Fed-Zinsentscheidung: Hoffnung auf die Jahresendrallye?
Mit dem Spannungsbogen eines Hitchcock-Klassikers bewegen sich die Anleger auf die mit Spannung erwartete Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed zu. Im Vorfeld hatten die Marktbeobachter in Deutschland eine zukünftige Senkung der Zinsen antizipiert. Ob die Fed diesen Hoffnungen tatsächlich nachkommt und bereits im Dezember die Zinsen senkt, bleibt angesichts der hartnäckigen Inflationszahlen in den USA ungewiss. Ein solches Szenario könnte entweder das Startsignal für eine Jahresendrallye geben oder Investoren bitterlich enttäuschen.
Die Fed steht vor einem Dilemma: Entscheidet sie sich für die Bekämpfung der Inflation oder die Belebung des Arbeitsmarkts? Der Chefvolkswirt der Raiffeisen Bank International, Gunter Deuber, sieht in aufgrund der bisherigen Zölle unter der Trump-Regierung eine etwas entspanntere Inflationslage, was eine Zinssenkung wahrscheinlicher erscheinen lässt. Luis Ruiz von CMC Markets erwartet ebenfalls, dass die Fed auf den "Weg des geringsten Widerstands" einschlagen könnte.
Doch die US-Regierungskrise hat die Analysefähigkeit der Fed behindert, da aktuelle Konjunkturdaten ausbleiben. Patrick Franke von der Landesbank Helaba warnt davor, dass der Markt die Wahrscheinlichkeit einer vorweihnachtlichen Zinssenkung überbewertet. Ob diesen Dezember oder im Januar – mittel- und langfristig könnte der genaue Zeitpunkt kaum Unterschiede machen. Anleger sollten auf die geldpolitischen Ankündigungen der Fed-Tagung achten, rät Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Die geldpolitische Zukunft der Fed hängt auch vom Amtsantritt eines neuen Vorsitzenden ab. Sollte Kevin Hassett Jerome Powell im Mai ablösen, könnte der Einfluss von Donald Trump wachsen. Robert Greil von Merck Finck prognostiziert dann einen stärkeren Drang zu weiteren Zinssenkungen. Obwohl niedrigere Zinsen die Wirtschaft ankurbeln können, warnt Henning Oligmüller von der LBBW vor einer möglichen Erosion der Unabhängigkeit der Fed, was den Dax zu Jahresbeginn belasten könnte.
Seit Juni bewegt sich der Dax seitwärts und hat während der Korrektur im November wieder etwas an Fahrt gewonnen. Ob die erwarteten Jahreszahlen veröffentlichender Unternehmen wie Thyssenkrupp, TKMS, Stabilus, Tui und Carl Zeiss Meditec dem Index zusätzlichen Aufwind geben, könnte spannend zu beobachten sein. Abseits der Geldpolitik könnten zudem Friedensgespräche in der Ukraine Einfluss auf die Märkte nehmen.

