Wohnungsbau: Grenze des Wachstums in Sicht

Der Immobilienboom reißt nicht ab, das Baugewerbe profitiert. Doch ein Ende des Wachstums im Wohnungsneubau ist in Sicht. Die Gründe sind eine Verknappung des Baulands in begehrten Lagen sowie eine Branche, die bereits jetzt am Rande ihrer Kapazitäten arbeitet. Das prognostiziert eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Zusätzlich stellt die Digitalisierung das Bauwesen vor große Herausforderungen.
Geringere Zuwachsraten im Wohnungsbau erwartet
Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) werden die Wachstumsraten beim Haus- und Wohnungsneubau stark abnehmen. Das geht aus dem aktuellen Bericht „Bauwirtschaft: Ende des Neubaubooms“ des DIW hervor. Die Prognose wird einmal im Jahr im Auftrag des Bundesbauministeriums und des Bundesinstituts für Bau- Stadt- und Raumforschung realisiert.
In den vergangenen Jahren waren teilweise mehr als zehn Prozent Wachstum bei Neubauten zu verzeichnen. In Zahlen liest sich das so: Im Jahr 2016 wurden 278.000 neue Wohnungen gebaut, 2017 waren es laut Schätzungen 300.000. Für 2018 rechnen die Experten vom DIW mit 320.000 Neubauten, ein Plus von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber bereits für das kommende Jahr erwarten die Fachleute einen starken Rückgang: Für 2019 prognostizieren sie ein Plus von nur noch einem Prozent bei Investitionen in Wohnungsneubauten.
Die Gründe: Knappes Bauland, zu wenig Fachleute, steigende Preise
Für den Rückgang gibt es laut DIW mehrere Ursachen: Bauland wird in den gefragten Lagen der Metropolen immer knapper. Zudem arbeitet die Bauwirtschaft an den Grenzen ihrer Möglichkeiten: Es fehlt an Handwerkern, der Nachwuchs in der Branche schwächelt. Da auch in anderen Ländern der EU Fachpersonal aus dem Bauwesen dringend gesucht wird, fällt der ausländische Arbeitsmarkt als Rekrutierungsquelle weitgehend aus.
Ein weiterer Grund für den prognostizierten Rückgang bei den Neubauten sind steigende Baupreise: Sie sind im Jahr 2017 vermutlich um etwa drei Prozent gestiegen, wie das DIW berichtet. Das Institut schätzt, dass sie im laufenden Jahr und 2019 zusätzlich um je drei Prozent steigen werden. Hinzu kommen Preissteigerungen bei Rohstoffen und steigende Energiekosten
Digitalisierung als zusätzliche Herausforderung
Die Digitalisierung stellt das Bauwesen ebenfalls vor große Aufgaben. Ihre Implementierung in die komplexen Prozessabläufe der Branche ist eine große Herausforderung. Sie muss bewältigt werden, damit die Bauindustrie vom großen Innovationspotenzial digitalisierter Abläufe profitiert. Zurzeit nutzen laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie 61 Prozent der Bauunternehmen digitale Technologien zur Optimierung ihrer betrieblichen Abläufe. Dieser Trend geht auch an den Bauzulieferern nicht vorbei: Die Digitalisierung verändert diesen Zweig der Bauindustrie gerade nachhaltig.
Dabei bieten kleinere und mittlere Unternehmen über ihre Internetpräsenzen bereits seit längerem ihre Produkte auf B2B-Ebene an: die transprotec GmbH zum Beispiel, die neben Hebezeugen und Seilwinden für Bühnentechnik und Logistik auch Seilwinden für den Bau anbietet. Das Unternehmen nutzt dazu nicht nur eine eigene Webseite, sondern auch eigene Webpräsenzen bei Xing, Facebook und LinkedIn. Andere Unternehmen wie die Kübler GmbH nutzen digitales Know-how direkt für ihre Produkte und entwickeln Hallenheizungen für Industriegebäude, die die Wärmeversorgung digital optimieren. Beide Beispiele zeigen, wie vielfältig und tiefgreifend die Digitalisierung die Arbeitsabläufe der Bauzulieferer bereits verändert hat. Sie wird das Bauwesen nach dem Boom der vergangenen Jahre nachhaltig in Atem halten.

