Wulffs Brasilien-Reise endet mit Ärger und Pannen
São Paulo (dpa) - Erst ließ Bundespräsident Christian Wulff eine Werksbesichtigung in Brasilien platzen, weil ihn der ThyssenKrupp- Konzern mit der Ankündigung eines massiven Personalabbaus überrumpelt hatte.
Dann konnte die Präsidentenmaschine wegen eines Defekts an der Kühlung in São Paulo nicht starten. Wulff und seine Frau stiegen am Samstagabend in ein Linien-Flugzeug nach Frankfurt um, um rechtzeitig am Montag Südkoreas Präsident Lee Myung Bak in Berlin empfangen zu können.
Wulff begründete die kurzfristige Absage seiner Besichtigung des ThyssenKrupp-Stahlwerks in Rio de Janeiro mit den «kurzfristig angekündigten umfangreichen Umstrukturierungen im ThyssenKrupp-Konzern mit noch nicht absehbaren Auswirkungen». Er reagierte verärgert, weil er von ThyssenKrupp nicht vorab über die einschneidenden Maßnahmen informiert worden war. Das Werk an der Sepetiba-Atlantikbucht ist mit deutlich über fünf Milliarden Euro die teuerste Investition in der Geschichte des Konzerns.
Ein Konzernsprecher in Essen kommentierte die Absage Wulffs am Samstag mit den Worten: «Wir bedauern das.» Der Konzernbetriebsratsvorsitzende Thomas Schlenz sagte der Nachrichtenagentur dpa, zwar sei er von dem Schritt Wulffs «etwas überrascht» gewesen, «weil es sich ja nicht um Personalabbau handelt, sondern um Verkäufe und Umstrukturierung». Doch finde er es «gut, dass Politik sich Sorgen macht um unsere Arbeitsplätze».
Deutschlands größter Stahlkonzern will sich durch den Umbau von fast einem Viertel seines Umsatzes und rund 35 000 seiner weltweit 177 000 Mitarbeiter trennen. Dies wäre auch unweigerlich zum Thema geworden bei Wulffs Besuch in dem Stahlwerk. Das Werk geriet seit der Eröffnung im Sommer 2010 wegen zweier Umweltverstöße in die Schlagzeilen und wurde mit Millionen-Strafen belegt. Zudem waren die Investitionskosten während des Baus aus dem Ruder gelaufen. Wulffs Besuch sollte helfen, die Mega-Investition zum Erfolg zu führen.
Die Absage der letzten Station der einwöchigen Reise Wulffs nach Mexiko, Costa Rica und Brasilien blieb nicht die einzige Überraschung. Der vorgezogene Rückflug aus São Paulo nach Berlin kam nicht zustande, weil an der betagten Präsidenten-Maschine ein Kühlaggregat streikte. Wulff musste auf einen Linienflug umsteigen. Die Zeit bis zum Abflug überbrückte er mit einer Stadtbesichtigung.
Der Airbus A310 «Konrad Adenauer» steht kurz vor der Ausmusterung für Langstreckenflüge. Wiederholt gab es Pannen. Diesmal fiel ein Kühlaggregat aus, ein Ersatzteil musste aus Deutschland eingeflogen werden. Die Delegation des Bundespräsidenten reiste deshalb mit einem Tag Verspätung zurück nach Berlin.