Co-Pilot van Koert: «Ich streike nicht leichtfertig»
Mit rund 500 Kollegen demonstrierte der 39-Jährige am Montag vor der Verwaltung seines Arbeitgebers Lufthansa an Deutschlands größtem Flughafen. «Wir streiken!» war auf einem knallroten Anstecker an van Koerts blauer Uniform zu lesen.
«Demonstrieren ist für mich ungewöhnlich», räumt der Co-Pilot ein. Mit seinem leisen holländischen Akzent passt er nicht ins Klischee des forschen Piloten, über die sich in den Terminals mancher Passagier aufregt. Seit 1999 fliegt van Koert für die Lufthansa. Erst saß der Co-Pilot im Airbus 320, nun in der 747, die ihre Ziele oft in zähen Nachtflügen ansteuert. Seine zweijährige Ausbildung musste van Koert teils aus eigener Tasche bezahlen. Der Anteil wird über ein Darlehen mit dem Gehalt verrechnet.
Bei allem Stress im Job: Wie die anderen Streikenden mit den Goldstreifen am blauen Ärmel weiß auch van Koert, dass viele Menschen den Protest der gut verdienenden Piloten nicht verstehen. «Als besser Bezahlter nimmt man sein Streikrecht nicht leichtfertig wahr», betont er. «Doch irgendwann muss man auf die Pauke hauen.» Die Piloten hätten es zuvor im Dialog versucht. Längst geht es bei Lufthansa um mehr als Geld. Die Stimmung zwischen Piloten und Management sei schlecht, sagt van Koert. Seine Kollegen nicken.
Van Koert teilt die Sorge, Lufthansa könnte häufiger Jets mit schlechter bezahlten Besatzungen einsetzen. Für ihn spielt es eine Rolle, wie viele Cockpits künftig direkt von Lufthansa besetzt werden. Je mehr es sind, desto schneller könnte für den Co-Piloten ein Chefsessel frei werden. Ein paar Jahre wird er in jedem Fall noch darauf warten müssen.
«Es tut mir leid, dass Passagiere ihre Ziele nicht erreichen», sagt van Koert. Er will sie bald wieder aus dem Cockpit begrüßen. Doch heute macht er sich mit seinen Kollegen Mut für den Streik. Klatschend und pfeifend stehen sie vor der Frankfurter Lufthansa- Zentrale - so wie sonst wütende Stahlarbeiter im Ruhrgebiet. Van Koert sagt: «Ich habe jetzt auch mehr Verständnis für Müllwerker und Kindergärtnerinnen, die streiken.»