So,
gute 10 Stunden Arbeit sind fertig :
Wieder einmal saß ich auf meinem verschlissenen Ledersessel, sah mich in der trostlosen Welt um, und dachte über mein Leben nach. Mein Magen rebellierte gegen die andauernde Folter mit Kaffee, Zigaretten und Alkohol, trotzig weigerte ich mich die Warnungen ernst zunehmen. Ich war 37, geschieden, eigentlich die Phase, in der man mit Steppaerobic anfängt, fettarme Yoghurts isst, und sich Fangomasken ins Gesicht klatschen lässt, doch ich verabscheue jenes letzte Aufbäumen gegen das Alter, gegen den nahenden Tod.
Dieser von allen Seiten propagandierte light- und wellness- Kult widert mich an, ich muss nicht von jemandem abhängig sein und suche nicht, wie die Scharen verzweifelter Frauen, einen Mann, von diesen Bastarden hatte ich genug. Nie hatte ich eine annehmbare Vater oder Partner-Figur kennen gelernt, und würde es auch wohl nie.
Angeekelt wandte ich meinen Blick von meinen Adern durchsetzten Beinen ab und blickte auf das, was ich sarkastisch mein „Heim“ nannte. Nach meiner Scheidung nahm ich mir das was mir zustand. Ich riss ihm aus seinen Krallen was ich konnte, die Dinge die ihm wichtig waren, zu denen ich aber nie eine andere Beziehung als tief empfundenen Hass und unterdrückten Schmerz aufbauen konnte, denn ich liebte dieses Gefühl der psychischen Überlegenheit.
Die billige Wohnung in einem fünfziger Jahre Betonklotz hatte ich schnell gefunden und gefüllt, ich hatte beschlossen in dieses, trotz seiner erbärmlichen Größe mit allen Perversitäten des Stadtlebens ausgestattetes Drecksloch namens Berlin-Panko zu ziehen, in dem ich aus dem Mutterleib gekrochen war.
Nicht, dass ich mich nicht für alle Grausamkeiten gerächt hätte, nachdem ich von seiner Affäre mit der kleinen Hure erfahren hatte, hatte ich die Initiative ergriffen. Ich hatte ihn hoch verschuldet und öffentlich denunziert, wahrscheinlich vegetierte er noch immer in seiner Sozialwohnung herum und versuchte die Raten zu bezahlen. Der ehemalige Zahnarzt war in der Gosse gelandet und das war mein Verdienst.
Selbstzufrieden erblickte ich die, unter einer angebrochenen Flasche Rotwein liegenden, Bewerbungsbögen meiner neuen Selbsthilfegruppe. Sieben weinerliche Saftsäcker, die von ihren Frauen geschlagen wurden, waren genau das Richtige um mein Ego aufzubauen....
Eine Woche später saßen sie nun vor mir, jene lächerlichen Kreaturen, die von mir, wie von einer billigen Prostituierten, für Geld Hilfe und Bestätigung erwarteten. Ich hatte das kleine Zimmer in der Poststraße nur für diesen Zweck angemietet. Die Einrichtung lag noch teilweise verpackt in Kartons herum, Sitzsäcke, Hüpfbälle, Massagerätschaften, all diesen modernen Quatsch, der von der Psychotherapie gefordert wurde, hatte ich angeschafft. Nur ein paar Stühle, und ein Tisch mit von mir gebackenen, ekelhaften, Möhrenkeksen war schon ausgepackt. Schon die Zubereitung dieses Snacks hatte mir Brechreiz verursacht, doch der Schein musste gewahrt werden. Sie waren genau das richtige um in den Mägen der Schlappschwänze zu landen.
Ich zeigte meine vergilbten Zähne und begrüßte sie so freundlich wie möglich, wies ihnen Plätze zu, bot ihnen zu Essen an, eben das Procedere wie schon so viele male zuvor. Doch diese Gruppe schien schon allein vom Anblick her alles da gewesene zu übertreffen. Ich blickte in diese, fast wie inzestuös missgestaltet wirkenden Gesichter, und bat den Ersten, viele interne Lacher versprechenden Kandidaten, seine Seele vor mir und den anderen der Lächerlichkeit preiszugeben. Nun fing er an der Gruppe sein Herz auszuschütten, fast hatte ich ein Deja Vu-Erlebnis. Selbstzweifel plagten mich, hatte es dieser schleimige Betrüger nicht verdient, von seiner Frau zusammengeschlagen zu werden?
