Das Rennen gegen die Uhr: Klimabudget droht aufzubrauchen
Ein besorgniserregender Bericht zur globalen Klimasituation lässt die Alarmglocken weltweit läuten: Bei unverändertem Ausstoß klimaschädlicher Emissionen wird das verbleibende CO2-Budget, welches notwendig ist, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, in etwa drei Jahren erschöpft sein. Dieses Budget definiert die Restmenge an ausstoßbarem CO2, um ein Schwellenmaß an Erderwärmung nicht zu überschreiten.
Der kürzlich bei der UN-Klimakonferenz in Bonn präsentierte Jahresbericht der Wissenschaftsinitiative Indicators of Global Climate Change (IGCC) prognostiziert, dass auch die Budgets für eine Erderwärmung von 1,6 oder 1,7 Grad innerhalb von neun Jahren aufgebraucht sein könnten. Studienleiter Piers Forster machte deutlich, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Erderwärmung effektiv zu begrenzen.
Der anhaltend hohe Ausstoß von Treibhausgasen sei maßgeblich für das rasche Tempo der Erderwärmung verantwortlich. Forster fordert einen radikalen Rückgang der CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen und Abholzung auf null. Darüber hinaus zeigt die Studie besorgniserregende Daten zum Meeresspiegel: Von 2019 bis 2024 stieg dieser um 26 Millimeter, wobei seit 1900 ein Anstieg von durchschnittlich 22,8 Zentimetern gemessen wurde.
Aimée Slangen vom Königlich-Niederländischen Institut für Meeresforschung warnte vor den dramatischen Folgen für niedrig gelegene Küstenregionen, die zunehmend von Sturmfluten und Küstenerosion bedroht sind. Die erstellte Studie wird von einem internationalen Team aus über 60 Wissenschaftlern getragen, das aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimasystem und menschlichen Einwirkungen bereitstellt.
Die IGCC-Initiative ergänzt die Berichte des Weltklimarats (IPCC) um jährliche Datensätze. Trotz des Pariser Klimaabkommens von 2015, das die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen möchte, hat das Jahr 2024 als erstes Jahr seit Messbeginn diesen Wert überschritten. Dennoch wurde die im Abkommen festgelegte Grenze, die Temperaturabweichungen über 20 Jahre mittelt, formal noch nicht erreicht.
Experten halten die 1,5-Grad-Marke aufgrund der derzeit nur marginal rückläufigen Treibhausgasemissionen und des Politikwechsels in den USA jedoch für kaum noch erreichbar. Ein Rückgang der Emissionen um mindestens 43 Prozent bis 2030 wäre nötig, um die Erwärmung wirklich zu stoppen, doch erstarkt vielerorts ein Rollback des Klimaschutzes.