Griechenland-Krise trifft die Commerzbank mit Wucht

Frankfurt/Main (dpa) - Das Griechenland-Desaster drückt die Commerzbank tief in die roten Zahlen. Wegen neuer hoher Abschreibungen auf Staatsanleihen aus Athen rutschte das zweitgrößte deutsche Geldhaus im dritten Quartal sogar tiefer ins Minus als erwartet.

Bank-Chef Martin Blessing muss auch deshalb seine Prognosen zurücknehmen. Hinzu kommen Probleme im Kerngeschäft der teilverstaatlichten Bank. Wann sie ihre verbliebenen Staatshilfen zurückzahlen kann, ist ungewiss.

Als Krisenreaktion stoppt die Bank das Neugeschäft bei der Problemtochter Eurohypo, die wegen der erhaltenen Staatshilfen in den kommenden Jahren verkauft werden muss. Blessing will so die Risiken verringern. Doch das reicht nicht aus, um die in der vergangenen Woche neu beschlossenen härteren Kapitalvorschriften für große europäische Banken zu erfüllen.

Blessing will deshalb den Abbau von Geschäftsteilen beschleunigen, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Die profitablen Töchter Comdirect und die polnische BRE Bank immerhin haben die Garantie, im Konzern zu bleiben. Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass sich die Bank von den beiden trennen könnte, um schnell an Cash zu kommen.

Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Verlust von 687 Millionen Euro. Das war mehr als von Analysten befürchtet. Vor einem Jahr hatte die zweitgrößte deutsche Bank in diesem Zeitraum noch 113 Millionen Euro verdient.

Die von der Schuldenkrise ausgelösten Marktturbulenzen setzten anders als zuvor auch dem Kerngeschäft zu. Vor allem im Investmentbanking musste die Commerzbank Federn lassen, blieb aber im Unterschied zu vielen Konkurrenten knapp in den schwarzen Zahlen.

Die in der Krise vom Steuerzahler mit Milliarden gerettete Bank korrigierte den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen um weitere 798 Millionen Euro nach unten. Bereits im zweiten Quartal hatte das Institut ein Viertel des Wertes abgeschrieben und dafür eine Belastung von 760 Millionen Euro verbucht. Grund für die neue Abwertung ist die Ankündigung der Finanzbranche beim jüngsten Euro-Gipfel, freiwillig bei einem 50-prozentigen Schuldenschnitt für Griechenland mitzumachen.

Die Commerzbank hat das Engagement in den besonders hoch verschuldeten Staaten bereits deutlich reduziert und will dies weiter tun: Seit Jahresbeginn hat sie ihr Engagement in Staatsanleihen von Griechenland, Italien, Irland, Portugal und Spanien um mehr als 20 Prozent auf 13 Milliarden Euro gesenkt.

Die Commerzbank-Prognosen sind jetzt hinfällig: Für dieses Jahr sei für den Gesamtkonzern das Ergebnis nicht verlässlich zu prognostizieren, entscheidend sei die Entwicklung im europäischen Schuldendrama, schreibt Blessing in einem Brief an die Aktionäre. Ziel war es bislang, den operativen Gewinn «signifikant» über den Vorjahreswert von 1,4 Milliarden Euro zu steigern. Auch das Ziel für 2012, einen operativen Gewinn von 4 Milliarden Euro zu erwirtschaften, gab die Bank auf.

Der geplante Stopp des Eurohypo-Neugeschäfts soll die Risiken der Bank senken. Auch das Kreditgeschäft außerhalb Deutschlands und Polens wird auf Eis gelegt. Blessing will unter allen Umständen vermeiden, dass er noch einmal zum Staat gehen muss, um die Kapitallücke von knapp drei Milliarden Euro bis Mitte 2012 zu füllen.

Die Schritte sollten nicht zulasten der deutschen Wirtschaft gehen. Auch die Kosten will Blessing weiter drücken: «Alle externen Beratungsleistungen und eingekaufte Serviceleistungen» kämen auf den Prüfstand.

Wann wird die Bank das letzte Staatsgeld zurückzahlen, mit dem sie 2008 vor dem Zusammenbruch gerettet wurde? Alles sei derzeit im Fluss, sagt Finanzvorstand Eric Strutz dazu. Bislang war es das Ziel, die verbliebenen 1,9 Milliarden Euro aus der Stillen Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin bis spätestens 2014 zurückzuzahlen. Den größten Teil der Staatshilfe von insgesamt 16,2 Milliarden Euro hatte die Bank im ersten Halbjahr nach einer milliardenschweren Kapitalerhöhung zurückgezahlt.

Für die restlichen Staatshilfen wird die Commerzbank für dieses Jahr wohl keine Zinsen an den Bund zahlen. Er gehe nicht davon aus, dass die Commerzbank nach dem maßgeblichen deutschen Bilanzrecht einen Gewinn schreiben werde, sagte Strutz. Dem Steuerzahler entgehen dadurch Einnahmen von rund 170 Millionen Euro.

Banken
05.11.2011 · 00:43 Uhr
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