Und ich, gerade ich, sollte dies verhindern, ihm genug Selbstbewusstsein liefern, um sich seiner Gattin zu stellen? Ich bewundere diese Frau, die es geschafft hatte, alle chovinistischen Hürden zu überwinden. Sie war beruflich erfolgreich und ihrem Mann überlegen. Doch ich musste mit derartigen Gefühlen rechen, musste diese „Schwester im Geiste“ für mein Lebensaufkommen denunzieren.
Mit meiner freundlichsten Stimme sprach ich ihm zu, wie ein Herrchen seinen Hund lobte ich ihn für die Überwindung, für diese schreckliche Blamage. Überwältigt von meinen Gefühlen der Verbundenheit zu dieser Heroin, beschloss ich sie zu unterstützen. Die Therapie musste ja nicht für jeden Erfolgreich sein.
Mittlerweile war ich wie gelähmt von der Gier nach Nikotin, doch ich konnte hier nicht rauchen, ich musste wieder die freundliche, ökologisch eingestellte Therapeutin werden, musste diese Rolle annehmen.
Mit neuem Elan übergab ich das Wort an den nächsten, begierig auf Überheblichkeit und Überlegenheit wartete ich seine Geschichte von der nächsten Lebenstragödie ab. Wie schon bei den anderen Insassen, die ihre geistigen Ergüsse vorgetragen haben, belohnte ich auch diesen debilen Kloschar mit meiner Zustimmung, doch ich konnte es, so sehr ich mich auch anstrengte, nicht verstehen, warum sich jeder in diesem Menschenzoo für Extremitäten von seiner Lebenspartnerin verprügeln ließ. Eigentlich hatte ich Masochisten und andere Perverse erwartet, die das hier als Forum für ihre fehlgeleitete Sexualität nutzten wollten, doch die Menschen hier in diesem Raum, der noch immer den Charme eines Sterbezimmers versprühte, passten eher in eine Psychiatrische Abteilung. Nach dem Vortrag der ersten, hielt ich ihre Neurosen und Störungen für Einzelfälle, doch es setzte sich fort.
Es wunderte mich, warum noch keiner von ihnen an die einzigen, mir logisch erscheinenden Alternative zu diesem verhunzten Leben, Suizid, Alkohol und andere Drogen, gewählt hatten. Ich spielte mit dem Gedanken, wenigsten ein Paar von ihnen, im Privaten, zu diesen Maßnahmen zu überzeugen, schwer wäre es wohl kaum gewesen, und es stellte eine Möglichkeit dar, diesen Abschaum von der Erde zu tilgen.
Die, die, hungernd nach einem guten Wort und einem Blick von mir vor mir saßen, konnten nicht weiter fallen, sie hatten die unterste Stufe menschlichen Lebens erreicht.
Es wurde Zeit sich an dem nächsten zu ergötzen, ich warf einen kurzen Blick auf den, vor mir liegenden Sitzplan, und entschied mich für diesen tattrigen Rentner, Wilfried S., nach meiner Einschätzung war er der Typus Mensch, der sich mit einem Fernglas hinter der Umkleide eines Fitnessstudios verschanzte um sich einen von der Palme zu wedeln.
Ich hörte meinen Patienten nicht mehr zu, langsam wurde es Routine für mich, doch begierig wartete ich auf das Ende der Sitzung. Es war, wie seit zwei Tagen nicht mehr gepinkelt zu haben, doch ich hatte die Rolle weiterzuspielen.
