BHP kämpft mit Aktieneinbruch nach Angebot für Anglo American
Im Zuge der Ankündigung eines möglichen Übernahmeangebots durch BHP für den Konkurrenten Anglo American, wurden Bedenken von Investoren laut, die zu einem deutlichen Rückgang der Aktien des australischen Bergbaukonzerns führten. Das Angebot, welches eine All-Stock-Transaktion für den kleineren, in Großbritannien notierten Rivalen darstellt, zielte darauf ab, BHPs Stellung als einer der weltweit größten Lieferanten von Kupfer und Kohle zu festigen. Das Management von BHP betonte die Absicht, bestimmte unabhängig gelistete Divisionen von Anglo, wie die südafrikanischen Eisenerz- und Platinsektoren, abspalten zu wollen und eine Überprüfung der weiteren Vermögenswerte von Anglo nach Abschluss des Deals vorzunehmen.
Die Sorge über die Komplexität und die mögliche Notwendigkeit, das Angebot zu erhöhen, führte zu einem Kursrückgang von 4,5 Prozent bei BHP in Australien am Freitag. Einige Großaktionäre von Anglo American äußerten sich dahingehend, dass das Angebot ihre Firma unterbewerte. Die Schwierigkeit des Unterfangens sowie damit verbundene politische und kartellrechtliche Risiken könnten zu anhaltenden Unsicherheiten für die Aktien von BHP und Anglo American führen.
Australiens größtes Unternehmen nach Marktkapitalisierung stieß mit dem Rückgang der eigenen Aktien den S&P/ASX 200 Index um 1,4 Prozent nach unten. Kaan Peker von RBC Capital Markets deutete an, dass das Erstangebot, nach dem Rückgang des Aktienpreises von Anglo American, als opportunistisch angesehen wird und dass möglicherweise ein größeres Angebot erforderlich sein könnte, um die Übernahme zu sichern.
Die Initiative, Anglo zu übernehmen, ist der jüngste Versuch des in Melbourne ansässigen BHP, die globale Bergbauindustrie umzugestalten. Unter CEO Mike Henry, der seit vier Jahren im Amt ist, fokussierte BHP seine Strategie auf Mineralien der Zukunft wie Kupfer, Kalium und Eisenerz und trennte sich dabei von seinen Öl- und Gasexplorationsaktivitäten. Diese strategische Neuausrichtung manifestierte sich bereits im vergangenen Jahr durch die Akquisition von Oz Minerals für 6,4 Milliarden Dollar.
Angesichts der Dimensionen stellt Anglo für BHP ein bedeutendes Risiko dar. Die Experten vergleichen die mögliche Übernahme mit der Fusion von BHP mit dem in London gelisteten südafrikanischen Bergbauunternehmen Billiton im Jahre 2001. Dessen Ausgliederung in das neue Unternehmen South32 im Jahr 2015 kann als Teilrückgängigmachung dieses Deals gesehen werden. Nachdem ein vorheriges Angebot BHPs zur Übernahme von Rio Tinto im Jahr 2007 abgewiesen wurde, hat sich der Konzern auf kleinere Transaktionen konzentriert, mit einem besonderen Augenmerk auf die Steigerung der Produktivität seiner Anlagen und den Verkauf von nicht passenden Vermögenswerten.
Für jegliche bevorstehende Übernahme wird von BHP eine Rechtfertigung durch operative, strategische und synergetische Vorteile erwartet, da der alleinige Aufschlag für eine Kontrollübernahme heutzutage nicht mehr attraktiv scheint. (eulerpool-AFX)