktor, insbesondere bei komplexen Finanzfragen.
Redaktion:Herr Kai Fürderer, vielen Dank für das interessante Gespräch!
Kai Fürderer:Ich danke Ihnen!