Man musste wirklich kein Genie sein, um meinen Therapieplan zu durchschauen. Die Idee war mir vor Jahren unter den dreckigen Pfoten meines Mannes gekommen, doch sie war wasserdicht und versprach Erfolg. Sie stellen sich vor, man lobt sie, dann schürt man Aggressionen, lässt sie lästern, regt ein Gespräch an, zum Schluss Aggressionstherapie. Das alles ersparte mir das lästige Nachdenken über Hilfemöglichkeiten, meistens regelte es sich von Selbst, ich brauchte nur intuitiv die Lücken zu füllen. Mittlerweile bestand meine Beschäftigung bei derartigen Veranstaltungen nur noch darin, mich an den Schicksalen zu erfreuen, und die Menschen nach belieben wie Knetmasse zu formen, ich musste nur ihr Vertrauen erringen. Fast schon wie dressiert stand ein nächster auf, gutmütig lies ich es geschehen und hörte nur teilweise seinen Ausführungen zu.
Dieser überraschte mich, endlich mal einer der mir nicht die Ohren zuheult. Er strotze nur so vor Lebenserfahrung, seine Augen glänzten und das Wichtigste, anders als alle anderen Waschlappen hier, hatte er sich durchgesetzt und diese Versager als eben solche erkannt. Ich fragte mich, warum solch ein Mann sich das antun lies. Er hatte die Klasse eines alten Gentlemans. Nun war auch dieser Horror endlich vorbei. Schnell bedankte ich mich, und vereinbarte den nächsten Termin. Ich wollte nur raus aus dieser Hölle. In fünf Minuten konnte ich wieder die gewohnte Soziopathin werden.
Auf dem Nachhausweg hatte ich eine Erscheinung, mein Exgatte schien in einen alten Armeemantel gehüllt, apathisch in der Ecke zu liegen. Zwar konnte ich meinen Augen in dieser Hinsicht kaum trauen, zu groß wäre der Zufall gewesen, doch machte mich der Gedanke allein glücklich, dass er noch von der untersten Stufe der menschlichen Existenz gefallen war und wie als Alkoholiker oder Drogensüchtiger auf der Straße dahin vegetierte. Ich nahm mir vor mich in Zukunft vorzusehen, die Möglichkeit, dass er sich aufraffen konnte um Rache zu nehmen hatte ich nicht bedacht. Doch ich war gerüstet, meine Persönlichkeit und meine Intelligenz waren meine Waffe, außerdem hatte ich mir den spanischen Karabiner seines Vaters zuschreiben lassen. Ich hatte keine Angst.
Nachdem ich den Schlüssel in das verrostete Schloss geschoben hatte, so leise wie möglich, ich wollte nach der heutigen Erfahrung jeden menschlichen Kontakt vermeiden, gelangte ich in meine geliebt gehasste Wohnung. Zitternd nahm ich die ersten Züge aus einer Zigarette und kochte mir einen Kaffee. Ich musste noch einiges für den morgigen Tag vorbereiten, betäubt von der gleichgültig machenden Macht von Fernsehen und Alkohol hatte ich alles vor mir hergeschoben.
Eine Woche später warteten die Teilnehmer der Selbsthilfegruppe auf ihre Therapeutin. Es war eigentlich ungewöhnlich das die Patienten vor ihrem Therapeuten den Sitzungssaal betreten, doch durch einen unbekannten Grund war sie nicht rechtzeitig erschienen. Langsam wurden ein paar Teilnehmer ungeduldig, schließlich wartete man schon 30 Minuten vergebens. Plötzlich trat ein Polizeibeamter in den Sitzungssaal, zuerst erschien es so als wäre er ein weiterer Teilnehmer der die letzte Sitzung verpasste, doch dann wies er sich aus und klärte die Teilnehmer auf, dass ihre Therapeutin Gundula , wie sie hieß, seit vorgestern als vermisst gemeldet wurde. Eine Nachbarin meldete sie als sie sich wunderte warum sich die Post vor der Tür stapelte. Es war nicht üblich das Gundula einfach so verschwindet ohne jemanden bescheid zu geben.
Jeder der Anwesenden war nun verdächtig etwas zu wissen, schließlich hatte die Therapeutin einen ungewöhnlichen Umgang mit ihren Patienten, von ihrer letzten Gruppe allein starben über die Hälfte an Suiziden, wie es der Anschein hatte. Keiner wusste was geschehen war.
Was meint ihr, kann man den so teilnehmen lassen oder sollte besser etwas geändert werden ?. Ich geh erstmal ins Bett, bin hundemüde !
