Bundeswehr-Kommandeur will Verstärkung für Kundus

Kundus (dpa) - Der Bundeswehr-Kommandeur im nordafghanischen Kundus hat sich für eine deutliche Verstärkung der Kampftruppen in der Unruheregion ausgesprochen.

«Auf die Provinz Kundus gerechnet wären eine weitere Kompanie (mit 150 Soldaten) und bestimmte andere Fähigkeiten im Pionierbereich wünschenswert», sagte Oberst Kai Rohrschneider der Deutschen Presse-Agentur dpa in Kundus. Mehr Truppen würden ermöglichen, «mit weniger Gefechten, weniger Kampf und weniger Gewalt auszukommen, weil die Aufständischen dann vor dieser militärischen Präsenz ausweichen und wir in Räume hineinkommen, in denen wir afghanische Sicherheitsstrukturen einrichten können».

Der Kommandeur des Wiederbaufbauteams (PRT) sagte: «Wir haben hier in Kundus in den vergangenen Monaten beobachtet, dass die Bevölkerung nicht mehr an einen Sieg der Taliban glaubt. Aber sie glaubt auch noch nicht an einen Sieg der (Internationalen Schutztruppe) ISAF und der afghanischen Regierung. Dafür ist es erforderlich, dass wir für eine gewisse Zeit unsere militärische Präsenz erhöhen.» Aus welchem Land zusätzliche Soldaten kämen, sei «zunächst einmal egal». Einfacher sei es aber, wenn «Kräfte einer Nation» zusammenarbeiteten.

Derzeit seien mit vier Infanterie-Kompanien zwar ausreichend Truppen in Kundus, sagte Rohrschneider. Eine dieser Kompanien sei aber nur vorübergehend zur Verstärkung aus dem deutschen Hauptquartier in Masar-i-Scharif nach Kundus entsandt worden. Diese Soldaten fehlten anderswo im nordafghanischen Verantwortungsbereich der Bundeswehr. «Von daher wird man sich die Frage längerfristig stellen, ob das so möglich ist. Das PRT Kundus für sich alleine könnte ein Mehr an Kräften natürlich schon gebrauchen.»

Rohrschneider sagte, die Lage in Kundus habe sich in den vergangenen Monaten beruhigt, sei aber «strukturell immer noch problematisch». In der Bevölkerung sei es zu einem Meinungsumschwung gekommen. «Der Glaube in weiten Bereichen der Provinz im Sommer, dass die Taliban im Winter hier alles kontrollieren, dieser Glaube existiert nicht mehr. Das ist durch die Operation der afghanischen Sicherheitskräfte und von uns verändert worden.» In den kommenden Monaten rechne er dennoch mit einer Eskalation der Gewalt. «Ich vermute, dass wir im Frühjahr hier im Raum wieder auf verstärkte Aktivitäten der Taliban stoßen werden.» Ein Teil der derzeitigen Ruhe sei darauf zurückzuführen, dass die Taliban sich neu organisierten.

Der Oberst sagte, der umstrittene Luftangriff vom vergangenen September, bei dem auch Zivilisten starben, «spielt für die Soldaten eine Rolle in der Frage, wie entwickelt sich das mit der Rechtssicherheit weiter. Die Soldaten wünschen sich natürlich eine möglichst eindeutige und klare Rechtslage, auf der sie agieren. Natürlich empfindet man die Tatsache, dass das eigene Handeln Bestandteil staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wird, schon als etwas beunruhigend.»

Beim Blick nach Deutschland gebe es unter den Soldaten «sicher eine gewisse Unruhe, vielleicht auch eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Frage, wie stellt sich denn die Heimat zu dem, was wir tun», sagte der Oberst. Das hindere sie aber nicht daran, ihre Aufgabe zu erfüllen. «Die Soldaten machen hier gute Arbeit, und das wissen sie auch.» Die Stimmung unter den Soldaten sei gut.

Konflikte / Bundeswehr / Afghanistan
17.01.2010 · 09:27 Uhr
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