Anleihenmarkt reagiert auf geopolitische Spannungen: Bund-Future steigt
In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten suchen Anleger üblicherweise Zuflucht in sicheren Häfen. Dieses Phänomen konnte wieder beobachtet werden, nachdem sich die Spannungen zwischen Israel und dem Iran verschärft haben. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future konnte bis zum Mittag einen Anstieg von 0,28 Prozent verzeichnen und landete damit bei 131,53 Punkten. Parallel dazu verzeichneten deutsche Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren einen Renditerückgang auf 2,46 Prozent.
Der Grund für diese Marktbewegungen sind die Nachrichten über eine mutmaßliche Vergeltungsaktion Israels gegen den Iran, welche sich auf Informationen der "New York Times" stützen, die wiederum zwei israelische und drei iranische Regierungsmitarbeiter (nicht namentlich genannt) als Quellen nennen. Trotz internationaler Warnungen scheint Israel somit auf einen zuvor erfolgten Großangriff reagiert zu haben.
Der Bund-Future hatte am Vormittag zunächst deutlicher zugelegt, büßte jedoch einige Gewinne wieder ein, als klar wurde, dass über keine größeren Schäden berichtet wurde. Nach Berichten US-amerikanischer Medien bemühe sich die Führung des Iran darum, den Angriff herunterzuspielen.
Anleiheexperten der Dekabank betonen die Bedeutung der Reaktion des Iran auf den israelischen Angriff. Sollte es bei einem einmaligen und sehr begrenzten Gegenschlag bleiben, der vom Iran nicht weiter hochgespielt wird, könnte das Interesse der Märkte an diesem Ereignis rasch nachlassen, wird in einer Analyse der Bank prognostiziert.
Ein weiterer wichtiger Punkt für den deutschen Markt sind die aktuellen Zahlen zu den Produzentenpreisen. Diese sind im März im Jahresvergleich um 2,9 Prozent gesunken und haben somit den Rückgangstrend weiter verlangsamt, nachdem im Februar noch ein Minus von 4,1 Prozent verzeichnet wurde. Dies stand im Gegensatz zur Erwartung von Analysten, die von einem stärkeren Rückgang ausgegangen waren. Die abgeschwächte Teuerung macht sich ebenso bei den Verbraucherpreisen bemerkbar, welche für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) richtungsweisend sind. Angesichts dieser Entwicklung scheint eine Zinssenkung vonseiten der EZB immer wahrscheinlicher, wobei der Markt mit einer ersten Zinssenkung im Juni rechnet. (eulerpool-AFX)