EKD-Ratsvorsitzender erwartet Käßmann-Comeback
Das sagte Schneider, der auch Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland ist, am Dienstag in Düsseldorf. Welche herausgehobene Position Käßmann, die in der vergangenen Woche nach einer Alkoholfahrt alle Kirchenämter niedergelegt hatte, innerhalb des deutschen Protestantismus einnehmen werde, sei allerdings noch nicht absehbar. «Es kommt darauf an, was wann wo gefragt ist», betonte der amtierende EKD-Ratsvorsitzende im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Er selbst sei «offen für eine Kandidatur» bei der Wahl zum neuen Ratsvorsitz während der EKD-Synode im November in Hannover, sagte der 62-Jährige. Mitglieder des Rates hätten ihn am Wochenende dazu ermutigt: «Das tut mir gut. Aber klar ist: Die Synode wählt den Ratsvorsitz». Seine Lebensplanung sei eigentlich anders gewesen, meinte Schneider. «Aber wenn ich in diese Situation hineingestellt werde, dann stelle ich mich ihr.» Zunächst geschehe dies aus Pflichtgefühl, «aber die Lust wird kommen, das denke ich schon».
In seiner bevorstehenden EKD-Arbeit sehe er große Kontinuität zur Ära Käßmann. «Wir haben gemeinsame Projekte auf den Weg gebracht.» Im Vordergrund einer an der biblischen Botschaft orientierten Kirche, «die bei den Menschen sein muss», stehe die Frage nach Frieden und sozialer Gerechtigkeit. «Die Rolle der Bundeswehr wird angemessen zu diskutieren sein». Durch das auch von seiner Amtsvorgängerin skeptisch gesehene deutsche Engagement in Afghanistan «ist der Krieg mitten in unserer Gesellschaft angekommen, darüber müssen wir reden.»
Bei der Frage der sozialen Gerechtigkeit würden die Verursacher der Krise zu wenig in die Pflicht genommen, sagte der Vertreter von 25 Millionen evangelischer Christen. «Stattdessen geht gleich die Debatte los über Sozialabbau.» Ihn beschäftige mit Blick auf die Gesellschaft die «Sorge, dass der soziale Zusammenhalt weiter ausgehöhlt wird». Die Bibel gebe klare Hinweise, wie mit Armen und Benachteiligten umzugehen sei, «das können wir nicht allein der Barmherzigkeit des Einzelnen überlassen.»
Durch die Autofahrt mit 1,54 Promille der früheren EKD- Ratsvorsitzenden Käßmann ist die Evangelische Kirche nach Ansicht Schneiders nicht in schlechtes Licht gerückt: «Ihr Umgang mit ihrem Fehlverhalten war glaubwürdig, so dass ich kein Glaubwürdigkeitsproblem der Kirche sehe.» Die Kirchenbasis habe Käßmann überwiegend gedrängt, im Amt zu bleiben. Das Geschehen habe gezeigt, dass auch die Menschen innerhalb der Kirche «keine Heiligen sind».
Gespräch: Gerd Korinthenberg, dpa