Mfg
Dirk
gute 10 Stunden Arbeit sind fertig :
Wieder einmal saß ich auf meinem verschlissenen Ledersessel, sah mich in der trostlosen Welt um, und dachte über mein Leben nach. Mein Magen rebellierte gegen die andauernde Folter mit Kaffee, Zigaretten und Alkohol, trotzig weigerte ich mich die Warnungen ernst zunehmen. Ich war 37, geschieden, eigentlich die Phase, in der man mit Steppaerobic anfängt, fettarme Yoghurts isst, und sich Fangomasken ins Gesicht klatschen lässt, doch ich verabscheue jenes letzte Aufbäumen gegen das Alter, gegen den nahenden Tod.
Dieser von allen Seiten propagandierte light- und wellness- Kult widert mich an, ich muss nicht von jemandem abhängig sein und suche nicht, wie die Scharen verzweifelter Frauen, einen Mann, von diesen Bastarden hatte ich genug. Nie hatte ich eine annehmbare Vater oder Partner-Figur kennen gelernt, und würde es auch wohl nie.
Angeekelt wandte ich meinen Blick von meinen Adern durchsetzten Beinen ab und blickte auf das, was ich sarkastisch mein „Heim“ nannte. Nach meiner Scheidung nahm ich mir das was mir zustand. Ich riss ihm aus seinen Krallen was ich konnte, die Dinge die ihm wichtig waren, zu denen ich aber nie eine andere Beziehung als tief empfundenen Hass und unterdrückten Schmerz aufbauen konnte, denn ich liebte dieses Gefühl der psychischen Überlegenheit.
Die billige Wohnung in einem fünfziger Jahre Betonklotz hatte ich schnell gefunden und gefüllt, ich hatte beschlossen in dieses, trotz seiner erbärmlichen Größe mit allen Perversitäten des Stadtlebens ausgestattetes Drecksloch namens Berlin-Panko zu ziehen, in dem ich aus dem Mutterleib gekrochen war.
Nicht, dass ich mich nicht für alle Grausamkeiten gerächt hätte, nachdem ich von seiner Affäre mit der kleinen Hure erfahren hatte, hatte ich die Initiative ergriffen. Ich hatte ihn hoch verschuldet und öffentlich denunziert, wahrscheinlich vegetierte er noch immer in seiner Sozialwohnung herum und versuchte die Raten zu bezahlen. Der ehemalige Zahnarzt war in der Gosse gelandet und das war mein Verdienst.
Selbstzufrieden erblickte ich die, unter einer angebrochenen Flasche Rotwein liegenden, Bewerbungsbögen meiner neuen Selbsthilfegruppe. Sieben weinerliche Saftsäcker, die von ihren Frauen geschlagen wurden, waren genau das Richtige um mein Ego aufzubauen....
Eine Woche später saßen sie nun vor mir, jene lächerlichen Kreaturen, die von mir, wie von einer billigen Prostituierten, für Geld Hilfe und Bestätigung erwarteten. Ich hatte das kleine Zimmer in der Poststraße nur für diesen Zweck angemietet. Die Einrichtung lag noch teilweise verpackt in Kartons herum, Sitzsäcke, Hüpfbälle, Massagerätschaften, all diesen modernen Quatsch, der von der Psychotherapie gefordert wurde, hatte ich angeschafft. Nur ein paar Stühle, und ein Tisch mit von mir gebackenen, ekelhaften, Möhrenkeksen war schon ausgepackt. Schon die Zubereitung dieses Snacks hatte mir Brechreiz verursacht, doch der Schein musste gewahrt werden. Sie waren genau das richtige um in den Mägen der Schlappschwänze zu landen.
Ich zeigte meine vergilbten Zähne und begrüßte sie so freundlich wie möglich, wies ihnen Plätze zu, bot ihnen zu Essen an, eben das Procedere wie schon so viele male zuvor. Doch diese Gruppe schien schon allein vom Anblick her alles da gewesene zu übertreffen. Ich blickte in diese, fast wie inzestuös missgestaltet wirkenden Gesichter, und bat den Ersten, viele interne Lacher versprechenden Kandidaten, seine Seele vor mir und den anderen der Lächerlichkeit preiszugeben. Nun fing er an der Gruppe sein Herz auszuschütten, fast hatte ich ein Deja Vu-Erlebnis. Selbstzweifel plagten mich, hatte es dieser schleimige Betrüger nicht verdient, von seiner Frau zusammengeschlagen zu werden?
