Hintergrund: Ribbentrop und Molotow
Am 24. August 1939 setzten Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop (1893-1946) und der sowjetische Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten, Wjatscheslaw Molotow (1890-1986), in Moskau ihre Unterschriften unter den auf den Vortag datierten Nichtangriffsvertrag.
RIBBENTROP: Der wohlhabende Offizierssohn diente als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Das NSDAP- und SS-Mitglied war seit Hitlers Machtantritt 1933 dessen wichtigster außenpolitischer Berater. Als Botschafter in London bemühte er sich von 1936 an vergeblich um ein deutsch-britisches Bündnis. Im Februar 1938 wurde er Außenminister. Der Pakt mit dem bis dahin als erbitterter Feind geltenden Sowjetdiktator Josef Stalin überraschte die Welt. Im besetzten Europa stellte Ribbentrop die Diplomaten des Auswärtigen Amtes in den Dienst der Judenvernichtung. Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess wurde er zum Tode verurteilt und im Oktober 1946 hingerichtet.
MOLOTOW: Er wurde als Wjatscheslaw Skrjabin geboren, behielt aber seinen «Kampfnamen» (von russisch Molot: Hammer) aus den Zeiten Revolution. Schon in der Zarenzeit war er ein enger Gefolgsmann Stalins. Unter diesem war Molotow von 1931 bis 1941 als Vorsitzender des Rates der Volkskommissare faktisch Regierungschef. Von 1939 bis 1949 und von 1953 bis 1956 verantwortete er zudem Moskaus Außenpolitik. Der Nichtangriffspakt mit Hitler-Deutschland sicherte unter anderem Ostpolen und das Baltikum dem sowjetischen Machtanspruch. Molotow nahm in Teheran (1943), Jalta (Februar 1945) und Potsdam (Juli/August 1945) an den Konferenzen der Anti-Hitler-Koalition teil. Vom neuen Kreml-Chef Nikita Chruschtschow wurde er 1956 kaltgestellt - unter anderem als Botschafter in der Mongolei. Molotow starb 1986.