Wissen, das man im Leben bestimmt nie braucht.

„allerhöchste Eisenbahn“
Bedeutung: Wenn etwas absolut dringend ist, wenn etwas erst in letzter Sekunde erledigt werden konnte, sagt man manchmal: "Das ist/war höchste Eisenbahn!"

Herkunft: Mit der industriellen Herstellung von tragbaren Taschenuhren verbreiteten sich die Zeitmesser vor allem bei reichen Leuten, der Seefahrt (zur Bestimmung des Standortes benötigte man den Sextanten und eine genaue Uhr) – und bei der Eisenbahn.

Bei der Eisenbahn wurde die Uhr bei den Angestellten eingeführt, nachdem bei dem erhöhten Aufkommen zu viele Unfälle passiert waren. Eine verspätete und eine verfrühte Abfahrt entgegen dem zu hoch getakteten Fahrplan führte zu schrecklichen Zusammenstößen.

Die Folge der verbreiteten Uhren bei der Bahn war nun, daß die Züge sehr pünktlich waren. Pünktlichkeit war alles. Man konnte im wahrsten Sinne des Wortes nach den " Zügen " seine Uhr stellen.

Die Redensart „Es ist die höchste Eisenbahn“ stammt aus Adolf Glaßbrenners humoristisch-dramatischer Szene „Ein Heiratsantrag in der Niederwallstraße“ aus dem Jahr 1847, in welcher der zukünftige Schwiegersohn, der zerstreute Briefträger Bornike, bei Familie Kleisich zu Besuch ist. Bornikes Spleen ist es, daß er gerne Satzteile vertauscht. Plötzlich denkt er an die aus Leipzig eingegangenen Briefe und bricht überstürzt mit folgenden Worten auf:
„Es ist die allerhöchste Eisenbahn, die Zeit is schon vor drei Stunden anjekommen.“
Bornike wollte eigentlich sagen:
„Es ist die allerhöchste Zeit, die Eisenbahn ist schon vor drei Stunden anjekommen.“
Den Berlinern gefiel der Satz so sehr, dass sie ihn bei jeder Gelegenheit wiederholten.
In dem Theaterstück finden sich auch noch andere Versprecher wie:
„Diese Tochter is janz hinreißend, ich heirate Ihre Mitgift.“

-Aus dieser Zeit kommt auch der Spruch: „Eine alter Mann ist kein „D-Zug“.

Heute mit den Skandalen - mit „keiner Heizung im Winter“, „keine Klimaanlage im Sommer“ im Personenverkehr, den unübersichtlichen Angeboten und ständig steigenden Preisen … Und vor allem die gewohnten ständigen Verspätungen ist der Spruch schon lange nicht mehr aktuell.
 
@ "All4you": Macht mir ja auch sehr vielSpaß. ;)
Aber ich möchte auch Dir danken.
Dafür, daß Du die Beiträge liest - und auch das "Like" drückst.
Es ist immer sehr schön, wenn eine so Bestätigung kommt.

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„Halligalli“
Bedeutung: Der Begriff steht für ein ausgelassenes, fröhliches, meist lautes Treiben. Zum Beispiel auf einer Party.

Herkunft: „Hully Gully (oder eingedeutscht „Halligalli“) ist eine Redewendung aus dem englischen Sprachraum. Im Englischen drückt es eine Verstärkung aus, etwa wie in Deutschland das „Holterdipolter“ oder „Drunter und Drüber“. Gemeint ist eine totale Hochstimmung.

Der „Hully Gully“ war nach Überlieferungen ursprünglich ein traditionelles Spiel mit Nüssen oder Murmeln. In den sechziger Jahren wurde es zu einem Modetanz, der dem Twist ein wenig ähnelt.

Die Wurzeln des „Hully Gully“ liegen in der schwarzen Musikszene der amerikanischen Südstaaten. Der Tanz ist dabei ein Gruppentanz ohne Körperkontakt mit einer vorgegebenen Choreografie. (Ähnlich wie beim Country der „Line Dance) Dieser „Hully Gully“ wird meist auf ein ebenso fest vorgegebenes Musikstück getanzt. In der Regel bestehen Partytänze aus einer 8 bis 16 Takte langen Folge einfacher Tanzfiguren, die beständig wiederholt wird. Partytänze sind daher recht einfach zu erlernen.
https://www.youtube.com/watch?v=u3UCc4o6GmM

Ähnliche Tänze der 60er Jahre: „Slop“, „Watusi“, „Mashed Potato“, „Shake“, „Swim“, „Memphis“ und „Madison“.
 
„Rambazamba“
Bedeutung: Der Begriff steht für Trubel oder die wilde Art des Feierns. Für eine lautstarke oder handgreifliche Auseinandersetzung, Aufruhr, Aufregung. Andere Begriffe: „Radau“, „Remmidemmi“, „Halligalli“, „Rummel“, „Spektakel“, „Tamtam“, „Trara“.

Herkunft: Die Herkunft ist linguistisch nicht so ganz geklärt.

„Zamba“ ist in der Anthropologie ein weiblicher Nachkomme mit einem indianischen und einem negriden Elternteil oder mit indianischen und negriden Vorfahren. Auch bekannt als Kreolin, Mestizin oder Mulattin“. Das männliche Gegenstück zur „Zamba“ ist der „Zambo“. Diskriminierend: „Halbblut“ oder auch „Mischling“.

Im Spanischen steht „Zamba“ für „X-beinig“, für eine Person mit X-Beinen.

In Brasilien gibt es den „Cafusa“ – den „Samba“

Es könnte wohl eine Mischung aus allem sein: Der anthropologische Ursprung der schwarzen Musik aus den amerikanischen Südstaaten. Die Feiernde Stimmung nach dem Ersten Weltkrieg des „Charlston“-Tanzes der „Goldene Jahre“ (mit den „X-Beinen“) bis zu dem „Schwarzen Freitag. Die ausgelassene Stimmung des „Brasilianischen Karnevals“ mit dem aufreizenden „Samba“.

Im Prinzip also das „Rambazamba“ für ein vom ruhigeren und romantischeren „Rumba“ zum Stimmungs-„Samba“.
 
„Remmidemmi“
Bedeutung: Der Begriff steht für Trubel oder die wilde Art des Feierns. Massenveranstaltung, Durcheinander, Lärm, ausgelassenes Treiben, Streit, hin- und herwogender Kampf“.