Und ich, gerade ich, sollte dies verhindern, ihm genug Selbstbewusstsein liefern, um sich seiner Gattin zu stellen? Ich bewundere diese Frau, die es geschafft hatte, alle chovinistischen Hürden zu überwinden. Sie war beruflich erfolgreich und ihrem Mann überlegen. Doch ich musste mit derartigen Gefühlen rechen, musste diese „Schwester im Geiste“ für mein Lebensaufkommen denunzieren.
Mit meiner freundlichsten Stimme sprach ich ihm zu, wie ein Herrchen seinen Hund lobte ich ihn für die Überwindung, für diese schreckliche Blamage. Überwältigt von meinen Gefühlen der Verbundenheit zu dieser Heroin, beschloss ich sie zu unterstützen. Die Therapie musste ja nicht für jeden Erfolgreich sein.
Mittlerweile war ich wie gelähmt von der Gier nach Nikotin, doch ich konnte hier nicht rauchen, ich musste wieder die freundliche, ökologisch eingestellte Therapeutin werden, musste diese Rolle annehmen.
Mit neuem Elan übergab ich das Wort an den nächsten, begierig auf Überheblichkeit und Überlegenheit wartete ich seine Geschichte von der nächsten Lebenstragödie ab. Wie schon bei den anderen Insassen, die ihre geistigen Ergüsse vorgetragen haben, belohnte ich auch diesen debilen Kloschar mit meiner Zustimmung, doch ich konnte es, so sehr ich mich auch anstrengte, nicht verstehen, warum sich jeder in diesem Menschenzoo für Extremitäten von seiner Lebenspartnerin verprügeln ließ. Eigentlich hatte ich Masochisten und andere Perverse erwartet, die das hier als Forum für ihre fehlgeleitete Sexualität nutzten wollten, doch die Menschen hier in diesem Raum, der noch immer den Charme eines Sterbezimmers versprühte, passten eher in eine Psychiatrische Abteilung. Nach dem Vortrag der ersten, hielt ich ihre Neurosen und Störungen für Einzelfälle, doch es setzte sich fort.
Es wunderte mich, warum noch keiner von ihnen an die einzigen, mir logisch erscheinenden Alternative zu diesem verhunzten Leben, Suizid, Alkohol und andere Drogen, gewählt hatten. Ich spielte mit dem Gedanken, wenigsten ein Paar von ihnen, im Privaten, zu diesen Maßnahmen zu überzeugen, schwer wäre es wohl kaum gewesen, und es stellte eine Möglichkeit dar, diesen Abschaum von der Erde zu tilgen.
Die, die, hungernd nach einem guten Wort und einem Blick von mir vor mir saßen, konnten nicht weiter fallen, sie hatten die unterste Stufe menschlichen Lebens erreicht.
Es wurde Zeit sich an dem nächsten zu ergötzen, ich warf einen kurzen Blick auf den, vor mir liegenden Sitzplan, und entschied mich für diesen tattrigen Rentner, Wilfried S., nach meiner Einschätzung war er der Typus Mensch, der sich mit einem Fernglas hinter der Umkleide eines Fitnessstudios verschanzte um sich einen von der Palme zu wedeln.
Ich hörte meinen Patienten nicht mehr zu, langsam wurde es Routine für mich, doch begierig wartete ich auf das Ende der Sitzung. Es war, wie seit zwei Tagen nicht mehr gepinkelt zu haben, doch ich hatte die Rolle weiterzuspielen.
