ADAC: Nahverkehr in Deutschland gut, aber teuer
Testsieger wurde München. Die bayerische Landeshauptstadt erhielt als einzige von 23 getesteten Städten in 18 europäischen Ländern die Note «sehr gut». Auch die anderen deutschen Test-Städte Hamburg, Frankfurt, Leipzig und Köln kamen unter die ersten Zehn. Schlusslicht der Studie in Zusammenarbeit mit dem europäischen Verbraucherschutzprogramm Eurotest wurde Kroatiens Hauptstadt Zagreb.
Mit Blick auf den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) meinte der Vizepräsident für Finanzen, Arnulf Lode: «Der ADAC wünscht sich ein möglichst attraktives ÖPNV-System in jeder Stadt, um für die Menschen optimale Mobilität im urbanen Raum zu erreichen.» Der Autoclub prüfte zusammen mit dem Lehrstuhl Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik der Universität Stuttgart Fahrtzeiten, Preise, Umsteigekomfort und Informationen und Möglichkeiten zum Ticketkauf. Sechs Tester waren von 24. Oktober bis 11. Dezember 2009 in Europa unterwegs. Ergebnis: Knapp die Hälfte der Städte schnitt gut ab.
Die Verbindungen in den deutschen Teststädten sind insgesamt schnell, das Umsteigen komfortabel und das System wird jeweils gut verständlich erklärt. Allerdings gaben die Tester mit Ausnahme von Leipzig schlechte Noten für die Fahrpreise. So koste ein Einzelticket etwa in München wie auch in manchen anderen Städten 2,40 Euro. In Amsterdam und Rom dagegen sei ein Stadtticket für 1 Euro zu haben. Hier sei noch Handlungsbedarf, sagte der Leiter Verbraucherschutz beim ADAC, Robert Sauter.
Schlusslicht wurde Zagreb hinter dem slowenischen Ljubljana. In Zagreb gab es keine Fahrplanauskunft mit Start- und Zieleingabe im Internet, Bushaltestellen hatten teils keine Bezeichnung und meist ging es nur langsam dem Ziel entgegen. Vor allem für München lobten die Tester schnelle Verbindungen, umfangreiche Informationen an Haltestellen sowie in Fahrzeugen und einen guten Internetauftritt. Ein Plus bekam die Stadt auch für Barrierefreiheit. Nur «ausreichend» gab es dagegen für das Preisniveau. Und: «Wir würden uns in München noch mehr Möglichkeiten wünschen für den bargeldlosen Ticketkauf», sagte Sauter.
Berlin wurde nicht getestet, weil es dort zum Testzeitpunkt technische Probleme mit der S-Bahn gab. Diese Ausnahmesituation hätte nach Auffassung des ADAC den Test verfälscht. Auch sollten keine witterungsbedingten Probleme in den Test einfließen, die nicht jedes Land gleich habe. Auch Verspätungen wurden nicht berücksichtigt, da sie sich nicht seriös erheben lassen, wie Sauter sagte.
Es ist der zweite ADAC-Test zum Nahverkehr. Beim ersten Test vor neun Jahren hatten die deutschen Städte schlechter abgeschnitten. Die Ergebnisse seien aber nicht vergleichbar, betonte der ADAC. Während dieses Mal Schnelligkeit, Information, Tickets und Preise im Vordergrund standen, waren damals unter anderem Sicherheit und Fahrkomfort wichtige Kriterien.
Internet: dpaq.de/adac_test