Herkunft: Der Begriff zur Zeitwende zum 20. Jahrhundert entstanden. Seine Etymologie ist nicht richtig geklärt. Von der Gesellschaft für deutsche Sprache wurde die Herkunft des Wortes Remmidemmi 1987 als Preisaufgabe ausgeschrieben. Noch in den 1980er Jahren gab es auch Potpourri-Schallplatten mit dem Titel „Remmidemmi“ oder „Ramba Zamba“.

Vermutlich ist es eine Weiterentwicklung der lautmalerischen bayrischen Bezeichnung „Rammerdammer“ für den Steinmetz und Pflasterarbeiter. Die weitere Entwicklung zu „Remmidemmi“ geschah dann wahrscheinlich unter dem Einfluss des in Norddeutschland verbreiteten Verbs „rementen“, „ramenten“, „ramentern“ für „Unruhe verbreiten“, „lärmen“, toben“.

Ebenfalls eingeflossen sind wohl die Unruhen des berüchtigten „Bill Haley-Konzertes am 28.10.1958 - als es bei Jugendlichen in der Ernst-Merck-Halle zu Unruhen kam - die Stühle zerstört wurden und es zu Schlägereien kam. Hier trifft das österreichisch-bairische „Remisuri“, „Remasuri“, „Ramasuri“ für die „Ausgelassenheit der Kinder bei Abwesenheit der Eltern“. Für „Durcheinander, ärgerliche Vorkommnisse, Hast, geschäftiges Treiben“, das seit dem 18. Jahrhundert belegt ist.

Das italienische „ramassare“ („sammeln“, „häufen“ oder aber auf das oberitalienische (piemontesisch) „ramadán“, „rabadán“ („Lärm, Trubel“) zurückgeht.

Das okzitanische „ramadan“ auf den arabischen Namen des islamischen Fastenmonats Ramadan zurückgeführt und in der Bedeutungsverschiebung zu „Lärm, Trubel“ mit den während der fastenfreien Zeiten und am Ende der Fastenzeit stattfindenden Familienfesten und Feierlichkeiten erklärt wird: Da der arabische Name des „Ramadan“ in der maghrebinischen Dialektform „ramdam“ von französischen Kolonialsoldaten während der 1890er-Jahre im Maghreb in der Bedeutung „Lärm, Krach“ in die französische Soldatensprache entlehnt wurde und „ramdam“ seither mit Redewendungen wie faire du ramdam (ungefähr: „Remmidemmi machen“) auch im Argot und der französischen Umgangssprache verbreitet ist, wurde zuweilen auch eine Entlehnung von Remmidemmi aus französisch ramdam erwogen.

Mit "Remmidemmi" in Verbindung gebracht wird auch die bairische Redensart Rama dama! „Räumen tun wir!“, „Laßt uns aufräumen!“, die der Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer bei den Schutträumaktionen von 1949 zum populären Wahlspruch des Wiederaufbaus machte. In der Form Ramadama ist sie noch heute der Name einer jährlichen Aktion zum Einsammeln von Abfällen in Münchner Naturgebieten (siehe Abfallwirtschaftsbetrieb München).
 


Der Mistelzweig:
Bedeutung: In der Weihnachtszeit „zwingt“ ein am Türrahmen befestigter Mitelzweig ein Pärchen, sich zu küssen.

Herkunft: Die Mistel ist eigentlich ein sehr interessantes Gewächs. Nach der Befruchtung entstehen weiße, rote oder gelbe Beeren. Die weißbeerige Mistel (lat.: „viscum album“), die der Familie der Santalaceae angehört, ist ein immergrüner „Halbparasit“, der kugelförmig in Baumkronen wächst. Er entzieht mit den Wurzeln seinem Wirt die benötigten Nährstoffe oder Wasser, damit er selbst Photosynthese betreiben kann. Die Mistel hat grüne Zweige und eiförmige, ledrige Blätter. Die Blätter und Stängel enthalten jedoch Giftstoffe, die bei Kindern zu Magen- oder Darmbeschwerden führen können. Zudem ist sie für diverse Tiere giftig. Sie hat aber – je nach Dosis - auch heilende Wirkung und findet in der Medizin ihre Anwendung (Bluthochdruck, Krebs). Im Frühjahr blühen die Misteln, Ende September reifen die klebrigen Beeren und erst im Winter, wenn die Bäume kahl werden, ist sie für uns gut sichtbar. Sie können sehr alt werden und sterben normalerweise erst zusammen mit ihrem Wirtsbaum. Die Mistel wird in Europa erst wieder seit dem 19. Jahrhundert genutzt und ist beispielsweise als Türdekoration zu Weihnachten sehr beliebt. Es bedarf allerdings einer Genehmigung für den Sammeln der geschützten Pflanze in der freien Natur, außer sie ist bereits aufgrund des Wetters herabgefallen.

Zwischen dem ersten Dezember und dem 6. Januar gibt es die Tradition, daß sich Pärchen unter einem Mistelzweig küssen. In dem alten vorchristlichen Brauch lautet die Regel, daß ein Pärchen, daß sich unter dem „immer grünen Mistelzweig“ küßt ein Leben lang zusammen bleibt.

Im England des 18. Jahrhunderts wurden die Früchte des Mistelzweigs „Kuß-Kugeln genannt. Eine junge Frau, die in der Weihnachtszeit unter dem Mistelzweig steht, darf einen Kuss nicht ablehnen. Aus diesem Kuss konnte sich oft genug ein „Wohlwollen“, eine Romanze, eine beständige Freundschaft oder gar eine Ehe entwickeln. Damit es zur Heirat zwischen den Küssenden kommt, wird in manchen Gebieten Englands der Mistelzweig in der zwölften Nacht verbrannt. Ein Mädchen, das jedoch ungeküsst blieb, hielt es die Erwartung hoch, im folgenden Jahr zu heiraten. Sehr oft bestimmte auch die Anzahl der Beeren die Anzahl der Küsse, die zwischen dem Jungen und dem Mädchen ausgetauscht werden mußten. Wenn der Mistelzweig keine Beeren mehr trägt endet auch sehr oft der „Kußzwang“. Dabei muß nicht unbedingt der Junge die Initiative ergreifen.
In Kanada verspricht sich ein Pärchen mit dem Kuß unter dem Mistelzweig die Heirat. Es gilt als Prophezeiung für Glück und ein langes Leben. In Frankreich war der Brauch zunächst nur am Neujahrstag praktiziert, aber heute kann man sich unter dem Mistelzweig an all den Feiertagen küssen.

