Chaos durch Fluglotsenstreik in Spanien

Madrid (dpa) - Ein wilder Streik der Fluglotsen hat den Luftverkehr in Spanien 24 Stunden ins Chaos gestürzt. Erst am Samstagnachmittag starteten auf den Großflughäfen von Madrid, Barcelona, Palma de Mallorca und den Kanarischen Inseln wieder Maschinen.

Nach Angaben der Flughafenbehörde AENA wird sich die Lage frühestens an diesem Sonntag wieder normalisieren.

Die spanischen Lotsen hatten mit einer spontanen Arbeitsniederlegung den Flugverkehr in Spanien einen Tag lang zum Erliegen gebracht. Die spanische Regierung rief daraufhin erstmals seit dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975) den Alarmzustand aus. Das Militär übernahm die Gewalt über die Kontrolltürme. Den Lotsen wurde damit gedroht, sie nach Militärrecht zu langen Haftstrafen zu verurteilen, wenn sie den Ausstand nicht beenden sollten.

Mit Beginn der Nachmittagsschicht kehrten die Fluglotsen zum Dienst zurück. Die Situation in den Kontrolltürmen und den Flugüberwachungszentren normalisierte sich allmählich. Der Luftraum über Spanien konnte wieder geöffnet worden. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen die am Streit beteiligten Lotsen ein. Wie die Behörde mitteilte, sollten in Madrid vom kommenden Donnerstag an 100 Lotsen zum Verhör vorgeladen werden. Es sei nicht auszuschließen, dass einige von ihnen in Untersuchungshaft kämen.

Die Lotsen hatten die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem das Militär die Gewalt über die Kontrolltürme übernommen hatte. Bei einem Fortsetzen des Ausstandes hätten ihnen Schnellverfahren vor Militärgerichten und Haftstrafen von bis zu 15 Jahren gedroht. Der Ausstand traf in Spanien mehr als 600 000 Passagiere und wirkte sich in ganz Europa aus. «Wir lassen uns von den Lotsen nicht erpressen», betonte Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba am Samstag nach einem Krisenkabinett in Madrid. Auch die Lotsengewerkschaft USCA rief «eindringlich» dazu auf, den Dienst wieder aufzunehmen.

Auch rund 14 000 Gäste deutscher Reiseveranstalter saßen in Spanien fest. Dazu zählten gut 3500 Kunden von Thomas Cook. Sie alle wollten am Freitagabend oder am Samstag wieder zurückfliegen, wie ein Sprecher des Deutschen Reiseverbandes der Nachrichtenagentur dpa sagte. Die Reiseveranstalter würden dafür Sorge tragen, dass sie bei weiteren Verzögerungen untergebracht werden und nicht auf den Flughäfen campieren müssen.

Auf dem Madrider Flughafen hatten Iberia und mehrere andere Linien alle Flüge bis Sonntag abgesagt. Auf den spanischen Airports waren für Samstag 4300 Flüge vorgesehen gewesen. Am Vortag waren wegen des nicht angemeldeten Lotsenstreiks mehr als 2000 Flüge ausgefallen. Tausende von Passagieren hatten die Nacht in den Wartehallen der Flughäfen in Madrid, Barcelona oder auf Mallorca verbracht. Ein Teil der Fluglotsen war bereits am Samstagmorgen in die Kontrolltürme zurückgekehrt, nahm die Arbeit aber auf Druck von streikenden Kollegen zunächst nicht wieder auf.

Die Flughafenbehörde AENA erklärte, sie sei zu Verhandlungen mit den Fluglotsen erst dann bereit, wenn auf den spanischen Flughäfen wieder Normalität herrsche. Die Lotsen hatten am Freitagnachmittag ohne vorherige Ankündigung die Arbeit niedergelegt und erklärt, sie seien nicht in der Lage, den Dienst zu verrichten. Sie reagierten damit auf einen Beschluss der Regierung, die eine neue Regelung für die Dienstzeiten der Fluglotsen eingeführt hatte. Madrid will außerdem die Großflughäfen in Madrid und Barcelona einem privaten Management unterstellen.

Das Chaos wurde dadurch vergrößert, dass Tausende von Spaniern in ein langes Wochenende aufbrechen wollten. Am kommenden Montag ist ein Nationalfeiertag in Spanien. Auch der Mittwoch ist für die meisten Spanier arbeitsfrei.

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Flughafenbehörde AENA
Luftverkehr / Spanien
04.12.2010 · 18:08 Uhr
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