Dax verzeichnet Höhenflug dank Entspannung im Handelskonflikt
Der jüngste Aufschwung an den Aktienmärkten erhält seine Dynamik aus einer vorübergehenden Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China. Vor allem deutsche Auto- und Technologiewerte ergriffen die Gunst der Stunde mit kräftigen Kursgewinnen. Allerdings verlor der Dax nach anfänglicher Euphorie etwas an Boden, näherten sich die Gewinne des deutschen Leitindex doch zunächst fast der psychologisch bedeutsamen Marke von 24.000 Punkten. Am Nachmittag hielt sich der Kurs dennoch mit einem stolzen Plus von 0,71 Prozent bei 23.666,59 Punkten. Auch der MDax verzeichnete mit einem Zuwachs von 0,91 Prozent eine positive Entwicklung auf 30.000,25 Punkte. Das Rüstungssegment hingegen trat als Bremsklotz auf, während der EuroStoxx 50 der Eurozone um 1,7 Prozent zulegte.
Die temporäre Rücknahme der Zölle, verabredet in den Gesprächen in Genf, unterstreicht den Versuch beider Nationen, die jeweiligen wirtschaftlichen Belastungen durch den Zollstreit zu entschärfen – zumindest für die kommenden 90 Tage. Die US-amerikanischen Abgaben auf Importe aus China wurden von 145 auf 30 Prozent gesenkt, während die chinesischen Zölle auf Einfuhren aus den USA von 125 auf 10 Prozent reduziert wurden. Gestützt wird die Erholung der Märkte auch von Kommentaren wie dem von Sören Hettler von der DZ Bank, der die kurzfristige Übereinkunft der Großmächte als Auftrieb für die Börsengänge sieht. Dennoch bleibt ungewiss, wie nachhaltig das politische Tauwetter unter US-Präsident Donald Trump tatsächlich sein wird, mahnt Finanzmarktexperte Andreas Lipkow.
Im Dax stachen die Autobauer Mercedes-Benz, BMW, Porsche AG und Volkswagen (VW) hervor und lagen an der Spitze der Gewinner, ebenso wie Daimler Truck. Die positive Kehrtwende im Handelsstreit erweist sich als Segen für die deutsche Automobilindustrie, wie Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut bestätigt. Zuvor hatten die Hersteller aufgrund wachsender Probleme im chinesischen Markt herbe Verluste hinnehmen müssen.
Technologieaktien, darunter Infineon und Siemens, konnten ebenfalls von den Entwicklungen profitieren, mit Kurssteigerungen von 8,8 beziehungsweise 4,9 Prozent. Diese Aufwärtsbewegung spiegelte sich auch an der Nasdaq wider. Andererseits sahen sich Rüstungstitel unter Druck: Als Reaktion auf mögliche Annäherungen zwischen Russland und der Ukraine erlitten Rheinmetall sowie Hensoldt und Renk Verluste.
Eine spannende Entwicklung erlebte ProSiebenSat.1 im SDax mit einem Kurssprung von 20 Prozent. Der tschechische Großinvestor PPF plant eine Erhöhung seines Aktienanteils, bleibt jedoch knapp unter der Schwelle für ein Übernahmeangebot. Diese Dynamik entfacht Spannungen mit MediaForEurope MFE, einem weiteren Großaktionär.
Mit Blick auf die laufende Berichtssaison erlangten Unternehmen aus dem zweiten und dritten Börsensegment besondere Aufmerksamkeit. So erklomm United Internet im MDax die Spitzenposition mit einem bemerkenswerten Plus von 10,4 Prozent. Ionos dominierte sogar den SDax mit einem Zuwachs von 10,7 Prozent, während 1&1 nach anfänglichen Gewinnen durch Belastungen beim Netzausbau nachgab. Derweil hob Ionos seine Prognosen im AdTech-Bereich, was der Aktie zu einem neuen Rekord verhalf.
Procredit konnte im SDax nach soliden Quartalszahlen ein Plus von 4,1 Prozent verbuchen und ein mehrjähriges Hoch erreichen. Dem gegenüber steht Salzgitter mit einem Rückgang von 4,8 Prozent als Folge enttäuschender Ergebnisse im ersten Quartal.