Doch der Ursprung des „Küssens unter dem Mistelzweig“ ist leider nicht eindeutig geklärt. Es gibt mehrere denkbare Ansätze. Zum einen könnte es von der Ausnahme stammen, daß sich Jugendliche sonst nie in der Öffentlichkeit romantisch treffen könnten. Da das Mädchen „unberührt“ in die Ehe gehen muß war die Erziehung zwischen Jugendlichen außerhalb des Jahreswechsels mit dem „Mistelzweig“ sehr streng. Es gibt auch die Quelle, es könnte auf den Waffenstillstand und die Versöhnung in Skandinavien zurückgeführt werden und so wurde schließlich aus dem Friedens- der Liebeskuss. Historiker sind ferner der Ansicht, dass das Küssen erstmals zusammen mit dem griechischen Fest der Saturnalien, einem Fest zur Ehre des Gottes Saturn, auftauchte. Es gibt aber auch eine Legende, auf die der Brauch zurückgeführt werden kann:

Es wird erzählt, dass der Mistelzweig die heilige Pflanze der „Frigga“, der germanischen Göttin der Liebe, war. Sie war die Mutter von „Balder“, dem Gott der Sommersonne. Einst träumte Balder von seinem Tod und beunruhigte damit seine Mutter sehr. Denn falls er sterben sollte, würde alles Leben der Erde ein Ende finden. Frigga, die dies verhindern wollte, ging sogleich zu Luft, Feuer, Wasser, Erde und zu jedem Tier und jeder Pflanze. Alle gaben ihr Versprechen, dass sie ihrer Sonne nicht schaden werden. Es schien, als ob Balder von niemand auf oder unter der Erde verletzt werden konnte. Aber er hatte einen Feind namens „Loki“, den Gott des Bösen. Loki wusste von einer einzigen Pflanze, die weder auf noch unter der Erde wuchs und die Balders Mutter übersehen hatte. Es war der niedrige Mistelzweig, der sich auf den Bäumen befand. Der Gott des Bösen stellte aus dem Zweig eine Pfeilspitze her und übergab diese „Hoder“, dem blinden Wintergott. Hoder schoss Balder ab und tötete ihn dadurch. Das Licht im Himmel erlosch und überall herrschte Trauer über den Tod des Sonnengottes. Drei Tage lang bemühte sich jedes Element Balder wiederzuerwecken. Doch letztendlich konnte ihn nur seine Mutter in das Leben zurückholen. Der Legende nach haben sich die um ihren Sohn vergossenen Tränen in perlenartige weiße Beeren verwandelt, nämlich in die des Mistelzweiges. Ihre Freude veranlasste Frigga jeden zu küssen, der unter dem Baum vorbeiging, auf dem der Mistelzweig wuchs. Am Ende der Geschichte steht die Zusage, dass den Menschen, die unter einem Mistelzweig stehen, kein Schaden zugefügt wird. Sie werden ausschließlich geküsst, als Zeichen der Liebe.


Die Mistel hat die Menschheit auf der Welt seit jeher fasziniert, wobei zunächst das Küssen noch nicht im Mittelpunkt stand. Ihr wurden lange Zeit geheimnisvolle Kräfte zugesprochen. Die Pflanze soll Gesundheit, Fruchtbarkeit, Mut und Glück mit sich bringen. Die alten Griechen sahen in ihr ein Mittel gegen Gift. Andere Völker, wie beispielsweise die Germanen, waren der Ansicht, dass sie die Menschen beschütze. Es wurden Armbänder getragen oder Mistelzweige über den Türen zum Schutz gegen Hexen oder Geister, Feuer oder Blitzschlag angebracht. Schon die Römer wünschten sich am Anfang des Jahres Glück durch das gegenseitige Überreichen von Palmen, Lorbeerlaub und ebenso Misteln.

Selbst Miraculix rührt die mit goldener Sichel geschnittene magische Mistel in der Comic-Serie „Asterix und Obelix“ in seinem Zaubertrank unter. Des Weiteren wurden Jagd-Hüte wegen des Glaubens an reichlich Beute mit ihr besetzt, Messer aus dem Holz geschnitzt oder Kühe, die als erstes im Jahr kalbten, mit dem Immergrün geschmückt. Auch Frauen mit ausbleibendem Kinderwunsch setzten ihre Hoffnung in die Wirkung der Pflanze und trugen sie um den Hals oder legten sie unter das Kissen. Zudem hat das Immergrün symbolischen Wert und verweist auf Frieden und Versöhnung. In Skandinavien konnten sich Feinde unter ihr den Waffenstillstand erklären oder Ehepaare mit einem Kuss wieder versöhnen. Die Heilkraft ist ebenfalls seit dem Altertum bekannt und auch Sebastian Kneipp (1821-1897) schätzte diese Heilpflanze sehr. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass der Mistelzweig wegen seiner vielfältigen Kräfte schon früh im Mittelpunkt vieler Traditionen stand.

 
„... da boxt der Papst im Kettenhemd“
Bedeutung: Für diese Redewendung könnte man auch sagen: „da ist mächtig was los“, „da ist ordentlich was los“. Andere Redewendungen mit dem gleichen Sinn:
„da geht die Post ab“
„da steppt der Bär“
„es geht rund“
„(da) ist die Hölle los“
„und ab geht die Luzie“ …

Herkunft: Die Redewendung lebt von der Absurdität und der Gegensätzlichkeit der Einzelbegriffe. Der wohl erste schriftliche Beleg stammt aus dem Jahr 1982. Zur Popularität hat sicherlich auch der Comic "Das kleine Arschloch" von Walter Moers beigetragen. Hier lautete der ganze Satz: "Da tanzt der Bär, da zockt der Mob, da boxt der Papst im Kettenhemd"
 
Klasse Thread! Ich liebe ja "unnötiges" Wissen, daher bitte nicht damit aufhören :)

Und vielen Dank für die tollen Beiträge :)
 
@"talk03": Freut mich sehr - es ist immer schön, wenn man etwas positives hört. Vielen Dank dafür.:D

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„ Ein Spatz in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach“
Bedeutung: Das Sprichwort „ Ein Spatz in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dach“ weist darauf hin, daß man sich mit dem zufrieden geben soll, was man sicher hat. ... Den Spatz hat man sicher in der Hand, die Taube auf dem Dach kann aber jeder Zeit davon fliegen.

