Hintergrund: Geld und Politik entscheiden

Kopenhagen (dpa) - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat geprüft: Chicago, Madrid, Rio de Janeiro und Tokio bieten gleichermaßen sehr gute technische Voraussetzungen für die Ausrichtung der Spiele 2016.

Somit entscheiden andere Kriterien und Kräfte über den Ausgang der spannenden Wahl an diesem Freitag in Kopenhagen: Es sind Geld, Politik, Geopolitik, Sympathie und - nicht auszuschließen - Korruption.

GELD: Ist ein olympischer Antriebsstoff. Von den über vier Milliarden Dollar, die das IOC im Vier-Jahres-Rhythmus generiert, leben die Organisatoren der jeweiligen Olympischen Spiele und die Partnerorganisationen. Die Veranstalter von Sommerspielen erhalten rund eine Milliarde Dollar (687 Millionen Euro) und die von Winterspielen etwas mehr als 500 Millionen Dollar. Der Rest wird unter IOC, 33 internationalen Verbänden, 204 Nationalen Olympischen Komitees und dem NOK der USA gevierteilt. Der Sonderstatus der USA (mit einem Anteil von 12,75 Prozent an den US-Fernsehrechten und 20 Prozent an den Großsponsoren) ist ein großes Ärgernis innerhalb der olympischen Familie und kann frühestens von 2020 an verändert werden.

Der größte Geldgeber des IOC ist das amerikanische Fernsehen. Es zahlte für die Spiele in London 1,2 Milliarden Dollar und ist nur bereit, für Olympia 2016 mehr zu bieten, wenn Chicago die Spiele bekommt. Einige Großsponsoren aus den USA haben gedroht, nur dann auch in der Periode 2013 bis 2016 dabei zu bleiben, falls Chicago gewinnt. Insgesamt neun Top-Sponsoren bringen dem IOC für die Zeit von 2009 bis 2012 runde 900 Millionen Dollar ein.

Trotz des Ärgers um den hohen Anteil der US-Sports am Geldsegen des IOC gilt: Vorteil für Chicago. Jede IOC-Stimme für die Stadt ist in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten ein Votum für Mehreinnahmen.

POLITIK: Das IOC hat sie eingeladen und fühlt sich durch die Anwesenheit führender Repräsentanten geschmeichelt. Regierungen wirken immer stärker ein und gefährden damit auch die Autonomie des IOC, das sich nach wie vor als unabhängige, unpolitische Organisation definiert. In Kopenhagen gipfelt die Problematik im Duell zwischen den beiden Präsidenten Barack Obama (USA) und Luiz Inacio Lula da Silva (Brasilien). Dazu kommt die massive Werbung im Hintergrund: Direkte (Telefon-)Gespräche der Regierungschefs mit IOC-Mitgliedern, die Einladung von Botschaftern von Ländern mit IOC-Mitgliedern in Außenministerien. Der Direktkontakt zu anderen Regierungschefs mit dem Gesuch um Unterstützung. So hat es Brasiliens Präsident für nützlich gehalten, auch an seinen deutschen Kollegen Horst Köhler einen Brief zu schreiben.

Vorteil durch den Obama-Faktor für Chicago, obwohl einige IOC-Mitglieder in dem massiven Einsatz des amerikanischen Präsidenten einen Malus sehen.

GEOPOLITIK: Nach 115 Jahren IOC gibt es mit Afrika und Südamerika noch immer zwei weiße Flecken auf der olympischen Landkarte. In Rio de Janeiro präsentieren Brasilien und der Kontinent erstmals einen Kandidaten, dem das IOC gute technische Voraussetzungen für eine Olympia-Gastgeberschaft bescheinigt. Europa durfte bisher 16 von 27 Sommerspielen ausrichten, Nordamerika fünf, Asien drei und Ozeanien zwei. Mittelamerika war mit Mexiko-Stadt ein Mal dabei.

Eindeutiger Vorteil für Rio de Janeiro, auch mit deutlichem Sympathie-Vorsprung.

KORRUPTION: Das IOC wollte sie 1999 beendet haben mit dem Entfernen von 10 Mitgliedern und dem Reiseverbot zu Bewerbungsstädten, beides als Folge des Skandals um Salt Lake City als erfolgreichen Bewerber der Winterspiele 2002. Das Gefährdungspotenzial rund um die Milliarden-Spiele ist weiterhin hoch. Früher gab es die direkten Angebote der persönlichen Vergünstigung wie Zahlungen, Vorteilnahme über Stipendien für Familienmitglieder, teure Einladungen auch für Ehefrauen, Einkaufsnachlässe für Luxusgüter. Diese Entwicklung konnte das IOC bremsen, auszuschließen ist Stimmenkauf dennoch nicht.

Olympia / IOC / 2016
02.10.2009 · 18:00 Uhr
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