Versöhnungsgeste im Auschwitz-Prozess sorgt für Protest

Lüneburg (dpa) - Die öffentliche Versöhnungsgeste einer KZ-Überlebenden im Lüneburger Auschwitz-Prozess hat zum Protest der übrigen Nebenkläger geführt.

Sie könnten dem angeklagten SS-Mann Oskar Gröning seine Mitwirkung an der Ermordung von 300 000 Menschen in Auschwitz nicht verzeihen, zumal er sich frei von strafrechtlicher Schuld fühle, erklärten die 49 Nebenkläger, die das Konzentrationslager ebenfalls überlebt hatten. «Wir wollen Gerechtigkeit, und wir begrüßen die Aufklärung, die dieses Strafverfahren leistet.»

Sie kritisierten, dass die Überlebende Eva Kor ihr Verzeihen und Vergeben immer wieder öffentlich inszeniere, teilten die Nebenkläger über ihre Anwälte mit. Kor hatte Gröning am Rande des Prozesses die Hand zur Versöhnung gereicht und vor Gericht gesagt. «Ich habe den Nazis vergeben.»

Wie die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» berichtete, empörten sich die Nebenkläger auch über Kors Auftritt am Sonntagabend in der Sendung «Günther Jauch». Dort wurde auch ein Foto davon gezeigt, wie Kor Gröning umarmt. In der Sendung bekräftigte Kor ihr Vergeben für den 93-Jährigen, dem das Gericht Beihilfe zum Mord in mindestens 300 000 Fällen vorwirft. Der Angeklagte hatte sich zu Prozessbeginn zu seiner moralischen Mitschuld bekannt.

«In diesem Strafverfahren geht es vor allem auch um die Dokumentation des jahrzehntelangen Versagens der Justiz», betonten die Anwälte Cornelius Nestler und Thomas Walther. «Unsere 49 Mandanten, alle ebenfalls Überlebende von Auschwitz, sind Nebenkläger geworden, weil sie für ihre ermordeten Eltern und Geschwister Klage führen wollen.» Alleine in Auschwitz seien nahezu 1000 Angehörige von ihnen ermordet worden. «Der Angeklagte hat daran mitgewirkt, nicht nur diese Angehörigen, sondern insgesamt 300 000 Menschen zu ermorden.»

Kor hatte in der vergangenen Woche vor Gericht erklärt: «Meine Vergebung spricht die Täter nicht frei.» Sie nannte das Verzeihen einen Akt der Selbstheilung und Selbstbefreiung. Die 81-Jährige hatte mit ihrer Zwillingsschwester grausame medizinische Experimente in Auschwitz überlebt, die übrigen Familienmitglieder starben dort.

Prozesse / Nationalsozialismus
27.04.2015 · 14:50 Uhr
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