Herkunft: Auch dieses Sprichwort kommt wieder einmal aus der Bibel: Im Matthäus- und im Lukas-Evangelium liegt die Quelle in der Aussage: „Habt keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen! “
Matthäus 10:31 HFA (Matthäus 10 – Hoffnung für alle):
„Darum habt keine Angst! Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Spatzenschwarm.“

Lukas 12,7
"Doch bei euch ist sogar jedes Haar auf dem Kopf gezählt. Habt keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen!"

In diversen anderen Ländern ist schlicht von einem „Vogel in der Hand besser als zehn in der Luft“ die Rede. Hier geht es nicht um „Spatzen“ und „Tauben“. Nur in Italien ist das Sprichwort eindeutiger. Hier lautet es: „Besser ein Ei heute als ein Huhn morgen.“

Verballhornung:
„Lieber die Stumme im Bett als die Taube auf dem Dach.“
 
„Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass“
Bedeutung: Man möchte sehr gerne die Vorteile wahrnehmen – ist aber nicht bereit, die damit verbundenen Nachteile und Mühen in Kauf zu nehmen.

Herkunft: Diese Formulierung läßt sich bis ins Mittelalter zurück verfolgen. Die Redewendung hat ihren Ursprung in der Redensart "jemandem den Pelz waschen" mit der Bedeutung "jemandem derb zusetzen", die seit 1500 belegt ist.
Eine weitere Quelle sind die Geschichten des Till Eulenspiegels. Er soll von 1300 bis 1350 gelebt haben und ist die Titelgestalt eines deutschen Volksbuches, der von seinen Narrenstreichen handelt. Dabei soll er vorhandene Redensarten wörtlich genommen und somit die Leute auf die Palme gebracht haben. Die 30. Historie handelt davon, wie Eulenspiegel Pelze seiner Gastgeberin und anderer Frauen in Milch kochte und damit so verdorben hatte, daß sie auseinanderfielen. Daraufhin machte er sich aus dem Staub.

Das Sprichwort selbst soll Georg der Bärtige (1471-1539) zuerst, und zwar tadelnd gegen den diplomatischen Erasmus von Rotterdam gebraucht haben
 
„Süßholz raspeln“
Bedeutung: Wenn man jemandem schmeichelt – dann wird das oft als „Süßholz raspeln“ bezeichnet.

Herkunft: Die Redewendung geht auf eine Pflanze und ihren Nutzen zurück. Das Süßholz oder die Süßholzwurzel ist eine sehr süße Pflanze. Süßholz ist in etwa 50 Mal so süß ist wie Rohrzucker. Aus diesem Grund wurde die Pflanze früher als natürliches Süßungsmittel verwendet. Dafür wurde die Wurzel geraspelt und zu der jeweiligen Speise gegeben.

Die Süßholzpflanze kann bis zu 2 Meter hoch werden und hat eine gelbliche Wurzel, die holzig aussieht. Sie zählt zu den sogenannten „Schmetterlingsblütlern“, zu denen auch der bekannte Klee oder Wicken zählen.
Die wohl bekannteste Verwendung von Süßholz ist wohl das Lakritz.

Das „Süßholz raspelt“ man also um etwas süßer zu machen.
 
„Tretmühle“
Bedeutung: Das Wort Tretmühle steht für eine monotone Tätigkeit oder Tagesablauf benutzt. Für eine erzwungene eintönige, sich ständig wiederholende Beschäftigung.

Herkunft: Eine "Tretmühle" (auch Tretrad oder Laufrad) ist ein seit dem Römischen Reich bis in die Moderne benutzter Antrieb für Mühlen und insbesondere für Hebe-Vorrichtungen (Krane). Sie arbeitet nach dem Prinzip des Wellrads und nutzt die Körperkraft von Menschen oder Tieren, wie auch andere Göpel (Überbegriff). Die Tretmühle ist ein hölzernes Rad, an dessen innerer Fläche Tretstufen angebracht sind.

Auf den Baustellen des Mittelalters galten die Windenknechte (bis ins 18. Jahrhundert waren Tretradantriebe stark verbreitet) als hochbezahlte Arbeitskräfte. Die Tätigkeit war mühsam, extrem anstrengend und in Hebevorrichtungen auch gefährlich. Das Halten der Lasten war schwierig, weil die Laufräder nicht gesichert werden konnten, um die Last während des Drehvorganges auf Höhe zu halten. Auch das Ablassen der Lasten barg Gefahr, weil sich die Last durch ihre Eigenmasse selbständig machen und die Männer in den Treträdern ins „Rotieren“ und „Schleudern“ (Redewendung) bringen konnte: es gab zum Teil schwere und tödliche Unfälle.
Verbreitet war der Einsatz der Treträder auch beim Betrieb von Mühlen, zum Beladen und „Löschen“ (Entladen) der Schiffe im Hafen und beim Bau großer Gebäude, insbesondere der mittelalterlichen Kathedralen, wo Tretradkräne als Einzel- oder Doppelräder in die Dachkonstruktion integriert waren. Im Freiburger Münster, Gmünder Münster, Straßburger Münster, in St. Marien und St.Nikolai Stralsund sowie in der Abtei des Mont-Saint-Michel sind diese beispielsweise noch vorhanden. Bis 1868 befand sich auf dem bis dahin unvollendeten Südturm des Kölner Doms ein durch Treträder angetriebener Baukran (Domkran) aus dem 15. Jahrhundert.

Zuletzt wurden „Tretmühlen" in Gefängnissen und in Arbeitshäusern verwendet. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts mussten in den britischen Kolonien Sträflinge in den Tretmühlen arbeiten. Zwei solcher Mühlen, zynisch als „dancing academies“ bezeichnet, wurden ab 1823 in Sydney zum Antrieb von Getreidemühlen eingesetzt. Die Arbeitszeit betrug bis zu zwölf Stunden täglich, die Leistung wurde mit der Dampfmaschine in Relation gesetzt und mit 70 Watt pro Arbeiter angegeben. Aus dem Jahr 1850 wird berichtet, dass 28 Sträflinge die Arbeit in der Tretmühle verweigerten und den Tod durch Erhängen vorzogen. Auch Frauen mußten in den Tretmühlen arbeiten. Selbst auf eine Schwangerschaft wurde keine Rücksicht genommen.
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Zuletzt bearbeitet:
„Anecken“
Bedeutung: Man stößt versehentlich an eine Ecke. Man erregt bei einer Person Anstoß – man verhält sich ungehörig, man fällt unangenehm auf.

