Hilfsorganisationen stehen vor Mammutaufgabe

Nach den blutigen Kämpfen in Tripolis werden Hilfsorganisationen dringend gebraucht. Die Helfer stehen vor einer Mammutaufgabe. Denn es fehlt an vielem.

Berlin/Genf (dpa) - Die Lage im libyschen Tripolis ist unübersichtlich - auch für die Organisationen, die mit Helfern vor Ort sind. Sie berichten von katastrophalen Zuständen in den Krankenhäusern, von Wasser- und Treibstoffmangel.

Wie schlimm ist die humanitäre Lage in Tripolis?

«Wegen der Kämpfe trauen sich viele Menschen nicht, ihr Haus zu verlassen», sagt Peter Bouckaert von der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Genf. Die Krankenhäuser hätten nicht genügend Ärzte, Krankenschwestern und Medikamente, es fehle außerdem an Wasser und Treibstoff. Immer wieder gebe es Stromausfälle. Die Lage lasse sich aber nicht mit der dramatischen Hungersnot am Horn von Afrika vergleichen.

Hungern denn die Menschen in der libyschen Hauptstadt?

Nach Informationen des UN-Welternährungsprogramms (WFP) herrscht in Tripolis kein dramatischer Nahrungsmangel. Zu Beginn des Ramadan-Monats August seien die Lebensmittelgeschäfte gut gefüllt gewesen, sagt WFP-Sprecherin Abeer Etefa in Kairo. Die Situation in Tripolis sei aber unvorhersehbar. Für den Fall, dass sich die Lage verschlechtere, sei das Welternährungsprogramm gut gerüstet und jederzeit bereit, Lebensmittel zu verschicken. «Wir haben tonnenweise Nahrung an der tunesischen Grenze», sagt Etefa.

Was ist jetzt die dringlichste Aufgabe für Hilfsorganisationen in Tripolis?

Die Organisationen setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Vor allem müsse die Sicherheitslage stabilisiert werden, damit sich die Menschen in Tripolis wieder sicher fühlten, sagt Bouckaert von Human Rights Watch. Für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) liegt die Priorität bei der Versorgung der Verwundeten. Die Organisation liefere Infusionen und Ausrüstung, die für Operationen gebraucht werde, nach Libyen, sagt Steven Anderson, Sprecher für die Region Nord- und Westafrika. Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sind die Krankenhäuser mit Verwundeten überfüllt. Fast alle hätten Schussverletzungen.

Unter den katastrophalen Verhältnissen in Tripolis litten vor allem auch die Kinder, sagt der Sprecher von Unicef Deutschland, Rudi Tarneden. Selbst wenn sie nicht verwundet worden seien, hätten sie schreckliche Bilder gesehen. Sie müssen nach Meinung des UN-Kinderhilfswerkes so schnell wie möglich wieder zur Schule gehen, am besten zu Schuljahresbeginn Anfang September. Schulen seien Orte der Normalität - und diese müsse den Kindern jetzt vermittelt werden, sagt Tarneden. Wichtig sei außerdem Aufklärungsarbeit, da Tripolis stark vermint sei. In den vergangenen Wochen hätten sich deswegen immer wieder spielende Kinder schwer verletzt.

Mit welchen Problemen haben die Organisationen zu kämpfen?

Wegen der anhaltenden Kämpfe ist es für die Organisationen extrem schwierig, Hilfslieferungen nach Tripolis zu schaffen. Vollgeladene Lastwagen müssten zwischen der tunesischen Grenze und Tripolis immer wieder anhalten, sagt Bouckaert von Human Rights Watch. «Die Kämpfe behindern eine großangelegte Operation, wie sie eigentlich nötig wäre.» Die Rebellen seien im Allgemeinen kooperativ und stellten sich den Hilfsorganisationen nicht in den Weg. Das IKRK musste nach eigenen Angaben Hilfslieferungen aus der Luft auf die Straße verlegen, da der Flughafen gesperrt gewesen sei. Auch der Treibstoffmangel behindert die Arbeit der Hilfsorganisationen.

Wie schätzen die Organisation die weitere Entwicklung der Lage ein?

Bouckaert von Human Rights Watch erwartet, dass sich die humanitäre Lage in Tripolis in den nächsten Tagen verbessert. Viele Ärzte seien auf dem Weg in die Hauptstadt. Im Gegensatz zu Somalia sei die Krise in Libyen nicht chronisch, sondern akut. Sie werde in relativ kurzer Zeit überwunden sein.

Konflikte / Libyen
26.08.2011 · 09:34 Uhr
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