Analyse: Jahrhundertbeben im «Musterland» Chile

Buenos Aires/Santiago de Chile (dpa) - «Ich dachte, es sei das Ende der Welt», sagt ein offensichtlich noch unter Schock stehender Chilene in der Großstadt Concepción. Er hat das Erdbeben der Stärke 8,8 am frühen Samstagmorgen überlebt, aber sein Hab und Gut liegt in Trümmern.

«Wir rannten im Schlafanzug aus dem Haus. Draußen im Dunkeln konnten wir uns kaum auf den Beinen halten, so stark hat die Erde gebebt», berichtete ein Mann in der Hauptstadt Santiago der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die Schäden an der Infrastruktur des hoch entwickelten Landes sind enorm. Historische Bauten wie Kirchen oder alte Kolonialhäuser aber auch der moderne internationale Flughafen in Santiago wurden schwer beschädigt. Der Flugbetrieb wurde für mindestens drei Tage unterbrochen. Neben Autobahnbrücken, die wie von Riesenhand verbogen und zerschlagen erschienen, lagen Autos auf dem Dach. Wohnhäuser stürzten ein und geborstene Gasleistungen lösten extreme Explosionsgefahr aus. Die moderne U-Bahn in Santiago stellte den Betrieb ein. Auch ein wichtiges Glasfaserkabel für die Datenübertragung wurde zerstört und behinderte den Internetzugang sogar bis in die ferne argentinische Hauptstadt Buenos Aires.

In Santiago wurden Teile der Altstadt von dem stärksten Beben in der Geschichte Chiles in Trümmer gelegt. «Ich spürte die Erdstöße und konnte mit meinem Sohn gerade noch ins Freie rennen, bevor ein Teil des Hauses zusammenstürzte», sagte eine Frau in der Avenida Matta, einer der ältesten Straßen der Hauptstadt. Die Reste der einst stolzen Gebäude vom Anfang des 20. Jahrhunderts sind nun im Trümmerstaub eingehüllt. Eine andere Frau steht in Tränen aufgelöst vor ihrem Haus. «Die Fassade ist weggebrochen, plötzlich waren die Türen und die Fenster weg.» Sie kann ihre Wohnung zwar noch sehen, aber wegen Einsturzgefahr wohl nicht mehr betreten. Am schwersten betroffen war hingegen nach Fernsehberichten die Stadt Concepción, wo kaum eine Straße ohne Zerstörungen blieb.

Es handelte sich weltweit um eines der stärksten jemals registrierten Erdbeben. Nach Angaben des Leiters des Seismologischen Instituts der Universität von Chile, Sergio Barrientos, waren die Stöße mit einer Stärke von 8,8 etwa 50 mal stärker war als diejenigen, die am 12. Januar Haiti in die Katastrophe stürzten. Dennoch kamen nach ersten Schätzungen viel weniger Menschen ums Leben.

Stunden nach dem Beben gab Innenminister Edmundo Pérez Yoma die Zahl der Todesopfer mit 82 an. Zwar wurde davon ausgegangen, dass noch viele Opfer unter Trümmern begraben lagen, aber die wesentliche solidere Bauweise in dem südamerikanischen Musterland Chile konnte offensichtlich die Wiederholung einer Totalzerstörung wie in Haiti verhindern.

Die Behörden hatten zunächst auch einen Tsunami befürchtet und Alarm für alle Küstenorte bis hinauf nach Peru ausgelöst. Nach Angaben von Pérez Yoma blieb es jedoch bei einer mittleren Flutwelle, die keine nennenswerten Schäden anrichtete. Aber auch so weit entfernte Gebiete wie die zu Chile gehörende Osterinsel mit den weltberühmten Moai-Steinfiguren, Hawaii oder Japan richteten sich vorsorglich auf eine Flutwelle quer über den Pazifik vor. Auf der Inselgruppe Juan Ferández etwa 600 Kilometer vor der Küste Chiles überspülte die Flutwelle bereits die Hälfte eines kleinen Ortes. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Erdbeben / Chile
28.02.2010 · 10:28 Uhr
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