Herkunft: Wohl jeder ist schon einmal im Treppenhaus oder in der Dunkelheit an einer Ecke „angeeckt“. Hat sich irgendwo gestoßen. Das wurde in die Redewendungen übernommen, wenn man sich „unbeliebt gemacht hat.

Die Redewendung ist ähnlich, wie: „Ins Fettnäpfchen treten“
https://www.klamm.de/forum/f5/wisse...stimmt-nie-braucht-481123-14.html#post8149741
 
Woher kommt das „Schenken“ zur Weihnachtszeit?
Herkunft: Der Brauch, sich zu Weihnachten zu beschenken ist uralt. Wieder einer der Bräuche, der sich aus dem Heidentum mit dem Christentum in die Neuzeit gerettet hat. Um die Zusammenhänge zu verstehen muß man die Entwicklung des Christentums kennen. Wie sich der Glaube langsam in tausenden von Jahren geformt hat.

Der lange Weg des Weihnachtsfestes:

Das Weihnachtsfest ist natürlich ein „christliches“ Fest. Der Weihnachtsmann, der überall auf der Welt in einer Nacht durch den Kamin kommt und Millionen von artigen Kindern in einer Nacht beschenkt. Aber kaum jemand kennt den langen Weg des Weihnachtsfestes:

Zunächst verehren die Menschen die verschiedensten „Naturgötter“. Die Sonne, Bäume, Gewässer, Tiere, Pflanzen, Blitz und Donner … Daraus entstehen langsam die ersten Götter. Wesen, die das Leben der Menschen beeinflussen und lenken. Überirdische Wesen, die durch Vorstellungen von Moral und damit auch mit Gesetzen das gemeinschaftliche Leben von Ansammlungen von Menschen regeln. Ob zu Beginn Jägergruppen („Jäger und Sammler“); dann von Ackerbau betreibenden Bauern und später von Dörfern und Städten.

I. Antike
Ägypten

In Ägypten entwickelt sich die Götterwelt von Hybriden. Götter, die einen menschlichen Kopf und einen tierischen Körper haben oder tierische Köpfe und menschliche Körper haben. Tiere, die ursprünglich das Leben der Ägypter bestimmten. Das Nilpferd, der Falke, der
Pavian, das Krokodil, der Skarabäus … Diese Götter werden auf der Erde von Priestern vertreten, die Spenden, Gaben der Könige (Pharaonen), und Abgaben der Bevölkerung bekommen. Siegt der Pharao über ein fremdes Volk – so gibt er den Priestern einen großen Teil der erbeuteten Sklaven und Wertgegenstände ab. In tausenden von Jahren sammeln die Priester so ein Vermögen an. Die Könige verlieren immer mehr Macht an diese Priester – werden immer abhängiger von ihnen. Das geht so, bis in der 18. Dynastie Echnaton zwischen 1350 und 1320 v. Chr. Den Priestern die Macht nimmt. Er „erfindet“ den wohl ersten monotheistischen Glauben. Hunderte von Göttern werden von einem Gott ersetzt. Es gibt nur noch „Aton“, den Sonnengott. Tausende von Priestern sind entlassen. Die alten Götter sind verboten. Die Rolle der Pharaonen verstärkt sich dadurch. Als Echnaton stirbt folgt sein Sohn.
Der heute wohl bekannteste König ist der Thronfolger: „Tutanchamun“. Das ist der Kind-König, dessen Grab Howard Carter beinahe unberührt im Jahre 1922 im Tal der Könige findet. Durch die Unzufriedenheit der Bevölkerung und der Priester ist Tutanchamun gezwungen, die alten Götter wieder einzusetzen und den Aton-Glauben aufzugeben.

Das Judentum:
Ursprünglich ist das Judentum ein Glaube, der aus etlichen Göttern besteht. Jahwe (JHWH) hat hier sogar eine Ehefrau: Aschera. Die polytheische Götterwelt (Vielgötterei) der Juden kann man leicht sehen, wenn man sieht, dass das jüdische Volk ein „goldenes Kalb“ herstellt und anbetet, während Moses die Gesetzestafeln von Gott erhält.
Awram Ben-Terach (Abraham) zerstört 2040 v.Chr. in Mesopotamien im Geschäft seiner Eltern (die mit Devotionalien handeln die Götterstatuen. Er ist der Meinung, dass es nur einen Gott geben kann. Der monotheistische Glaube ist geboren.
Etwas später - in der Zeit der ägyptischen Gefangenschaft lernen die Juden die Glaubenswelt der Ägypter kennen – und übernehmen so viel in ihre Religion. (Der Glaube, dass die Seele im Herzen liegt, das bei dem Totengericht Anubis das Herz des Verstorbenen mit einer Feder aufwiegt, dass das Herz als einziges Organ in der Mumie verbleibt – die Urprung der heutigen Sprüche von „Herzleid“, „Vom Herzen gut“, „Herzlich Willkommen“ …). Sogar Texte aus der ägyptischen Religion werden in dem Alten Testament übernommen: Der „Aton-Hymnus“ findet sich noch heute beinahe wörtlich in unserer Bibel: Ps 104,27-28. Unter Moses (Auszug aus Ägypten) wandelt sich das Judentum endgültig zu einem strengen Glauben mit einem einzigen harten Gott. (Altes Testament = Auge um Auge …)

Rom
Die Römer sind ein Volk, das alles gerne von anderen Völkern übernimmt. Das gilt für Religionen, Erfindungen, Gesetzgebung, Miltärwesen … Erst dadurch wird aus einem unbedeutenden, Mückenverseuchten etruskischen Dorf im Sumpf das uns bekannte römische Imperium. In diesem römischen Imperium ist wirklich jede Religion willkommen. Die einzige Bedingung: Dem römischen Imperator – inzwischen eine Gottheit – muss geopfert werden. Ein Widerspruch zum jüdischen / christlichen Glauben. Damit ist der Glaube in Rom nicht mehr erlaubt. Die Christen werden verfolgt und landen im Zirkus (Amphitheater). Durch die Haltung der Christen, die sich lieber den Löwen vorwerfen lassen – als den Glauben aufzugeben (Märtyrer), als dem Kaiser zu opfern verbreitet sich der Glaube. Zumal das Christentum als einzige Religion eine Vergebung der Sünden anbietet – und wirklich jeder in den Himmel aufsteigen kann.

