Wortlaut: Die bewegende Ansprache von Elie Wiesel

Weimar (dpa) - Der Friedensnobelpreisträger und Buchenwald- Häftling Elie Wiesel mahnte nach dem Besuch der KZ-Gedenkstätte, die Welt habe nach Buchenwald ihre Lektion nicht gelernt.

Die Überlebenden setzten große Hoffnungen in US-Präsident Barack Obama und seinen moralischen Anspruch. Die Deutsche Presse-Agentur dpa dokumentiert Auszüge der Ansprache Wiesels:

(...) «Als ich heute hier her gekommen bin, war das ein wenig so, als ob ich das Grab meines Vater besuchen würde. Aber er hat kein Grab. Sein Grab liegt irgendwo da oben im Himmel. Das ist im Grunde genommen in diesen Jahren der größte Friedhof des jüdischen Volkes geworden. An dem Tag an dem er starb, war das einer der dunkelsten Tage meines Lebens. (...) Er rief nach mir und ich hatte zu viel Angst, um mich zu bewegen. Wir alle hatten zu viel Angst, um uns zu bewegen. Und dann starb er. Ich war da als er starb, aber ich war eben nicht da.

Und ich habe immer gedacht, eines Tages werde ich vielleicht zurückkommen und dann werde ich Gelegenheit haben, mit ihm zu sprechen. (...) Kann ich ihm jetzt sagen, dass die Welt ihre Lektion gelernt hat? Da bin ich mir nicht so sicher. Herr Präsident, wir setzen große Hoffnungen in Sie. Einfach deswegen, weil sie mit ihrem moralisch geprägten Blick auf die Geschichte in der Lage sein werden, ja auch sich verpflichtet fühlen werden, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. (...) Jeder Krieg ist absurd. (...)

Aber die Welt hat leider ihre Lektion nicht gelernt. (...) Hätte die Welt ihre Lektion gelernt, hätte es kein Kambodscha gegeben, kein Ruanda, kein Darfur, kein Bosnien. Wird die Welt je lernen? Deshalb ist Buchenwald so wichtig. So wichtig wie Auschwitz, natürlich. Aber auf andere Weise. Buchenwald ist wichtig, weil hier dieses große Lager in gewisser Weise so etwas wie eine internationale Gemeinschaft bildet. (...)

Jetzt denke ich, hat die Welt gelernt, so hoffe ich jedenfalls, und ich hoffe, dass auch Sie viel in Ihre Visionen für die Zukunft setzen. Ein Gefühl der Sicherheit für Israel zu schaffen, ein Gefühl der Sicherheit auch für die Nachbarn des Staates Israel. Frieden dort zu schaffen in der Region. Die Zeit ist doch gekommen. Es reicht doch. Es reicht. Wir wollen nicht mehr auf Friedhöfe gehen. Es reicht. Es gibt genug Waisen, es gibt genug Opfer. Es muss irgendwann einen Moment geben, an dem es einem gelingt, Menschen zusammen zu bringen. (...)»

International / Deutschland / USA
05.06.2009 · 19:17 Uhr
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