Bericht: Bewegender Abschied von einem «Giganten»
«Für Millionen war er ein Idol, ein Held und sogar ein König», sagte der Geistliche Lucious Smith am Dienstag vor 20 000 trauernden Fans in Los Angeles. «Du warst der größte Star auf dieser Erde», sagte die Rapperin Queen Latifah. Der New Yorker Bürgerrechtler Al Sharpton dankte Jackson dafür, dass er mit seiner Musik eine Brücke zwischen dem schwarzen und dem weißen Amerika geschlagen habe.
Die Familie des Superstars hatte mehr als 20 000 Menschen zu einer Gedenkfeier in das Staples Center eingeladen. Mit ihr sagten Angehörige, Freunde, Kollegen wie Mariah Carey, Lionel Richie und Stevie Wonder dem Toten ein letztes Goodbye. Jacksons Mutter Katherine saß mit den drei Kindern Prince, Paris und Blanket vor dem mit Blumen besteckten Goldsarg, der auf einer weißen Plattform unter der Bühne stand. Nelson Mandela bezeichnete in einem verlesenen Grußwort Jackson als eine «Giganten».
Vor der Arena hatten verzweifelte Fans bis zuletzt gehofft, noch Zutritt zu der Megaveranstaltung zu bekommen. «Ich brauche eine Eintrittskarte. Bin eine passionierte Jackson-Anhängerin», hatte eine junge Japanerin auf ein Poster geschrieben, das sie in die Höhe hielt. Kitty, eine 43-jährige Yogalehrerin, hatte Glück gehabt und bei der Internetauslosung zwei Tickets gewonnen. Als ihr Freund in Holland «wegen des Rummels» abwinkte, verkaufte sie die zweite Karte zum Höchstangebot von 2000 Dollar, verriet sie. Die 33-jährige Spanierin Pilar Martinez appellierte an die Jackson-Familie: «Lasst ihn doch jetzt endlich in Frieden. Sein Leben war schwer genug».
Die Amerikanerin Denise Smith hatte auch ohne Aussicht darauf, die Gedenkfeier in der Konzert- und Sportarena live miterleben zu können, die 18-stündige Fahrt von Seatle nach L.A. auf sich genommen. «Nichts kann mich davon abbringen, in seiner Nähe zu sein. Auch wenn ich nichts sehen kann», sagte Smith. Die 55-jährige Australierin Lynn Champion aus Melbourne erstand außer einem Ticket zum Preis von 700 Dollar auch mehrere Packungen Taschentücher für die Trauerfeier. Ihr Wunsch, dass ein gläserner Sarg ihr einen letzten Blick auf Michael Jackson erlauben würde, ging allerdings nicht in Erfüllung.
Der 29-jährige Kanadier Thierry Marceau sah dem Superstar in einer schwarzen Perücke, Maske und einem der typischen Jackson- Anzüge zum Verwechseln ähnlich. Sein Outfit verhalf ihm zur Gunst einer Jackson- Anbeterin aus Frankreich, die ihm ihr zweites Tickets wegen seines gelungenen Aussehens kostenlos überließ. Auf die Frage, ob die Gedenkfeier wohl nach Michaels Gusto verlaufen würde, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa: «Ich glaube, er wäre lieber wie im Märchen mit einer gläsernen Kutsche nach Neverland gefahren, wo dann alle seine Träume wahr geworden wären.»
Für das große Michael-Jackson-Memorial herrschte am Dienstag in Los Angeles, der «Stadt der Engel» der Ausnahmezustand. Die Polizei hatte sich für bis zu eine Million Fans gerüstet. Dem Ansturm von Fans und Reportern aus aller Welt waren Sicherheitskräfte und Veranstalter zunächst gut gewachsen. Vor dem Staples Center waren über Nacht Tribünen errichtet worden - Platz für 2000 Reporter, Kameras und Scheinwerfer. Reibungslos war auch die Ausgabe der begehrten 17 5000 Eintrittskarten über die Bühne gegangen. Um das Millionenloch für das große Sicherheitsaufgebot zur Jackson-Feier wieder zu füllen, bat die Stadt die Jackson-Fans am Dienstag auf ihrer Internetseite um Spenden.