Konstantin der Große träumt der Legende nach vom christlichen Zeichen, dem Christusmonogramm. Gott sprich zu ihm: „… Unter diesem Zeichen sollst Du siegen!“ Konstantin läst seine Soldaten das Zeichen auf die Schilde malen und zieht in die Schlacht. An der Milvischen Brücke besiegt er 312 n.Chr. Maxentius und wird zum Kaiser. Unter ihm wird das Christentum zur Staatsreligion. Die alten Götter werden bald verboten – ihre Anhänger nun ihrerseits von den Christen verfolgt.


Das Christentum
Das Neue Testament wandelt den jüdischen Glauben zum Christentum. Der harte Glaube des Judentums wird durch Einflüsse aus dem Osten aufgelockert. Durch den Handel (Seidenstraße) gelangen nicht nur Waren, wie Seide nach Israel, Ägypten und später auch Rom – auch Einflüsse der Glaubenswelt in den östlichen Gebieten gelangen in den Westen. So natürlich auch Buddhismus und Hinduismus (ca 1750 v.Chr.). Durch diese Einflüsse wird auch Jesus beeinflusst. Als er zu predigen beginnt wird aus „Auge um Auge“ zu „… halte auch die andere Wange hin“. Auch hier gilt, dass es nur einen Gott gibt. „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“.


Der Erfolg des Christentums:
Das Christentum übernimmt die römische Erfolgsstrategie, Teile der diversen heidnischen Feste und Eigenarten zu übernehmen. Das hilft, Anhänger zu gewinnen – die „neue Religion“ erinnert so an den alten Glauben und wird eher angenommen. Die Tempel und Basikikas werden zu christlichen Kirchen. Auf heidnischen Opferstätten (z.B. germanische Tinkstellen) werden von Kirchen überbaut. Feste, wie Ostern (Ostara), Adventszeit (wechsel wieder zu längeren Tagen), werden mit neuen christlichen Inhalten übernommen.

Saturnalien:
Zu diesen Festen zählen dann auch die Saturnalien. Ursprünglich ein Bauernfest, das das Ende der Winteraussaat anzeigte. Im Mitraskult wird hier der römische Gott Saturn verehrt. In diesem Fest - das dem heutigen rheinischen Karneval ähnelt – werden am 17. Dezember Saturn Opfer gebracht (heute die Christ-Messe). Öffentliche Einrichtungen sind geschlossen und die Tempel veranstalten öffentliche Speisungen. Die Bevölkerung betrinkt sich, es werden Geschenke verlost (erstes Auftreten des „weihnachtlichen Schenkens“.) Die herrschende Schicht verkleidete sich als Sklaven, die Sklaven und Diener als Herrschaft. Die Sklaven wurden von ihren Herrschaften an diesem Tage bedient. Das Christentum übernimmt die Saturnalien – und wandelt den Inhalt als die Geburt von Jesus. Durch die Umstellung auf den „julianischen Kalender“ wechselt das Datum dieses Tages auf den 24. Dezember. Das heutige Weihnachten ist geboren.

II. Sankt Nikolaus von Myra
Myra in Lykien, heute Demre, ist ein kleiner Ort ca. 100 km südwestlich von Antalya in der heutigen Türkei. Im 4. Jahrhundert war es ein Bischofssitz.
Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige historisch belegte Tatsachen. Nach verschiedenen Überlieferungen wird Nikolaus zwischen 270 und 286 in Patara geboren, einer Stadt in Lykien in Kleinasien. Seine Eltern (Epiphanius & Johanna) – eine wohlhabende, fromme Famile sterben recht früh. Daraufhin verteilt er sein ererbtes Vermögen unter den Armen.
Besonders bekannt wird die Geschichte eines Vaters. Dieser hat drei Töchter. Da er die Mitgift nicht auszahlen kann ist er gezwungen, diese als Prostituierte leben zu lassen. Als Nikolaus von dieser Absicht erfährt wirft er jeweils in drei Nächten einen Beutel mit Münzen durch die Fensteröffnung. In der dritten Nacht erkennt der Vater Nikolaus – die Legende des selbstlosen Schenkens ist geboren.
Mit 19 Jahren wird er von seinem Onkel, ebenfalls mit Namen Nikolaus zum Priester geweiht und wird dann Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Während der Christenverfolgung 310 gerät er in Gefangenschaft und wird gefoltert.
Nach einem Leben voller Wunder und Abenteuer (Stratelatenwunder, Kornvermehrung, Heimführung eines verschleppten Kindes, Bekämpfung Der Diana …) wird er in Myra in einem Sakrophg bestattet.

Schutzpatron der Seefahrer
Nach seinem Tod wird er zum Schutzpatron der Seefahrer, als einige Seeleute in Seenot geraten. Sie rufen während eines Sturmes den heiligen Nikolaus an. Ihnen erscheint ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann und übernimmt die Navigation, setzt die Segel richtig und bringt sogar den Sturm zum Abflauen. Daraufhin verschwindet der Mann wieder. Als die Seeleute in der Kirche von Myra zum Dank für ihre Rettung beten, erkennen sie den Heiligen und danken ihm.
Durch den Raub angeheuerter italischischer Seeleute wird der schenkende Heilige 1087 von Myra nach Bari verbracht und in einer eigens dafür gebauten Kirche beigesetzt – San Nicola. Damit rückt der unbekannte Heilige aus den entlegenen östlichen Gebieten in das Herz von Europa. Der Weg wird frei, daß der Helige in ganz Europa bekannt werden kann.
Französische Nonnen übernehmen die Geste des Schenkens im Mittelalter und legen an seinem Todestag, den 6. Dezember den Armen kleine Geschenke (Nüsse, Obst …) in Strümpfen vor die Tür. Das ist auch der Ursprung, warum in den USA die Strümpfe an den Kaminen hängen und in Deutschland die Schuhe vor die Tür gestellt werden.
Während der Reformation und des 30 jährigen Krieges ist in den evangelischen Gebieten dieser Brauch (es durfte ja keine Heiligen mehr geben) untersagt. Die Leute wissen sich zu helfen: Der Nikolaus kommt als Weihnachtsmann am Heiligen Abend bzw. ersten Weihnachtstag.