Man musste wirklich kein Genie sein, um meinen Therapieplan zu durchschauen. Die Idee war mir vor Jahren unter den dreckigen Pfoten meines Mannes gekommen, doch sie war wasserdicht und versprach Erfolg. Sie stellen sich vor, man lobt sie, dann schürt man Aggressionen, lässt sie lästern, regt ein Gespräch an, zum Schluss Aggressionstherapie. Das alles ersparte mir das lästige Nachdenken über Hilfemöglichkeiten, meistens regelte es sich von Selbst, ich brauchte nur intuitiv die Lücken zu füllen. Mittlerweile bestand meine Beschäftigung bei derartigen Veranstaltungen nur noch darin, mich an den Schicksalen zu erfreuen, und die Menschen nach belieben wie Knetmasse zu formen, ich musste nur ihr Vertrauen erringen. Fast schon wie dressiert stand ein nächster auf, gutmütig lies ich es geschehen und hörte nur teilweise seinen Ausführungen zu.
Dieser überraschte mich, endlich mal einer der mir nicht die Ohren zuheult. Er strotze nur so vor Lebenserfahrung, seine Augen glänzten und das Wichtigste, anders als alle anderen Waschlappen hier, hatte er sich durchgesetzt und diese Versager als eben solche erkannt. Ich fragte mich, warum solch ein Mann sich das antun lies. Er hatte die Klasse eines alten Gentlemans. Nun war auch dieser Horror endlich vorbei. Schnell bedankte ich mich, und vereinbarte den nächsten Termin. Ich wollte nur raus aus dieser Hölle. In fünf Minuten konnte ich wieder die gewohnte Soziopathin werden.
Auf dem Nachhausweg hatte ich eine Erscheinung, mein Exgatte schien in einen alten Armeemantel gehüllt, apathisch in der Ecke zu liegen. Zwar konnte ich meinen Augen in dieser Hinsicht kaum trauen, zu groß wäre der Zufall gewesen, doch machte mich der Gedanke allein glücklich, dass er noch von der untersten Stufe der menschlichen Existenz gefallen war und wie als Alkoholiker oder Drogensüchtiger auf der Straße dahin vegetierte. Ich nahm mir vor mich in Zukunft vorzusehen, die Möglichkeit, dass er sich aufraffen konnte um Rache zu nehmen hatte ich nicht bedacht. Doch ich war gerüstet, meine Persönlichkeit und meine Intelligenz waren meine Waffe, außerdem hatte ich mir den spanischen Karabiner seines Vaters zuschreiben lassen. Ich hatte keine Angst.
Nachdem ich den Schlüssel in das verrostete Schloss geschoben hatte, so leise wie möglich, ich wollte nach der heutigen Erfahrung jeden menschlichen Kontakt vermeiden, gelangte ich in meine geliebt gehasste Wohnung. Zitternd nahm ich die ersten Züge aus einer Zigarette und kochte mir einen Kaffee. Ich musste noch einiges für den morgigen Tag vorbereiten, betäubt von der gleichgültig machenden Macht von Fernsehen und Alkohol hatte ich alles vor mir hergeschoben.
Eine Woche später warteten die Teilnehmer der Selbsthilfegruppe auf ihre Therapeutin. Es war eigentlich ungewöhnlich das die Patienten vor ihrem Therapeuten den Sitzungssaal betreten, doch durch einen unbekannten Grund war sie nicht rechtzeitig erschienen. Langsam wurden ein paar Teilnehmer ungeduldig, schließlich wartete man schon 30 Minuten vergebens. Plötzlich trat ein Polizeibeamter in den Sitzungssaal, zuerst erschien es so als wäre er ein weiterer Teilnehmer der die letzte Sitzung verpasste, doch dann wies er sich aus und klärte die Teilnehmer auf, dass ihre Therapeutin Gundula , wie sie hieß, seit vorgestern als vermisst gemeldet wurde. Eine Nachbarin meldete sie als sie sich wunderte warum sich die Post vor der Tür stapelte. Es war nicht üblich das Gundula einfach so verschwindet ohne jemanden bescheid zu geben.
Jeder der Anwesenden war nun verdächtig etwas zu wissen, schließlich hatte die Therapeutin einen ungewöhnlichen Umgang mit ihren Patienten, von ihrer letzten Gruppe allein starben über die Hälfte an Suiziden, wie es der Anschein hatte. Keiner wusste was geschehen war.
Was meint ihr, kann man den so teilnehmen lassen oder sollte besser etwas geändert werden ?. Ich geh erstmal ins Bett, bin hundemüde !
Mfg
Dirk