Guttenberg täuschte bei Doktorarbeit absichtlich
Bayreuth (dpa) - Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat bei seiner Doktorarbeit nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» absichtlich abgeschrieben.
Anders ließen sich die kopierten Passagen nicht erklären, berichtet das Blatt in seiner Samstag-Ausgabe unter Berufung auf die Kommission der Universität Bayreuth, die die Plagiatsvorwürfe untersucht. Die Kommission habe ihre Arbeit weitgehend abgeschlossen, der offizielle Bericht solle Ende April fertig sein. Guttenberg hat nach Berichten mehrerer Zeitungen Vorbehalte gegen eine Veröffentlichung angemeldet.
Guttenberg war wegen der Vorwürfe, er habe zahlreiche Passagen seiner Doktorarbeit von anderen Autoren übernommen und dies nicht gekennzeichnet, Anfang März von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Die Uni Bayreuth erkannte Guttenberg den Doktortitel ab. Die Staatsanwaltschaft Hof ermittelt gegen ihn.
Nach Berichten des «Nordbayerischen Kuriers», der «Nürnberger Nachrichten» und des Berliner «Tagesspiegels» (Samstag) hat Guttenbergs Anwalt Vorbehalte gegen die Veröffentlichung des Kommissionsberichts geäußert. In einem Brief an die Universitätsleitung habe er auf die Persönlichkeitsrechte seines Mandanten verwiesen. Die Universitätsleitung habe dies sehr irritiert zur Kenntnis genommen. Schließlich habe Guttenberg bisher immer versichert, er wolle sich aktiv an der Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe beteiligen.
Bei der Universität war am späten Freitagnachmittag niemand mehr erreichbar. Auch das Guttenbergs Büro war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr besetzt.
Die Uni-Leitung habe Guttenberg schriftlich aufgefordert, «entsprechend seiner früheren Äußerungen und Stellungnahmen, seine Vorbehalte bezüglich der Veröffentlichung, insbesondere hinsichtlich des Ergebnisses der Prüfung der erhobenen Plagiatsvorwürfe, zurückzunehmen und eine umfassende Information zu unterstützen», zitieren die «Nürnberger Nachrichten» Uni-Präsident Rüdiger Bormann.
Dem «Tagesspiegel» sagte Bormann: «Wir möchten das Ergebnis - auch zur Frage des Täuschungsvorsatzes - öffentlich machen.» Er sehe in dem Verhalten des Politikers einen «vollkommenen Widerspruch» zu dessen Rücktrittsrede, in der er Aufklärung versprochen hatte. «Es besteht ein ganz starkes öffentliches Interesse, wie die Uni den Vorfall bewertet.» Man werde den Bericht aber nicht veröffentlichen, wenn der Politiker bei seinen Vorbehalten bleibe.