Knecht Ruprecht:
In der heidnischen Zeit der Germanen wurden bei der Wintersonnenwende Menschen bestraft. Später in der christlichen Kirche wurde der heidnische Brauch verboten. Um dieses Verbot besser umzusetzen übernahm die Kirche Teile dieses Brauches und nahm dafür „Knecht Ruprecht“. Dieser sollte von nun an in der Weihnachtszeit den Niklaus unterstützen und (wie von der Bevölkerung gewohnt) böse Kinder bestrafen. „Knecht Ruprecht“ war ursprünglich ein Priester und soll angeblich aus Cölbigk in Sachsen Anhalt kommen. Er hat dort Bauern verflucht, die bei einem Gelage laut gesungen und getanzt haben. Knecht Ruprecht hatte damals Nikolaus begleitet und war für die groben Sachen zuständig, weil Nikolaus immer positiv wahrgenommen werden sollte. Also so ein bisschen mittelalterliches Yin & Yang. Da gab es auch mal die Rute für die bösen Kinder. Irgendwie und irgendwann ist der Job von Knecht Ruprecht später aber auf den Weihnachtsmann über gegangen.

Das Märchen von dem Coca Cola-Weihnachtsmann:
Es wird immer wieder behauptet, dass Coca Cola den freundlichen „Weiß-Roten Weihnachtsmann“ erfunden hat. Hier die ganze Story, wie der Weihnachtsmann Weiß-Rot wurde: In Atlanta / Georgia / USA erfand der Apotheker John Pemberton (Oberstleutnant der Konföderation im Sezessionskrieg) am 08. Mai 1886„Coca Cola“. Es sollte ursprünglich ein Sirup gegen Kopfschmerzen sein. Das früher enthaltene Kokain in „Coca Cola“ sollte ihn, seine Morphium-Sucht zu bekämpfen. Aber sehr schnell stellte sich heraus, dass „Coca Cola“ als Limonade mehr Erfolg hatte. Das enthaltene Kokain entfiel durch ein gesetzliches Verbot nach einigen Toten ab 1914. Das geheime Coca Cola-Rezept ist bis heute nur in Atlanta. Coca Cola wird von hier als Konzentrat in die Welt verkauft. Der berühmte Schriftzug „Coca-Cola“ existiert nach einem verspieltem Vorläufer (1890) seit dem Jahre 1891. Es ist die Handschrift des Partners von Pemberton und Buchhalters: Frank M. Robinson.

Die Gestalt des heiligen Bischofs Nikolaus wurde Mitte des 19. Jahrhunderts säkularisiert und verlor ihren Ornat (Albe, Stola und Chormantel oder Messgewand), den Bischofsstab und die Mitra. An die Stelle des liturgischen Gewands traten Mantel und Zipfelmütze, welche an die kleinasiatische Phrygische Mütze erinnert. Möglicherweise flossen Elemente von Knecht Ruprecht und Wintergestalten wie dem rauen Percht mit ein.

Eine der ersten Beschreibungen, die der heutigen Form des Weihnachtsmannes ähnelt, stammt aus einem Gedicht des New Yorkers William Gilley. Dieser beschrieb im Jahr 1821 Santeclaus als ganz in Fell gekleidet und auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten fahrend.

Der „Weiß-Rote“ Weihnachtsmann ist jedoch keine Erfindung von Coca Cola: Erste Weihnachtsmänner in Weiß-Rot ist die Erfindung von Thomas Nast, der 1863 für das Magazin „Harper`s Weekly“ einen Weihnachtsmann aus seiner Heimat. Hier ist der Weihnachtsmann in „Struwwelpeter“ (1844), einem weltweit verbreiteten Kinderbuch des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann – schon dem heutigen Weihnachtsmann sehr ähnlich. Thomas Nast nimmt später in einem Auftrag seinen schwarz-weiß-Weihnachtsmann und koloriert ihn „Weiß-Rot“. Diese Figur wandert nun - immer leicht abgewandelt - über „White Rock Beverager (Dry Ginger Ale) schließlich zu Coca Cola. Diese Figur ist so erfolgreich, dass sie heute jeder als den „Coca Cola-Weihnachtsmann“ kennt.
 
„Nicht von der Stelle kommen“
Bedeutung: Man tritt auf der Stelle, kommt nicht von der Stelle. Man kommt nicht voran, nicht vorwärts. Man erzielt keine Fortschritte. Man bewegt sich im Kreis. Man kommt beruflich nicht voran …

Herkunft: Die Redensart stammt aus dem preußischen Militär. Auf dem Befehl "Auf der Stelle treten!" beim Exerzieren bezeichnete die „Marschierbewegung“ auf demselben Ort, indem man die Beine nur hebt und senkt – ohne sich wirklich vom Standort fort zu bewegen.
In übertragener Bedeutung wurde der Ausdruck im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts geläufig. Ein früher Beleg findet sich in der Zeitschrift "Gesundheit und Erziehung" von 1935: "Heute müssen wir ernüchtert gestehen, daß wir trotz aller Arbeiten kaum einen Schritt weitergekommen sind, daß wir auf der Stelle getreten haben"
 
„dann ist der Teufel los“
Bedeutung: Es herrscht große Aufregung, es besteht Hektik, ein Durcheinander. Es gibt einen Streit, Krach …

Herkunft: „Dann ist der Teufel los gilt als die älteste Redensart, in der der Teufel vorkommt.
Der Spruch kommt wieder einmal aus der Bibel. In der Offenbarung des Johannes, in der es heißt:
(Offb 20,2-3) "Er ergriff den Satan, warf ihn in den Abgrund, versiegelte ihn, dass er nicht verführen sollte die Heiden, bis dann vollendet wurden tausend Jahre, und danach muss er loswerden eine kleine Zeit."

Der "Teufel" basiert auf das griechische „diabolos“ (Verleumder, Widersacher) Weitere Namen: Luzifer (Lichtbringer). Die „Schlange", die Eva verführt, vom verbotenen „Baum des Wissens“ mit Adam zu kosten (Parallelen zu Prometheus, der der Menschheit das Feuer brachte). "Satan" (hebräisches Geistwesen), „Ahriman“ (mittelpersisch ‚arger Geist‘, zoroastrischer Ursprung), „Pan“, „Baal“, „Asmodäus“, „Baphomet“, „Mephistopheles“, „Samuel“, „Beelzebub“, „der Leibhaftige“ …


Der Teufel spielt aber auch in Redensarten und Begriffen eine Rolle, in denen sein Name gar nicht erscheint. Nach dem Alten Testament ist es die Aufgabe des Teufels, die Menschen auf der Erde zu beobachten und in Versuchung zu führen. Schließlich sei noch auf so harmlose Wendungen wie "jemand ist besessen (von seiner Aufgabe)", "Was ist denn bloß in dich gefahren?" oder "jemandem die Mucken austreiben" hingewiesen, die erst auf den zweiten Blick ihren Ursprung im alten Teufelsglauben offenbaren. In vielen Redensarten kann das Wort "Teufel" daher auch durch andere Begriffe ersetzt werden, die sich auf des Teufels verschiedene Erscheinungsformen beziehen (siehe auch "zum Kuckuck").

