Blutiger Terror im Süden Israels

Tel Aviv/Berlin/Washington (dpa) - Bei einem der blutigsten Terrorakte seit Jahren sind in Israel nahe dem Touristenort Eilat mindestens sieben Israelis getötet worden. 31 weitere wurden bei den vier koordinierten Anschlägen am Donnerstag an der Grenze zu Ägypten verletzt.

Spezialkräfte der Polizei hätten vier Terroristen getötet, drei weitere seien verwundet und würden gejagt, sagte Armeesprecherin Abitel Leibovich. Deutsche sind nach Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes nicht betroffen. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak gab Ägypten eine Mitschuld; Regierungschef Netanjahu warnte, Terroristen würden für Angriffe auf Israel einen hohen Preis zahlen.

Die Identität der Täter war zunächst unklar. Israel betonte, die Attentäter stammten aus dem Gazastreifen. Nur Stunden später flog die israelische Luftwaffe nach palästinensischen Angaben einen Angriff auf Ziele im Gazastreifen. Bei Rafah seien dabei sechs Menschen getötet worden, sagte ein Sprecher des medizinischen Notdienstes. Unter den Getöteten soll auch der Chef der besonders extremen Organisation «Volkswiderstands-Komitees» (PRC), Awab Airab, sein. Die israelischen Streitkräfte betonten, der Angriff habe einem PRC-Führer gegolten.

Beobachter sprachen angesichts der Eilat-Anschläge von einer neuen Dimension des Terrors. Die Attentäter hätten zunächst einen Reisebus nördlich des Badeortes am Roten Meer beschossen und seien dann geflohen. Kurz darauf seien am selben Straßenabschnitt ein zweiter Bus und zwei Privatautos unter Feuer genommen worden. Ein herbeigerufenes Armeefahrzeug sei auf eine Sprengfalle gefahren.

Den Erkenntnissen zufolge setzten die Attentäter auch panzerbrechende Waffen und Mörser ein, sagte Armeesprecher Joab Mordechai im Rundfunk. Die getöteten Angreifer hätten Sprenggürtel und Handgranaten getragen, die erst entschärft werden mussten.

Nach Angaben von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sind die Drahtzieher der Anschläge bereits tot. «Die Leute, die die Befehle für die heutigen Angriffe gegeben haben, sind schon nicht mehr am Leben», sagte der Regierungschef am Abend in einer kurzen Ansprache im Fernsehen. Einzelheiten nannte er nicht. «Wenn Terroristen denken, sie könnten Israel ungestraft angreifen, dann werden sie einen Preis zu zahlen haben, einen sehr hohen Preis», warnte Netanjahu.

Es handelte sich um den verheerendsten Terroranschlag in Israel seit dem 6. März 2008. Damals tötete ein arabischer Attentäter acht Studenten in einer jüdischen Religionsschule in Jerusalem. Die Serie von Anschlägen trifft Israel mitten in der touristischen Hochsaison. In der Urlauberhochburg Eilat am Roten Meer verbringen im August zehntausende Menschen aus aller Welt ihre Ferien. Die südisraelische Stadt galt bislang als sicher.

Verteidigungsminister Barak gab Ägypten eine Mitschuld an den Anschlägen. «Die Angriffe sind ein Beweis für die mangelnde Kontrolle der Ägypter auf der Sinai-Halbinsel und das Erstarken terroristischer Gruppen dort», hieß es in einer Erklärung des Verteidigungsministeriums. Die Drahtzieher der Anschläge säßen aber im Gazastreifen, schrieb Barak weiter. Israel werde mit aller Härte und Entschiedenheit reagieren.

Die USA und die Vereinten Nationen verurteilten die Anschläge scharf. «Die USA und Israel stehen vereint gegen den Terror», hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. «Ich hoffe, dass die Täter schnell identifiziert und vor Gericht gebracht werden», sagte der UN-Chef. Er befürchte eine Eskalation der kritischen Lage und rufe alle Beteiligten zu beherrschtem Handeln auf.

Auch Frankreich und Deutschland verurteilten die Anschläge und sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. «Nichts kann derartige Taten rechtfertigen zu einer Zeit, wo alle Energien für den Dienst am Frieden mobilisiert werden sollten», hieß es in einer Erklärung des Außenamtes in Paris.

Außenminister Guido Westerwelle warnte davor, sich von der Suche nach einer Friedenslösung für den Nahen Osten abbringen zu lassen. «Das schwierige Ringen um Frieden und Ausgleich im Nahen Osten darf nicht durch Terror und Gewalt torpediert werden.» Der FDP-Politiker versicherte zugleich: «Wir stehen in dieser schweren Stunde an der Seite unserer israelischen Freunde.»

Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich tief betroffen. «Wir trauern um die Ermordeten; ihren Familien gilt unsere Anteilnahme. Wir beten um volle Genesung der Verwundeten», so Präsident Dieter Graumann. Die Anschläge verdeutlichten, dass der politische Umbruch in der arabischen Welt von Feinden des Friedens für ihre Zwecke missbraucht werde.

Es war der zweite Terroranschlag in Israel in diesem Jahr. Am 23. März waren in Jerusalem eine Frau getötet und dutzende Menschen verletzt worden. Der Sprengsatz explodierte in einer Tasche, die ein mutmaßlich palästinensischer Attentäter an einer Haltestelle nahe der zentralen Busstation abgestellt hatte.

Konflikte / Israel / Nahost
18.08.2011 · 22:33 Uhr
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