Farallon erhöht Druck auf Astellas – Aktivisten fordern Einsparungen und F&E-Neuausrichtung
Der US-Hedgefonds Farallon Capital Management hat eine bedeutende Beteiligung an Astellas aufgebaut und fordert von dem japanischen Pharmakonzern tiefgreifende Einschnitte bei den Kosten sowie eine strategische Neuausrichtung in der Forschung und Entwicklung.
Laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen hält der in San Francisco ansässige Fonds inzwischen mehr als drei Prozent der Anteile und gehört damit zu den drei größten Aktionären des Unternehmens mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet 17 Milliarden US-Dollar. Der Einstieg ist Teil einer breiteren Welle aktivistischer Investoren in Japan, die durch die jüngsten Corporate-Governance-Reformen der Tokioter Börse Rückenwind erhalten haben.
Die Astellas-Aktie, die am Mittwoch zunächst um zwei Prozent gefallen war, drehte nach Bekanntwerden von Farallons Engagement ins Plus und schloss mit einem Anstieg von 3,5 Prozent.
Farallon ist für sein Engagement bei Toshiba bekannt, wo der Fonds zusammen mit Elliott Management entscheidend an der Ernennung eines externen Direktors mitwirkte, bevor der strauchelnde Technologiekonzern schließlich von Investoren übernommen wurde. Seit dem Ausstieg aus Toshiba im Jahr 2023 spekulierte der Markt, welches Unternehmen der Fonds als nächstes ins Visier nehmen könnte.
Seit 2020 führt Farallon intensive Gespräche mit der Astellas-Führung und hat dem Vorstand mehrere Briefe zukommen lassen, die der Financial Times vorliegen.
Zentrale Kritikpunkte des aktivistischen Investors sind die hohen Kosten und die seiner Ansicht nach ineffizienten Forschungs- und Entwicklungsprogramme, die zu wenige Medikamente erfolgreich durch klinische Studien bringen. Zudem fordert Farallon eine gezieltere M&A-Strategie mit Fokus auf spätere Entwicklungsphasen, um die Erfolgswahrscheinlichkeit von Wirkstoffen auf dem Markt zu erhöhen.
Astellas hat in den vergangenen Jahren mehr als 1,5 Billionen Yen für Übernahmen ausgegeben, verfolgt aber unter seinem neuen CEO Naoki Okamura weiterhin eine expansive Wachstumsstrategie. Eines der wichtigsten Medikamente des Unternehmens, das Prostatakrebs-Mittel Xtandi, verliert 2027 seinen Patentschutz – eine Schlüsselperiode für Investitionen in neue Umsatzquellen.
Im jüngsten Quartalsbericht betonte Astellas bereits Fortschritte bei Kostensenkungen und Wirkstoffentwicklung. Das Unternehmen strebt eine operative Marge von 30 Prozent an, aktuell liegt sie bei etwa 20 Prozent.
Farallon hat signalisiert, dass es eine umfassende Überprüfung der Kostenstruktur, der Forschungsstrategie und möglicher Partnerschaften oder sogar eines vollständigen Verkaufs erwartet. Astellas hat daraufhin eine Gruppe externer Direktoren mit der strategischen Aufsicht über diese Prioritäten beauftragt – eine Maßnahme, die in Analystenkreisen mit der Einrichtung eines Sonderausschusses für mögliche Übernahmeangebote verglichen wird.
Japanische Pharmakonzerne verfolgen unterschiedliche Strategien, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Während einige Unternehmen auf Übernahmen setzen, orientieren sich andere an strategischen Partnerschaften, wie Chugai Pharmaceuticals Kooperation mit Roche. In einem weiteren Zeichen für die wachsende Attraktivität des japanischen Pharmamarktes hatte Bain Capital vergangene Woche den Traditionskonzern Mitsubishi Tanabe Pharma für 3,3 Milliarden US-Dollar übernommen.