Datenschützer: BA-Jobbörse lädt zu Missbrauch ein
Kriminelle könnten zu Unrecht an Bewerberdaten gelangen, etwa um persönliche Kontakte anzubahnen, sagt Deutschlands oberster Datenschützer Peter Schaar der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag). Es dürfe nicht sein, dass sensible Bewerberdaten in falsche Hände geraten: «Dies lässt sich mit dem Sozialdatenschutz in keinster Weise vereinbaren.» Die Bundesagentur müsse dieses Einfallstor schließen.
Der neue Arbeitsminister Franz Josef Jung (CDU) forderte die BA auf, gemeinsam mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten das Problem zu beheben. Da die Jobbörse aber «einen ganz wichtigen Beitrag» dabei leiste, Menschen in Arbeit zu bringen, dürfe man in deren Interesse «die Hürden nicht so hoch legen». Er gehe davon aus, dass sich die Bundesagentur dafür einsetzen werde, die Missbrauchs-Gefahr «in Übereinstimmung mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten» zurückzuführen.
Schaar hält die Kontrollmechanismen der BA für ungenügend. So müsse ein Arbeitgeber lediglich den Firmennamen, die Branche sowie Anschrift und Ansprechpartner angeben, berichtet die Zeitung. Seine Identität prüfe die Bundesagentur nicht. Nach der Anmeldung bekomme der Arbeitgeber eine persönliche Identifikationsnummer zugeschickt, mit der er bereits Bewerberdaten in nicht anonymisierter Form einsehen und ein Stellenangebot aufgeben könne. Auf diese Weise könne sich jeder per E-Mail oder per Post Bewerbungsunterlagen zuschicken lassen, mit Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum, Zeugnissen und Lebenslauf - egal, ob er einen Job zu vergeben hat oder nicht.
Die Bundesagentur kündigte eine stärkere Kontrolle der Firmen an. Vorgesehen sei, die Betriebsnummer von Unternehmen zu überprüfen, die in der Jobbörse auf Bewerbersuche gingen, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker. Schon jetzt seien 20 Mitarbeiter damit beschäftigt, Stellenangebote auf ihre Seriosität hin zu überprüfen. «Pro Woche fliegen 100 bis 200 Firmen-Angebote raus.» Die Bundesagentur befinde sich im Zwiespalt: Einerseits sei sie bemüht, die Zugangshürden bei der Jobbörse zum Schutz vor Missbrauch anzuheben; andererseits solle diese für potenzielle Arbeitgeber nicht unattraktiv werden.
Kritik kam auch vom Datenschutz-Experten der Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte. Nach seinen Worten ist die aktuelle Form des BA-Internetangebots «praktisch eine offene Tür für Datensammler mit dubiosen Absichten». Stichproben der Bundesagentur zur Überprüfung der Identität mutmaßlicher Arbeitgeber seien «absolut ungenügend». Korte forderte die unverzügliche Einführung eines neuen und sicheren Zugangs- und Akkreditierungsverfahrens.