43 Millionen Tonnen Hoffnung: Was die Entdeckung eines der weltweit größten Lithiumvorkommen in Deutschland bedeutet
Im Norden Sachsen-Anhalts könnte sich ein bedeutender Wandel für Deutschlands Industrie abzeichnen. In der Altmark hat das Energieunternehmen Neptune Energy ein riesiges Lithiumvorkommen entdeckt – rund 43 Millionen Tonnen Lithiumkarbonat-Äquivalent sollen dort im Untergrund lagern. Sollte sich dieser Fund bestätigen, wäre er einer der größten weltweit und könnte Deutschlands Rolle in der Elektromobilität entscheidend stärken.

Vom Erdgas zur Lithiumquelle
Die Altmark war jahrzehntelang ein Zentrum der Erdgasförderung. Nun könnte sie zum Symbol einer neuen Energieära werden. Statt Bohrungen für Gas soll künftig das sogenannte Direct Lithium Extraction-Verfahren zum Einsatz kommen. Dabei wird Lithium aus salzhaltigem Tiefenwasser gewonnen, ohne große Flächen zu zerstören – ein klarer Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Bergbau. In Steinitz bei Salzwedel läuft bereits eine Pilotanlage, in der aus Thermalwasser batterietaugliches Lithiumkarbonat hergestellt wird.
„Die Altmark vereint geologisches Potenzial, gewachsene Infrastruktur und technisches Know-how – ideale Voraussetzungen, um die Transformation von der fossilen Erdgasförderung hin zu einer umweltschonenden Lithiumgewinnung erfolgreich zu absolvieren“, erklärt Projektleiter Dr. Axel Wenke von Neptune Energy. Noch befindet sich das Vorhaben allerdings in der Erprobungsphase. Erst nach Abschluss der Tests wird sich zeigen, wie viel des Vorkommens tatsächlich wirtschaftlich nutzbar ist.
Ein Rohstoff für die industrielle Unabhängigkeit
Für Deutschland hätte eine heimische Lithiumquelle enorme Bedeutung. Lithium ist ein zentraler Bestandteil moderner Batterien – ob für Elektroautos, Speicher oder mobile Geräte. Bisher stammt das meiste aus Südamerika, Australien oder China. Ein eigenes Vorkommen würde die Importabhängigkeit verringern und die strategische Versorgungssicherheit stärken.
Laut einer Studie des Beratungsunternehmens IW Consult könnte die Lithiumförderung in der Altmark bis 2042 eine Bruttowertschöpfung von rund 6,4 Milliarden Euro erzielen und bis zu 1 500 Arbeitsplätze schaffen. Rund zwei Drittel dieser Wertschöpfung würden direkt in der Region verbleiben. Damit bekäme eine strukturschwache Gegend im Norden Sachsen-Anhalts eine neue wirtschaftliche Perspektive. Neptune-Chef Dr. Andreas Scheck betont, die Entdeckung könne „einen wesentlichen Beitrag zur deutschen und europäischen Versorgung mit dem kritischen Rohstoff Lithium leisten“.
Die Entdeckung birgt Chancen für Deutschland und für die Region
Sollte das Projekt gelingen, könnte die Altmark zu einem neuen Zentrum der Batterierohstoffindustrie werden. Bestehende Förderanlagen und Bohrlöcher ließen sich weiter nutzen, was Investitionen und Umweltbelastung reduziert. Gleichzeitig würde eine neue industrielle Infrastruktur entstehen – mit Effekten für Forschung, Zulieferer und Energieunternehmen.
Allerdings bleiben Risiken: Noch ist unklar, ob die Fördermethode im großen Maßstab funktioniert und welche Umweltfolgen das Verfahren langfristig hat. Auch Genehmigungen und Energiebedarf der Anlagen müssen sorgfältig geprüft werden. Behörden und Expert:innen mahnen daher zur Vorsicht – zwischen Potenzial und Realität liegt noch ein weiter Weg.
Fest steht jedoch: Sollte sich das Lithiumvorkommen wirtschaftlich erschließen lassen, wäre das nicht nur ein Gewinn für die Region, sondern auch ein strategischer Schritt für Deutschland. Es wäre ein Baustein auf dem Weg zu einer unabhängigen, nachhaltigen und technologisch souveränen Industrie – und vielleicht der Beginn einer neuen Ära im Herzen der Altmark.

