China setzt auf Drohnen als Wachstumsfaktor – „Low-Altitude Economy“ soll Milliardenmarkt werden
Die chinesische Regierung treibt den Ausbau einer sogenannten „Low-Altitude Economy“ gezielt voran und verankert damit unbemannte Luftfahrtsysteme als strategischen Wachstumstreiber in ihrer Industriepolitik. Bereits jetzt zählt die Volksrepublik mehr als 2,2 Millionen registrierte Drohnen, eine Infrastruktur, die insbesondere in Shenzhen konkrete Anwendung findet – vom Transport medizinischer Proben über Feuerbekämpfung bis hin zur Essenslieferung durch Anbieter wie Meituan.
Laut Schätzungen der Civil Aviation Administration of China (CAAC) soll der Marktwert der unter 1.000 Meter Flughöhe operierenden Luftfahrtbranche bis 2035 auf 3,5 Billionen Renminbi (ca. 490 Mrd. US-Dollar) anwachsen – eine Verfünffachung gegenüber heute. Die dafür eigens gegründete Abteilung zur Entwicklung der Low-Altitude Economy innerhalb der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission unterstreicht den politischen Stellenwert des Sektors.
Im Zentrum steht Shenzhen, Sitz des Weltmarktführers DJI, der gemeinsam mit Tausenden Zulieferern rund 70 bis 80 Prozent der weltweiten Drohnenproduktion abdeckt. Auch technologisch dominiert China den Sektor: 79 Prozent aller im vergangenen Jahr weltweit genehmigten Drohnenpatente stammen laut Mathys & Squire aus dem Reich der Mitte – allein 64 davon von DJI.
Neben klassischen Anwendungen in der Landwirtschaft und Geodäsie – laut Daten des Analyseanbieters Guanyan Tianxia machen diese zusammen mehr als die Hälfte aller industriellen Einsätze aus – steigt das zivile Interesse spürbar. So verzeichnet der Agrardrohnenhersteller JIS inzwischen höhere Verkaufszahlen bei Trainingsmodellen als im Kerngeschäft. Der Bedarf an qualifizierten Piloten wächst parallel zum Marktzugang.
Gleichzeitig bleibt das Militär der wichtigste Abnehmer. Unternehmen wie Huahang High-Tech liefern derzeit rund 90 Prozent ihrer hochpreisigen Drohnen an militärische Kunden. Die Hoffnung liegt jedoch auf einer stärkeren zivilen Nutzung – trotz Preisdruck und Exportkontrollen. „Für Unternehmen wie uns ist die Teilnahme an zivilen Messen eine Überlebensstrategie“, sagt Projektmanager Li Sijia.
Die technologische Innovationsdichte zeigt sich auch im akademischen Bereich: Die National University of Defense Technology allein meldete in den vergangenen zwei Jahren 73 Patente an. Die tatsächliche Zahl dürfte aufgrund geheimer Militäranwendungen noch deutlich höher liegen.