Daneben wird der Teufel noch mit anderen Tieren (wie Schlange und Geier) in Verbindung gebracht, insbesondere aber mit dem Bock. Zur Bocksgestalt gehören die Hörner und der Bart des Teufels, aber auch der Bocksfuß, der häufiger als Pferdefuß gedeutet wird. Woher kommt diese Vorstellung? Man hat darauf hingewiesen, dass der Bock das Opfertier des germanischen Gottes Donar war, der bei der Einführung des Christentums mit dem Teufel gleichgesetzt wurde. Daneben spielt sicher auch der griechische Dionysoskult mit seinen Faunen und Satyrn sowie dem Gott Pan eine Rolle.
 
„Humbug“
Bedeutung: „Humbug“ ist etwas bezeichnet, das vorgibt, bedeutsam und wichtig zu sein. In Wirklichkeit ist es aber nur Schwindel. Es kann auch eine törichte und unsinnige Äußerung oder Handlung sein.

Herkunft: Als Humbug wird etwas bezeichnet, das vorgibt, bedeutsam zu sein, tatsächlich aber nur Schwindel ist. Das Wort kommt aus dem Englischen wo es um das Jahr 1750 als „Slang-Wort“ in Mode kam. Um das Jahr 1735 wurde es zum ersten Mal im "Killigram's Universal Jester" aufgeführt. Seit 1835 erscheint das Wort auch in Deutschland. In einem der Briefe von Annette von Droste-Hülshoff zum Beispiel: „Humbug, wie der Engländer sagt“.
Laut "Allgemeine deutsche Real-Enzyklopedie für die gebildeten Stände" (Conversations-Lexikon, 9. Auflage) aus dem Jahr 1866 handelt es sich bei einem "Humbug" um einen "Mann, der auf Kosten seiner Nebenmenschen lebt, ihre Schwächen ausbeutet und ihre Leichtgläubigkeit mißbraucht; ein Industrieritter, der hart an die Grenze der Gesetzlichkeit streift, aber sie nicht unbedingt überschreitet. Er ist in allen Ländern und allen Ständen vertreten; ein genialster Repräsentant aber war in neuester Zeit der Amerikaner Barnum." (Industrieritter wurden Personen genannt, die vornehm auftraten, aber Hochstapler waren.)
 
„Öl ins Feuer gießen“
Bedeutung: Man provoziert jemanden, ein Geschehnis, einen Konflikt. Man bringt den Streit erst richtig zum Ausbruch.

Herkunft: Öl ist schon seit dem der Mensch das Feuer beherrscht eine leicht brennbare Flüssigkeit. Ob das Tierfett beim Garen in die Glut tropfte – oder ob in der Antike die Öllampe den Raum erleuchtete. Wenn man Öl in ein Feuer gießt, lodern die Flammen erst richtig auf. Schon der römische Dichter Horaz verwendete in seinen „Sermones“ diese Wendung „oleum addere camino“. Leicht ließ sich diese Erkenntnis auf das Wesen der Menschen übertragen. Was eben nur ein Ärgernis war wird durch den Populisten und den allseits bekannten Aufhetzern schnell zum Aufruhr, zum Aufstand, zur Revolution, zum Krieg ...
 
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„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.“
Bedeutung: Man sollte immer die Wahrheit sagen, da einem sonst keiner mehr glaubt.

Herkunft: Schon kleine Kinder sagen nicht unbedingt die Wahrheit. Die Süßigkeiten oder die Kekse, die man nicht gesiebitzt hat, die Fensterscheibe, die „ein anderer Junge“ beim Spielen einschlug, die Hausaufgaben, die man nicht vom Lehrer bekommen hat, die Arbeit, die ein anderer vermasselt hat … Wenn man beim Lügen erwischt wird ist es vorbei. Den "ehrlichen Ruf", seinen "guten Namen" ist man los - man ist bekannt als Lügner.

Selbst Tiere „lügen“: Ein Beispiel: Trauerdrongos machen den Warnruf der Erdmännchen nach. Die Erdmännchen flüchten daraufhin in ihren Bau und lassen dabei ihre Beute zurück – die der Vogel nun in aller Ruhe stehlen kann. Aber auf den Trick fallen die Erdmännchen nur einmal rein. Sie achten nun erst einmal mehr auf die richtigen „Wachposten“ – und glauben nun nicht mehr jedem Warnruf. Der Vogel muß sich eine andere Taktik ausdenken und andere Tiere nachmachen und hereinlegen.

Dabei ist eine "Lüge" nicht immer unangebracht. Zum Leben gehört es auch zu "lügen". Würde man immer die Wahrheit sagen wäre ein Zusammenleben gar nicht möglich. Das fängt bei Kleinigkeiten an:
- Auf die Frage, wie es einem geht will man meist gar nicht wirklich stundenlang die Krankheitsgeschichte seines Gesprächspartners hören. So sagt man meistens lieber: "Es geht mir gut - und wie geht es Dir?" - anstatt sich mit wachsender Begeisterung über seine ganzen "Wehwehchen" und die ganzen Krankheiten auszulassen.
- Die berühmte Frage: "... und wie sehe ich aus?" Da will keine Frau hören, daß sie in 30 Jahren Ehe in Wirklichkeit älter geworden ist.
- Die Frau, die Stunden hinter dem Herd für einen aus Liebe gekocht hat - da wird kaum einer sagen, daß der "Fraß ungenießbar" ist.
- Auf die Frage, wie der neue Pullover aussieht wird auch keiner meinen, daß sein Gegenüber wie eine "Preßwurst" aussieht, wenn er einen gemütlichen Abend haben möchte. ... und die neue Frisur der Gattin wird auch kaum einer als "heruntergekommenes Vogelnest" bezeichnen.
- Auf einer Beerdigung wird kaum einer schlecht über den Toten reden - da sagt man eben nur alles Gute (um es für die Hinterbliebenen es nicht noch schlimmer zu machen - und wenn der Tote im Leben ein noch so großes Schwein war). ...
Erst kleine "Notlügen" sorgen für ein Zusammenleben.