Diskussion um Kinderkrankenscheine: Kinderärzte fordern Entbürokratisierung
Eltern von erkrankten Kindern stehen häufig vor der Frage, wer zu Hause bleibt und wie schnell eine ärztliche Bescheinigung vorgelegt werden muss, um eine Freistellung von der Arbeit zu rechtfertigen. Eine Diskussion, die nicht nur Familien, sondern auch Kinderärzte zunehmend belastet. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, argumentiert, dass der Prozess der Ausstellung von Bescheinigungen für leichte Erkrankungen unnötige pädiatrische Ressourcen verbrauche und schlägt daher vor, diese Anforderung zu überdenken.
Hubmann kritisiert die gesetzliche Verpflichtung, bei der Kinderärzte entscheiden sollen, ob ein Elternteil zur Betreuung zu Hause erforderlich ist. In der Realität könnten sie dies nicht beurteilen. Kinderärzte als Kontrollorgane für Arbeitsgeber seien unpassend, so Hubmann, der auch die Notwendigkeit von Attesten für die Wiederaufnahme in Kitas und Schulen nach geringen Gesundheitsproblemen in Frage stellt.
Elternteile, die sich um ein erkranktes Kind kümmern müssen, können bei Vorlage einer entsprechenden ärztlichen Bescheinigung eine Freistellung erhalten. Im Falle eines Verdienstausfalls greift für gesetzlich Versicherte das Kinderkrankengeld, das meist 90 Prozent des Nettolohns abdeckt. Der Arbeitgeber ist in solchen Fällen oft nicht zur Lohnfortzahlung verpflichtet. Der Anspruch auf Kinderkrankengeld gilt für bis zu 30 Tage bei Alleinerziehenden und bis zu 35 Tage pro Elternteil bei mehreren Kindern.
Laut Jakob Maske vom Kinderärzteverband ist die Anzahl der jährlich ausgestellten Kinderkrankenbescheinigungen schwer abzuschätzen, stellt jedoch einen administrativen Aufwand für die Praxen dar. In diesem Kontext bemüht sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) um eine Reduktion bürokratischer Hürden. Seit Dezember sind Krankschreibungen und Kinderkrankenbescheinigungen telefonisch möglich. Es bestand auch der Ansatz, eine Vorlagepflicht erst ab dem vierten Tag der Erkrankung einzuführen, welche jedoch durch Einwände der FDP unbeantwortet blieb.
Für Eltern bleibt die Situation angespannt und Lösungswege befinden sich noch in der Schwebe, trotz zunehmender Frustration und Unterstützung aufseiten der Kinderärzte und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB). (eulerpool-AFX)