EU-Parlamentarierin im Visier der lettischen Sicherheitsbehörden
In Lettland ziehen dunkle Wolken über eine der ihre Volksvertreterinnen im Europäischen Parlament auf: Tatjana Zdanoka steht wegen des Verdachts einer möglichen Kollaboration mit russischen Nachrichtendiensten im Fokus strafrechtlicher Ermittlungen. Die lettische Sicherheitspolizei bestätigte die Einleitung eines Strafverfahrens, welches bereits seit dem 22. Februar anhängig ist. Details zu den Ermittlungen werden mit Verweis auf deren laufenden Charakter bislang zurückgehalten.
Die durch die Sicherheitspolizei Ende Januar angefangene Überprüfung mündete in der nun erfolgten Aufnahme eines förmlichen Verfahrens gegen Zdanoka – eine routinierte Parlamentarierin, die seit 2004 das Mandat im Europaparlament innehat, jedoch keiner politischen Fraktion angehört. Die Vorwürfe, die sie verneint, haben auch auf europäischer Ebene Aufmerksamkeit erregt, sodass das EU-Parlament eigene Untersuchungen zu dem Fall angestrengt hat.
Zdanoka gilt in investigativen Kreisen als eine Figur, die womöglich vom russischen Nachrichtendienst mit der Zielsetzung betraut wurde, pro-russische Sentiments im Baltikum zu schüren. Speziell in einem Zeitraum von 2004 bis 2017 wird ihr vorgeworfen, von russischen Agenten zu diesem Zwecke beeinflusst und geleitet worden zu sein. Diese Annahme gründet sich auf geleakte E-Mail-Korrespondenzen, die in investigativen Medienberichten aufgetaucht sind und somit Zdanokas langjährige Unterstützung Moskauer Positionen in neuem Licht erscheinen lassen.
Im Angesicht der aktuellen geopolitischen Konfliktsituation erhält dieser Fall eine Brisanz, die weit über die Grenzen Lettlands hinausreicht und eine scharfe Beobachtung durch politische Beobachter und Sicherheitsinstitutionen europaweit nach sich zieht. (eulerpool-AFX)