Blatters Sorge: WM-Tickets als Ladenhüter
Am Tag nach der großen Auslosungs-Show von Kapstadt startet die dritte Verkaufsphase, in der bis zum 22. Januar eine Million Tickets verkauft werden sollen. Bisher war die Quote mit 674 203 verkauften Eintrittskarten - einer Auslastung von 92 Prozent - nicht schlecht, doch klare Signale werden die WM-Organisatoren erst haben, wenn auch ein «Run» auf die nun feststehenden Spielpaarungen einsetzt.
«Es ist seit je die bei weitem wichtigste Verkaufsphase, da die Fans nun wissen, wer in den Gruppenspielen aufeinandertrifft», sagte der deutsche WM-Berater Horst R. Schmidt. Karten gibt es in dieser Phase für alle 64 WM-Spiele. Und genau das ist das Problem. Die WM- Begeisterung der Südafrikaner ist sehr selektiv. Das heimische Team wird mit großer Leidenschaft und einem Hang zum Fatalismus unterstützt. Englands «Three Lions» werden bewundert, Brasilien, Italien und auch Deutschland durchaus interessiert verfolgt. Alle anderen Mannschaften wecken kaum Begeisterung. «Es wird sicherlich Spiele geben, für die das Interesse geringer ausfällt», sagte WM- Cheforganisator Danny Jordaan.
Manche Spiele werden also hoffnungslos überbucht sein, bei anderen wird sich die Nachfrage extrem in Grenzen halten. Dieses Problem zeigte sich schon beim Confederations Cup im Sommer 2009, als die Südafrikaner für Partien Neuseelands, Ägyptens oder des Iraks und selbst für Europameister Spanien nicht recht zu begeistern waren. FIFA und WM-OK reagierten prompt. Eine bislang einmalige Freikartenaktion wurde initiiert. Der König von Bafokeng kaufte alleine 10 000 Karten für Spiele in seinem Hoheitsgebiet Rustenburg. Über's TV in alle Welt ausgestrahlte Bilder von leeren Rängen hätten das Südafrika-Image zu sehr beschädigt. Eine Wiederholung bei der WM schloss Blatter allerdings schon aus. Das FIFA-Premiumprodukt soll es nicht als Dumpingware geben.
Für viele - vor allem schwarze - Südafrikaner, die das Gros der Fußball-Fans im Land stellen, sind aber selbst die günstigen, für sie reservierten, Kategorie-4-Karten ab 13 Euro zu teuer. Und wie viele potente ausländische WM-Touristen letztlich kommen werden, ist eine nur zu schätzende Größe. Auf 450 000 Gäste hoffen die Südafrikaner, die Zahl scheint unrealistisch hoch. Die angeblich notwendige Bettenkapazität wurde vom WM-OK mehr oder weniger unauffällig von 55 000 auf 48 000 reduziert. Auch ein Indiz, dass sich die Reiseankündigungen in Grenzen halten.
Schmidt rechnet mit 10 000 deutschen WM-Touristen. Die Nachfrage nach dem für DFB-Fans reservierten Kontingent von zwölf Prozent pro Spiel dürfte groß sein. Karten können über die Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bestellt werden. Dieses Kontingent steht jeder beteiligten Mannschaft zu. Alle anderen Tickets sind nur über die Internetseite des Weltverbandes FIFA zu beziehen.
Karten sind von 13 Euro in der günstigen Südafrika-Kategorie bis 105 Euro in der Vorrunde zu haben. Diese Preise steigern sich bis hin zum teuersten Finalticket, das rund 600 Euro kostet. Bisher kamen 361 582 Karten-Bestellungen und dabei der größte Teil von Südafrikanern (53,6 Prozent). Deutschland rangiert mit 25 112 Kartenwünschen hinter den USA (84 103 Bestellungen) und Großbritannien (48 388) bisher auf Platz vier.