Analyse: Keiner ist glücklich mit dem TV-Format

Hamburg (dpa) - Nach dem harmlosen Aufeinandertreffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist die Form des TV-Duells wieder in die Diskussion geraten.

Die «4:2-Lösung» mit vier Fragestellern und zwei Kandidaten mag niemand so recht. Deswegen ist die Chance, dass dieses Modell sich weiter durchsetzt, relativ gering.

Der Rahmen für künftige TV-Duelle könnte, wenn es nach ZDF- Chefredakteur Nikolaus Brender geht, größer ausfallen. Er macht keinen Hehl daraus, das «4:2» aus der Not geboren worden sei. Brender plädiert für eine Diskussion mit allen Spitzenkandidaten, vor allem wenn künftig kleine Partien größer würden. Der ZDF-Chefredakteur hatte Kanzlerin Merkel bereits eine «Verweigerungshaltung» vorgeworfen, weil sie sich der großen Runde nicht stellen will.

Nach Auffassung des Medienfachmannes Lutz Hachmeister müsste dagegen der Rahmen für ein TV-Streitgespräch vor dem Urnengang deutlich kleiner ausfallen: «Die Duelle sollten in der Zukunft von weniger Sendern und weniger Interviewern gestaltet werden», sagte Lutz Hachmeister, Direktor des Institut für Medien- und Kommunikationspolitik am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa.

«Sat.1 sollte sich schon aus Selbstschutz vom Duell verabschieden», sagte Hachmeister, Initiator der unabhängigen Expertenkommission mit Journalisten und Wissenschaftlern nach dem Vorbild der US-amerikanischen «Commission on Presidential Debates». «Für den Sender war die Veranstaltung ökonomisch und publizistisch ein Reinfall. Auch RTL sollte sich fragen, ob das Ganze aus wirtschaftlichen Gründen noch Sinn macht.»

N24-Chefredakteur Peter Limbourg, der Sat.1 im Duell vertrat, hält nichts von Hachmeisters These. «Die Form, die wir jetzt gewählt haben, war kein Traum», räumt er ein. «Wir haben immer zwei Duelle vorgeschlagen.» Das heißt, bei jeder Übertragung wären zwei Interviewer vor die Kandidaten getreten. Doch dieses Unterfangen scheiterte an Merkel.

Auch RTL will - wie von Hachmeister ins Spiel gebracht - nichts von einem Rückzug aus der Politik wissen. «Die Information ist eine der tragenden Säulen unseres Programms», sagte ein Sprecher. «Wirtschaftliche Erwägungen spielen dabei keine Rolle. Eine umfangreiche Wahlberichterstattung für unser junges Publikum ist dabei unsere besondere Verantwortung. Daran werden wir auch in Zukunft festhalten.» Über die Form des TV-Duells könne aber diskutiert werden.

«Grundsätzlich halte ich die Konstellation mit zwei Duellanten und vier fragenden Journalisten nicht für die beste», sagte auch ARD- Chefredakteur Thomas Baumann. «Ein Duell, das alleine von ZDF und ARD veranstaltet wird, wäre mir lieber. Gleichwohl muss man den kommerziellen Mitbewerbern zugestehen, auch ein Duell ausrichten zu dürfen. Wenn sich dann die beiden Kandidaten auf ein einziges Duell einigen, kann man eine Lösung wie die gestrige kaum vermeiden. Käme es zu zwei Duellen, so bedürfte es einer Einigung, wer das erste und wer das zweite Duell veranstaltet.»

Das harmlose Scharmützel der beiden Kanzlerkandidaten hatte am Sonntagabend zwischen 20.30 und 22.00 Uhr für maue Einschaltquoten gesorgt. Insgesamt 14,18 Millionen Zuschauer auf ARD, ZDF, RTL und Sat.1 wollten den wenig brisanten verbalen Schlagabtausch von Merkel und Steinmeier sehen - vor vier Jahren hatte das Duell zwischen Merkel und Gerhard Schröder (SPD) noch 20,98 Millionen Menschen gereizt.

Die ARD schalteten immerhin noch 7,86 Millionen Zuschauer (23,4 Prozent Marktanteil) ein. Das ZDF musste sich mit 3,47 Millionen (10,3 Prozent) begnügen, RTL mit 2,06 Millionen (6,1 Prozent) und Sat.1 gar mit 0,79 Millionen (2,3 Prozent). Für Limbourg kein Grund zur Besorgnis. Er weiß: Nach der ARD und ZDF steht Sat.1 meist noch hinter RTL auf Platz vier. «Es war kein Tag der Quote, sondern des Engagements», sagt Limbourg.

Zum Vergleich: Den Animationsfilm «Die Simpsons» sahen auf ProSieben 3,45 Millionen Menschen (10,3 Prozent). In der jüngeren Zielgruppe der 14- bis 49- jährigen Zuschauer verbuchte er sogar einen Marktanteil von 19,8 Prozent. Das TV-Duell schaffte beim jungen Publikum insgesamt 33,3 Prozent. Das ist zwar besser als der Trickfilm, aber angesichts der Bedeutung des Ereignisses auch nicht berauschend.

Höchst unterschiedlich fielen die Nachbereitungssendungen aus. «Anne Will» (ARD) sahen immerhin 6,45 Million Menschen, die ZDF- Sendung 2,82 Millionen, RTL 1,63 Millionen und «Ihre Wahl!» 75 Minuten lang auf Sat.1 nur 0,77 Millionen. Für ARD-Interviewer Frank Plasberg bedeutete das Duell eine Premiere. Er habe «seinen journalistischen Biss unter Beweis gestellt und ist seiner Aufgabe hervorragend gerecht geworden», sagte Chefredakteur Baumann. Plasberg fiel gleich zu Beginn auf, als er Merkel fragte, ob sie wisse, was ein Friseurbesuch in Berlin koste.

Medien / Fernsehen / Wahlen
14.09.2009 · 15:29 Uhr
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