Haiti gibt Suche nach Überlebenden auf

Buenos Aires/Port-au-Prince/Berlin (dpa) - Das Erdbeben in Haiti hat mehr als 111 000 Menschen getötet und zählt damit zu den zerstörerischsten Naturereignissen der vergangenen 100 Jahre.

Wie das UN-Büro zur Nothilfe-Koordinierung in New York (OCHA) unter Berufung auf Haitis Regierung mitteilte, wurden bis Freitag 111 481 Leichen aus den Trümmern geborgen. Die weitere Suche nach Überlebenden erklärte die Regierung zehn Tage nach der Katastrophe für beendet.

In der Hauptstadt Port-au-Prince wurde am Samstag der Erzbischof von Haiti, Joseph Serge Miot, beigesetzt. An der Trauerfeier nahm auch Präsident René Preval teil, der seit dem Beben vor elf Tagen kaum in der Öffentlichkeit erschienen war. Zugleich fand in Haiti ein Bußtag nach der Katastrophe am 12. Januar statt, die viele Menschen für eine Strafe Gottes halten.

Eine Million Flüchtlinge

Die Zahl der Toten war bisher auf 200 000 geschätzt worden. Insgesamt konnten die Rettungskräfte 132 Menschen lebend aus zerstörten Gebäuden bergen. Alle Menschen, die eine Möglichkeit hätten, die zerstörte Hauptstadt Port-au-Prince zu verlassen, wurden aufgefordert, das möglichst bald zu tun. Die Vereinten Nationen schätzten, dass etwa eine Million Überlebende aufs Land fliehen werden.

Unterdessen gab es in Lateinamerika weitere, kräftige Erdbeben: Bolivien wurde am Samstag innerhalb von einer Stunde von zwei Beben der Stärken 5,3 und 5,2 erschüttert, Costa Rica gleich von vier Erdstößen der Stärken 5,2, 4,7, 4,9 und 4,8. Berichte über Opfer oder Schäden gab es zunächst nicht.

Dank der internationalen Hilfsaktionen und der unermüdlichen Arbeit tausender Helfer konnte das Leiden der bis zu drei Millionen Überlebenden etwas gelindert werden. Erstmals machten auch wieder Geldtransfer-Firmen und Banken sowie Restaurants oder ein scharf bewachter Supermarkt auf. Laut OCHA sind auch 30 Prozent der Tankstellen wieder in Betrieb.

Unterdessen sollen US-Vertreter Journalisten zum Verlassen des Flughafengeländes aufgefordert haben, um die Sicherheit des Flugverkehrs zu gewährleisten. Das berichtete das Internetportal Público.es unter Berufung auf Angaben der Sprecherin der spanischen Entwicklungs-Agentur AECI, Virginia Castrejana.

Tausende müssen noch immer auf der Straße schlafen. Die deutsche Nothilfe-Koordinatorin Anja Wolz berichtete von den Problemen der medizinischen Versorgung: «Es gibt etliche Patienten, die zwei, drei oder sogar vier Nachoperationen brauchen», sagte Wolz. «Wir brauchen Krankengymnastik und wir brauchen vor allem auch Psychologen, die die Patienten behandeln.» Fast jedes Erdbebenopfer, das sie gesehen habe, sei traumatisiert gewesen.

Konferenz in Montreal

Über die Koordination der Hilfe wollen am Sonntag und Montag mehr als 20 Länder im kanadischen Montreal diskutieren. Zu der Krisenkonferenz reist US-Außenministerin Hillary Clinton an, auch ihr französischer Kollege Bernard Kouchner will kommen. Um eine Konferenz der Geberländer, die möglicherweise im März stattfinden soll, vorzubereiten, werden auch Vertreter der Vereinten Nationen, internationaler Finanzinstitutionen sowie von 21 weiteren Staaten erwartet.

Mit einer großen Spendengala haben Stars vor allem aus den USA mehrere Millionen Dollar für die Opfer des Erdbebens gesammelt. Die TV-Show, die weltweit und selbst in den USA gleich auf mehreren Kanälen übertragen wurde, kam live aus Los Angeles, New York und London. Moderiert von George Clooney und dem aus Haiti stammende Musiker Wyclef Jean, sangen Musiker für die Überlebenden der Naturkatastrophe.

Deutschland stockte seine bilaterale Haiti-Hilfe nach Angaben von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) in der «Welt am Sonntag» um weitere fünf Millionen Euro auf 15 Millionen Euro auf. Darüber hinaus ist die Regierung an den EU-Hilfen aus Brüssel mit rund 66 Millionen Euro beteiligt und unterstützt das von der Weltbank angekündigte Engagement in Höhe von insgesamt 100 Millionen US-Dollar (70 Millionen Euro).

Trost durch Hilfe

Bei einem Trauergottesdienst am Freitag in der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale zum Gedenken an die Erdbebenopfer sprach Haitis Botschafter in Deutschland, Jean-Robert Saget, vom Trost, den die Hilfe aus Deutschland und der ganzen Welt für sein Land bedeute. «Ebenso möchte ich meine große Dankbarkeit gegenüber der internationalen Gemeinschaft für deren unablässige Bereitschaft zur Hilfeleistung erneut zum Ausdruck bringen», sagte Saget laut einer Mitteilung der Botschaft vom Samstag.

Erdbeben / Haiti
23.01.2010 · 18:17 Uhr
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