Zahnarzt wählt ethischen Ansatz bei Steuerzahlungen
In einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich stetig auseinandergeht, nimmt der Zahnarzt Alejandro Narváez eine seltene Haltung ein. Anstatt die ihm zur Verfügung stehenden Steuervergünstigungen voll auszunutzen, entscheidet sich Narváez bewusst dafür, einen höheren Steuerbeitrag zu leisten – eine Entscheidung, die er als seine gesellschaftliche Pflicht ansieht. Trotz des beruflichen Erfolges, der sich in einem Jahreseinkommen von rund 550.000 Dollar niederschlägt, verzichtet er auf viele Steuerabzüge, um seinen fairen Anteil zu entrichten.
Dieser ethische Ansatz zieht sich durch Narváez' gesamte Geschäftsphilosophie. Er engagiert lediglich Auftragnehmer, die ihren Arbeitnehmern einen existenzsichernden Lohn garantieren, selbst wenn dies zu höheren Kosten führt. In seiner Praxis in Seattle setzt er kosteneffiziente Methoden ein, um die zahnmedizinische Versorgung für benachteiligte Gruppen zu verbessern, auch wenn dadurch seine Gewinne schmälern.
Als Erkenntnis aus den Anfängen seiner beruflichen Laufbahn, in der er trotz eines anfänglichen Jahreseinkommens von 30.000 Dollar noch mit hohen Studiendarlehensraten zu kämpfen hatte, hat sich dieser Pragmatismus gefestigt. Heute ist das finanzielle Überleben kein Thema mehr für Narváez und seine Frau, eine pensionierte Schulleiterin. Sein Finanzberater und ein hinzugezogener Steuerberater wiesen ihn auf erhebliche Steuerersparnisse hin, doch Narváez entschied sich, weiterhin das Steuererklärungsprogramm TurboTax zu verwenden, und das nicht, um Geld zu sparen, sondern um bewusst auf Einsparungen zu verzichten.
Die Steuerzeit ruft alljährlich eine Mischung aus Unmut und Galgenhumor hervor – Mark Twain scherzte einst, der Unterschied zwischen einem Präparator und einem Steuereintreiber sei, dass ersterer lediglich die Haut nehme. Doch Narváez betrachtet sie als Chance zur Selbstreflexion über die ethischen Grundlagen unserer Steuersysteme. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass vor allem Milliardäre und große Unternehmen oft von Steuerermäßigungen profitieren und somit die effektive Steuerlast der Superreichen die niedrigste im Land ist.
In einer Zeit der Steuertricks und öffentlichen Empörung über die zunehmende Ungleichheit in der Steuerlastverteilung, wählt Narváez einen Weg, der nicht nur praktisch herausfordernd, sondern auch moralisch bewundernswert scheint. Es bleibt zu hoffen, dass seine Einstellung nicht nur eine Einzelerscheinung bleibt, sondern zu einer breiteren Diskussion über Steuergerechtigkeit anregt. (eulerpool-AFX)