Weiter Verwirrung um radikalen US-Pastor

Gainesville/Washington (dpa) - US-Präsident Barack Obama hat den radikalen US-Pastor Terry Jones am Freitag noch einmal eindringlich vor den Folgen einer Koran-Verbrennung gewarnt.

Der Fanatiker aus Florida hatte nach einem Anruf von US-Verteidigungsminister Robert Gates zwar seinen Verzicht auf die weltweit kritisierte Aktion am neunten Jahrestag der Anschläge vom 11. September erklärt. Aber dann sorgte er mit mehrdeutigen Äußerungen und Ankündigungen für anhaltende Verwirrung. Seine in Deutschland lebende Tochter hält ihren Vater für «verrückt» und meint, er brauche Hilfe.

Obama sagte in Washington, Aktionen wie die Drohungen des Pastors gefährdeten US-Truppen im Ausland. Mit deren Sicherheit, so Obama, «spielt man nicht». Der Präsident rief die Nation zu religiöser Toleranz auf. «Wir befinden uns nicht im Krieg mit dem Islam. Wir befinden uns im Krieg mit Terrororganisationen, die den Islam verfälscht oder das Banner des Islams benutzt haben, um ihre zerstörerischen Aktionen durchzuführen.»

Auch aus der islamischen Welt, die das Ende des Fastenmonats Ramadan feierte, kamen Stimmen, die zur Besonnenheit mahnten. Bei Protesten gegen die Pläne des Pastors in Afghanistan wurde vor dem Bundeswehr-Feldlager im nordostafghanischen Feisabad nach offiziellen Angaben ein Demonstrant erschossen. Jones sagte dazu, er sei dafür nicht verantwortlich.

Emma Jones sagte in einem Interview von «Spiegel Online», sie habe ihren Vater in einer E-Mail dazu aufgerufen, seine geplante Koran- Verbrennung aufzugeben. «Ich habe geschrieben: "Papa, lass das sein!"» Geantwortet habe er nicht. «Ich wünsche mir wirklich, dass er zur Vernunft kommt.»

Der Pastor hatte am Freitagmorgen (Ortszeit) in einem Interview des Senders ABC bekräftigt, dass er seinen Plan der Koran- Verbrennungen nicht umsetzen werde. Stattdessen wollte er sich am Samstag in New York selbst die Bestätigung einholen, dass es nicht zum Bau einer umstrittenen Moschee nahe dem Ort der Anschläge vom 11. September komme. Am Donnerstag hatte er seinen Verzicht auf die Koran-Verbrennung mit der angeblichen Zusage begründet, dass der Bau an anderer Stelle erfolge. Der für das Projekt zuständige Imam Feisal Abdul Rauf in New York hatte die Aussagen des Pastors aber zurückgewiesen. Er habe eine solche Zusage nie gemacht.

Ob es zu dem von Jones geforderten Treffen kommt, war bis zum Freitagnachmittag (Ortszeit) unklar. Ein anderer Prediger rief den Imam im Namen des Pastors dazu auf, sich binnen zwei Stunden telefonisch zu melden und eine Zusammenkunft zu vereinbaren. «Wir wollen wissen, ob er (der Imam) zugestimmt hat, die Moschee nicht an Ground Zero, sondern an einer anderen Stelle zu errichten.» Was passieren würde, wenn sich der Imam nicht meldet, ließ der Prediger offen. Ground Zero wird der Ort genannt, an dem die bei den Terroranschlägen zerstörten Zwillingstürme des World Trade Centers standen.

Zu den Protesten in Afghanistan sagte der Sprecher der Regierung der Provinz Badachschan, Mohammad Amin Sohail, afghanische Polizisten hätten das Feuer eröffnet, nachdem ein Mob Steine auf das Camp geworfen habe. Ein Demonstrant sei getötet worden, fünf weitere sowie fünf Polizisten hätten Verletzungen erlitten. Weder die Bundeswehr noch Provinz-Polizeichef Agha Nur Kentus bestätigten, dass es ein Todesopfer gegeben habe. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam wurden bei den Protesten vor dem Feldlager acht Demonstranten und zwei afghanische Polizisten verletzt. Bundeswehrsoldaten seien nicht beteiligt gewesen.

Im Irak rief der schiitische Ajatollah Ali al-Sistani dazu auf, sich von dem Pastor nicht provozieren zu lassen. «Wir verurteilen diesen Angriff auf den heiligen Koran und betonen die Wichtigkeit, dass diese Aktion nicht ausgeführt wird, aber wir rufen die Muslime auf, höchste Zurückhaltung zu üben», sagte er in Bagdad. In Singapur warnte der muslimische Führer Abu Bakar Maidin, es dürfe angesichts der Provokation keine «Racheakte» geben. In London protestierten tausende Muslime beim Freitagsgebet in der Baitul-Futuh-Moschee gegen «religiösen Extremismus» jedweder Art.

Für die evangelikalen Christen in Deutschland distanzierte sich der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Jürgen Werth, von der geplanten Aktion. Auch die US-Evangelikalen dürften mit dem «Sektenführer» Jones «nicht in einen Topf geworfen» werden.

Website Dove World Outreach Center

Religion / Islam / USA
11.09.2010 · 08:35 Uhr
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