Brenntag trotzt der Flaute: Effizienzoffensive und Synergien im Fokus
Auch im dritten Quartal hat sich die angespannte Wirtschaftslage auf den Chemikalienhändler Brenntag ausgewirkt, der deutliche Rückgänge bei Umsatz und operativem Ergebnis verzeichnete. Trotz der Schwierigkeiten zeigte sich das Unternehmen für das Gesamtjahr erneut vorsichtig. CEO Jens Birgersson, ehemals Chef von Rockwool und seit September im Amt, zog ein vorläufiges Fazit seiner ersten Monate und verwies auf herausfordernde Marktbedingungen ohne Anzeichen einer baldigen Besserung.
Überraschend positiv nahm die Börse die aktuellen Zahlen zur Kenntnis: Die Aktien von Brenntag stiegen kurz nach Handelsbeginn um bis zu neun Prozent und notierten zuletzt mit einem Plus von rund 4,7 Prozent bei 49,30 Euro. JPMorgan-Analyst Chetan Udeshi stellte fest, dass die Resultate besser als befürchtet seien. Der Barclays-Experte Gaurav Jain, bekannt für seine pessimistische Sicht auf den europäischen Chemiesektor, sieht in Chemikalienhändlern wie Brenntag dennoch ein vergleichsweise stabiles Standbein.
Der Essener Dax-Konzern rechnet nun damit, das untere Ende der bereits reduzierten Jahresprognose von 0,95 bis 1,05 Milliarden Euro beim operativen Ergebnis zu erreichen. Birgersson plant, die Effizienz zu steigern, indem zentrale Strukturen vereinfacht und die Kostenbasis überarbeitet werden sollen. Eine neue Strategie soll in der zweiten Jahreshälfte 2026 vorgestellt werden.
Angesichts des schwierigen Umfelds intensiviert Brenntag seine Kosteneinsparungsmaßnahmen. Finanzchef Thomas Reisten gab an, dass im dritten Quartal 45 Millionen Euro eingespart wurden und das langfristige Ziel einer Kostenreduzierung um 300 Millionen Euro bis 2027 auf Kurs liegt. Planungen umfassen die Straffung administrativer Prozesse und die Reduzierung von Doppelstrukturen, inklusive eines globalen Personalabbaus und Standortschließungen.
Interessanterweise entschied Birgersson, die Sparten Prozesschemikalien (Essentials) und Spezialchemikalien (Specialties) nicht zu entflechten, da Synergien in Kosten, Personal und Marktzugang bestehen. Diese Entscheidung stellt einen strategischen Vorteil für Brenntag dar. Sein Vorgänger Kohlpaintner hatte bereits die Pläne zur Trennung überarbeitet.
Im dritten Quartal sanken die Umsatzerlöse um 8,6 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, beeinträchtigt durch schwache Nachfrage und ungünstige Wechselkurse. Der operative Gewinn fiel um 13,6 Prozent auf 243 Millionen Euro, während der Aktionärsgewinn bei 113,1 Millionen Euro lag, nach 118,2 Millionen im Vorjahr. Brenntag handelt mit Chemikalien und Inhaltsstoffen in kleineren Mengen und bleibt durch Übernahmen auf Wachstumskurs. Konjunkturrückgänge belasten den Händler weniger stark als große Chemiekonzerne, da Kunden eher auf Händler zurückgreifen.

