Brustimplantate: Entschädigung für Opfer schwierig

Paris/Berlin/Bonn (dpa) - Im Skandal um französische Billig-Brustimplantate ist eine Entschädigung der im Land klagenden 2500 Frauen nach Medienberichten fraglich.

Der Gründer des insolventen Unternehmens PIP, Jean-Claude Mas, hat sein Eigentum nach Informationen der Zeitung «Le Figaro» (Mittwoch) über ausländische Beteiligungsfirmen verteilt und weitgehend seiner Familie überschrieben. Dazu gehöre auch eine Villa, die nun für 1,6 Millionen Euro zum Verkauf stehe. Zuvor hatte er in Vernehmungen bewusste Täuschung von Kontrollbehörden zugegeben. In Deutschland sind inzwischen 25 gerissene Implantate bekannt.

Auch die Wirtschaftszeitung «Les Echos» schätzt die Chancenlage bei den Entschädigungen als «schwierig» ein, da selbst die Versicherung des Unternehmens wegen «bewusst falscher Erklärungen» klagt. Einige Opfer versuchten daher, ihre Schönheitschirurgen wegen ungenügender Information haftbar zu machen. Weltweit sollen 400 000 bis 500 000 Frauen minderwertige Silikonkissen der französischen Firma Poly Implant Prothèse (PIP) erhalten haben.

Angesichts des Skandals um die PIP-Brustimplantate fordern Experten strengere Kriterien für Medizinprodukte. «Im Interesse der Patienten sollten die Marktzugangsvoraussetzungen für Medizinprodukte mit hoher Risikoklasse wie Herzschrittmacher, Kniegelenke, Stents oder Hüftprothesen im Grundsatz nicht anders sein als die für Arzneimittel», sagte der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Prof. Jürgen Windeler, der Berliner «Tageszeitung» (taz/Donnerstag).

Das Bundesgesundheitsministerium hatte sich für eine bessere Überwachung der Medizinprodukte ausgesprochen. «Aus Sicht des Ministeriums handelt es sich nicht um ein Problem der Zulassung, sondern um ein Problem der Überwachung», hatte eine Ministeriumssprecherin der taz (Sonntag) angesichts der minderwertigen PIP-Produkte gesagt.

BfArM-Präsident Walter Schwerdtfeger hält dies für nachvollziehbar. «Was ich mir als Privatperson vorstellen könnte und vielleicht auch wünschen würde, wäre natürlich, dass Kontrollen in den Einrichtungen, wo hergestellt wird, vielleicht auch mal unangemeldet erfolgen», sagte der BfArM-Präsident im ZDF-«Morgenmagazin».

«Wir wissen mittlerweile von 25 Fällen, in denen das Implantat tatsächlich gerissen ist», erläuterte Schwerdtfeger. Zuvor waren bundesweit 19 Fälle bekannt. Das Amt warnt auch vor Brustimplantaten des niederländischen Unternehmens Rofil, die identisch mit den PIP-Implantaten seien.

Auch in den Niederlanden haben das Gesundheitsministerium und der Verband der Schönheitschirurgen (NVPC) den 1400 betroffenen Frauen empfohlen, die Billig-Brustimplantate herausnehmen zu lassen. Es folgte damit Deutschland, Frankreich und Tschechien. Frankreichs Krankenkasse Cnam erstattete bei der Staatsanwaltschaft Marseille Strafanzeige wegen schweren Betrugs. Ein Zusammenhang zwischen den Silikonkissen und Krebs wird befürchtet, bewiesen ist er aber nicht.

Kriminalität / Gesundheit / Deutschland
11.01.2012 · 17:07 Uhr
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