Weniger Komplikationen: Deutsche Forscher kreieren einen natürlichen Bypass!
Wenn das Blut in den Arterien nicht mehr richtig fließen kann, bedeutet dies Lebensgefahr. Rettung bringt dann oftmals nur noch eine Bypass-Operation. Doch vollkommen unbedenklich ist auch das nicht. Denn das synthetische Material innerhalb des Körpers kann leicht zu Komplikationen führen. Teilweise kann der Bypass zwar auch aus Venenmaterial des Patienten hergestellt werden – doch steht dieses in der Regel nicht in ausreichend großer Zahl zur Verfügung. Forscher der Leibniz-Universität Hannover haben daher nun einen anderen Ansatz entwickelt: Sie nahmen körpereigene Zellen des Patienten und entwickelten daraus im Bioreaktor einen natürlichen Bypass. Die Hoffnung dahinter: Die Zahl der Komplikationen und Infektionen soll sich ebenso verringern wie die Gefahr, dass es erneut zu einer Durchblutungsstörung kommt.
Im Bioreaktor wird die Umgebung des menschlichen Körpers simuliert
Die Basis für die Herstellung des natürlichen Bypass bildet eine röhrenförmige synthetische Struktur. Darauf werden dann zunächst die Zellen angebracht, bevor sich im Bioreaktor das gewünschte Endprodukt entwickeln kann. Die Besonderheit: Bevor der Bypass zum Einsatz kommt, wird das ursprüngliche Grundgerüst wieder entfernt. Übrig bleibt somit dann nur noch ein rein natürlicher Bypass. Voraussetzung ist allerdings, dass im Bioreaktor ähnliche Bedingungen herrschen wie im menschlichen Körper. So wird etwa der Herzschlag ebenso simuliert wie der Blutdruck. Die komplexe Technik, die für die Steuerung innerhalb des Bioreaktors zuständig ist, wurde eigens vom „Institut für Mikroelektronische Systeme“ entwickelt – und ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Produktion eines natürlichen Bypasses.
In drei Jahren könnten die ersten Tierversuche starten
Insgesamt benötigen die Forscher lediglich zwischen zwei und drei Wochen, um den natürlichen Bypass zu züchten. Anschließend wird dieser in den menschlichen Körper implementiert. Dort findet dann auch der finale Reifungsprozess statt. Bis der neue Ansatz allerdings bei menschlichen Patienten zum Einsatz kommen kann, dürften noch einige Jahre vergehen: Die beteiligten Forscher gehen davon aus, dass in etwa drei Jahren mit Versuchen bei Schafen begonnen werden kann. Treten dabei keine größeren Probleme auf, könnten anschließend klinische Studien mit menschlichen Probanden beginnen. Dort würden dann auch erstmals belastbare Ergebnisse gewonnen, inwieweit sich die mit dem natürlichen Bypass verbundenen Hoffnungen tatsächlich bestätigen lassen.
Via: Uni Hannover