Ackermann stimmt Nachfolger auf schwere Zeiten ein

Frankfurt/Main (dpa) - Mit mahnenden Worten an seine Nachfolger hat sich Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nach zehn Jahren von der Spitze des Konzerns verabschiedet. Die Euro-Schuldenkrise belaste die Branche weiterhin, sagte Ackermann bei der Hauptversammlung in Frankfurt.

«Solange wir dieses Damoklesschwert über uns haben, werden wir immer mit schwierigen Finanzmärkten zu rechnen haben», betonte der Schweizer an seinem letzten Arbeitstag für die Deutsche Bank. «Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf müssen wir Vorsicht walten lassen.»

Ackermann unterstrich: «Die Deutsche Bank ist eine globale Bank. Aber wir haben tiefe Wurzeln in unserem Heimatmarkt, und wir pflegen diese Wurzeln.» Nur mit einer starken Heimatbasis könne eine Bank international erfolgreich sein. Vor allem die Berufung des Investmentbankers Jain nährt Sorgen, die Bank könnte stärker als bisher international riskante Geschäfte eingehen.

Das künftige Führungs-Duo Anshu Jain/Jürgen Fitschen könne auf ein stabiles Fundament aufbauen, erklärte Ackermann vor der Rekordzahl von 7000 Aktionären, die seine Ausführungen immer wieder mit langem Applaus unterbrachen. Im Investmentbanking habe die deutsche Nummer eins zur Weltspitze aufgeschlossen, im Heimatmarkt sei das Privatkundengeschäft vor allem durch den Kauf der Postbank massiv gestärkt worden.

Zum Erfolg habe auch das als «Gier» kritisierte Ziel von 25 Prozent Vorsteuerrendite beigetragen, sagte Ackermann. Es sei darum gegangen, «so profitabel zu werden wie es die besten Banken der Welt schon längst waren. Denn nur so konnten und können wir im globalen Wettbewerb dauerhaft bestehen und Deutschland die Bank bewahren, die es als eine der bedeutendsten Wirtschaftsmächte der Welt verdient.»

Ohne diese Weichenstellungen wäre die Bank «mit Sicherheit nicht ohne Staatsgeld durch die schwere Finanzkrise gekommen», betonte Ackermann. Er räumte jedoch zugleich ein, er sei auch persönlich nicht zufrieden mit dem seit Jahren schwachen Aktienkurs.

Aktionärsschützer Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) lobt bei aller Kritik Ackermanns - auch selbstkritischen - Einsatz für die Finanzbranche: «So bleiben Sie uns auch in Erinnerung: Als geachteter Finanzfachmann und international geschätzter Ratgeber von Politik und Wirtschaft.»

Das Hickhack um die Nachfolgeregelung jedoch rügten etliche Anlegervertreter. «Wir sind der Überzeugung, dass der Aufsichtsrat seine Aufgaben und Verpflichtungen in den vergangenen Jahren nur unzureichend wahrgenommen hat», gab Hans-Christoph Hirt von der britischen Fondsgesellschaft Hermes zu Protokoll.

Trotz der heftigen Kritik wurde der Aufsichtsrat mit gut drei Vierteln der Aktionärsstimmen entlastet. Der Vorstand erreichte hingegen knapp 99 Prozent. Auch allen weiteren Anträgen des Managements, unter anderem einer stabilen Dividende von 75 Cent je Anteilsschein - stimmten die Aktionäre zu.

Erst nach monatelangem öffentlichen Gezerre hatte sich die Bank im Sommer 2011 auf das Duo Jain/Fitschen geeinigt. Die beiden Manager übernehmen die Konzernspitze an diesem Freitag. Ackermann hatte sich für Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber als Nachfolger stark gemacht.

Aufsichtsratschef Clemens Börsig betonte: «Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass das Team Jürgen Fitschen und Anshu Jain an der Spitze der Bank ideal zu den anstehenden Herausforderungen, denen sich die Bank gegenübersieht, passt.» Mit Doppelspitzen habe die Bank gute Erfahrungen gemacht.

Börsig, der nach dem Aktionärstreffen durch den bisherigen Allianz-Finanzvorstand Paul Achleitner abgelöst werden sollte, stellte «zwölf Jahre konstruktiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit» mit Ackermann heraus. Die Bank sei «als Gewinnerin» aus der Finanzkrise hervorgegangen: «Dieser Erfolg wird immer mit Ihrem Namen verbunden bleiben.»

Banken
31.05.2012 · 22:32 Uhr
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