Analyse: Warum Börsentrends manchmal irrational wirken

Frankfurt/Berlin (dpa) - Ein Großkonzern meldet einen Gewinnsprung - doch der Aktienkurs bricht ein. Ein Forschungsinstitut sagt einen Konjunktureinbruch voraus - aber an der Börse interessiert sich kaum einer dafür. Reaktionen auf dem Parkett zu verstehen, ist manchmal schwer.

Deutschland steht wirtschaftlich blendend da. Der Arbeitsmarkt ist in guter Verfassung, die Konjunkturforscher sagen ein robustes Wirtschaftswachstum voraus, und die Vorzeigebranchen haben volle Auftragsbücher. Doch der Dax verliert in einer Woche 13 Prozent. Wie kommt es also zu diesem scheinbaren Widerspruch zwischen Realwirtschaft und Börsenparkett?

«Das Hauptproblem ist, dass der Blick an der Börse immer in die Zukunft geht», erläutert Thomas Heidorn, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance & Management. «Gerade in der jetzigen Phase, die von großer Nervosität geprägt ist, können selbst kleine Nachrichten große Auswirkungen haben.»

Dass auch der deutsche Aktienmarkt mit nach unten gerissen wurde, liegt nach seinen Worten vor allem an der Schuldenkrise in den USA. «Wenn sich die Politiker in diesem wirtschaftlich so wichtigen Land monatelang nicht einigen können, macht das schon nervös. Und für künftige Turbulenzen fehlt ihnen nach der Einigung im Schuldenstreit nun weiterer finanzieller Spielraum.»

In diesem Sinne findet der Experte, dass die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) in den jüngsten Kursverlusten bereits «eingepreist» sei. Im Börsenjargon heißt das: Der schon seit einiger Zeit angedrohte Schritt der Agentur wurde von Händlern und Aktionären erwartet und hat sich, noch bevor er in die Tat umgesetzt wurde, in der vergangenen Woche bemerkbar gemacht. So sieht es auch Trevor Greetham von der Fondsgesellschaft Fidelity International: «Die US-Rating-Herabstufung kommt nicht überraschend und die Verkäufe der letzten Woche waren zum Teil von Gerüchten über diesen Schritt getrieben.»

Experte Heidorn weist auch auf andere verstärkende Effekte hin, die das Bild verzerren: So sind bestimmte Handelsoptionen dafür verantwortlich, dass sich der Negativtrend noch einmal verstärkt. «Es wird immer mehr nach technischen Modellen gehandelt, und dieser Trend nimmt weiter zu.» Das muss man sich folgendermaßen vorstellen: Viele Anleger geben ihrer Bank beispielsweise den Auftrag, Aktien automatisch zu verkaufen, sobald sie unter einen bestimmten Wert fallen. Dahinter steckt der Wunsch, drohende Verluste zu vermeiden. Daher nennen Fachleute diese Option «stop loss» (dt. «den Verlust beenden»). Gerade in den Urlaubsmonaten Juli und August dürften viele Depots auf diese Weise abgesichert worden sein, da Anleger dann ihre Aktien nicht ständig im Blick behalten müssen.

Auch bei positiveren Vorzeichen reiben sich manche Außenstehende mit Blick auf die Börse manchmal die Augen: Nämlich dann, wenn der Aktienkurs eines sehr gut dastehenden Unternehmens plötzlich und scheinbar ohne besonderen Grund absackt. Börsianer sprechen hier von «Gewinnmitnahmen». Davon ist immer dann die Rede, wenn Anleger in der Erwartung eines bald wieder fallenden Kurses ihre Anteile verkaufen, um so Gewinne einzustreichen.

Finanzen / Börsen
08.08.2011 · 23:10 Uhr
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