Krieg in Nahost

USA bombardieren Atomanlagen im Iran - Angst vor Eskalation

22. Juni 2025, 23:26 Uhr · Quelle: dpa
Nahostkonflikt - Uran-Anreicherungsanlage in Fordo
Foto: Uncredited/Maxar Technologies via AP/dpa
Vorher/Nachher: Der Einschlag von US-Bomben in der iranischen Atomanlage Fordo ist aus dem Weltall sichtbar.
Die USA schlagen zu: Tonnenschwere Bomben treffen den Iran. Die Welt ist in Angst. Deutschland und andere Europäer, die noch verhandeln wollten, können nur zuschauen.

Washington/Teheran/Berlin (dpa) - Die USA haben sich dem Krieg Israels gegen den Iran angeschlossen und unterirdische iranische Atomanlagen bombardiert. Das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump weckt international Befürchtungen über eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten. Mit dem überraschenden Angriff übergingen die USA Deutschland und andere europäische Staaten, die noch am Freitag mit Teheran über weitere Verhandlungen im Streit über das iranische Atomprogramm gesprochen hatten. 

US-Tarnkappenbomber warfen nach Militärangaben bei dem Einsatz mit dem Codenamen «Mitternachtshammer» 14 bunkerbrechende Bomben des Typs GBU-57 ab. Ziele seien die stark gesicherte Uran-Anreicherungsanlage Fordo und die Atomanlage in Natans gewesen, sagte Generalstabschef Dan Caine auf einer Pressekonferenz. Zudem seien Atomanlagen in Isfahan von einem U-Boot aus mit Marschflugkörpern beschossen worden.

Europäer rufen zu diplomatischer Lösung auf 

Während der Iran den USA mit Konsequenzen drohte, gab sich Washington trotzdem weiter gesprächsbereit gegenüber Teheran. Die israelischen Angriffe seit einigen Tagen wie auch der US-Angriff sollen verhindern, dass der Iran eine eigene Atombombe baut. 

Deutschland, Frankreich und Großbritannien riefen den Iran zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. «Den Iran fordern wir auf, Verhandlungen über ein Abkommen aufzunehmen, das alle Bedenken zu seinem Atomprogramm ausräumt», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem britischen Premier Keir Starmer.

Mögliche Gegenschläge des Irans

In Teheran und weiteren iranischen Städten gab es wegen der US-Angriffe staatlich organisierte Protestkundgebungen. Zu den Demonstranten zählte auch der Präsident Massud Peseschkian, wie die Nachrichtenagentur Fars berichtete. Zu den möglichen Gegenschlägen des Irans könnten weitere Luftangriffe auf Israel, Attacken auf US-Truppen im Nahen Osten sowie eine Schließung der Schifffahrtsstraße von Hormus gehören.

US-Außenminister Marco Rubio warnte Teheran davor, die für Öltransporte aus dem Persischen Golf wichtige Seeroute zu blockieren. «Falls sie das tun, wäre das ein weiterer schwerer Fehler. Es wäre wirtschaftlicher Suizid für sie», sagte er dem TV-Sender Fox News. 

Ausmaß der Schäden bislang nicht genau bekannt

Wie groß die erzielten Schäden an den Atomanlagen seien, werde geprüft, betonte Generalstabschef Caine. Der oberste Militär der USA widersprach damit indirekt Präsident Trump, der kurz nach den Angriffen von einer völligen Zerstörung gesprochen hatte. Satellitenbilder zeigten mutmaßliche Einschlaglöcher in Fordo. Zur Explosion dürfte es nach Caines Angaben tief in der Erde gekommen sein, weswegen oberirdisch auch kein Krater zu sehen sei. Strahlung wurde nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA nicht freigesetzt. Irans staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete, ein Bereich um die tief unter einem Gebirge gelegene Anlage Fordo sei beschädigt worden. 

Verteidigungsminister Pete Hegseth: Trump wollte friedliche Lösung

Trump hätte nach Worten von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth eine friedliche Lösung bevorzugt. Doch die Iraner hätten gemauert, sagte Hegseth vor Journalisten in Washington. Trump hatte eine «bedingungslose Kapitulation» der Führung in Teheran und ein Ende der Urananreicherung gefordert. Israel bombardiert den Iran seit dem 13. Juni, weil das Land nach Darstellung der Regierung in Jerusalem kurz vor der Erlangung einer Atombombe stand. 

Bei einer Ansprache im Weißen Haus kurz nach den Angriffen drohte Trump dem Iran mit weiteren Schlägen, falls Teheran nicht einen Weg des Friedens einschlagen sollte. «Wenn der Frieden nicht schnell kommt, werden wir die anderen Ziele mit Präzision, Schnelligkeit und Geschick angreifen, die meisten von ihnen können in wenigen Minuten ausgeschaltet werden.» Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Anreicherung gewesen.

USA nach Angriffen: Sind weiter gesprächsbereit

Die USA sind nach dem Schlag gegen den Iran nach eigenen Angaben offen für Gespräche. Hegseth sagte auf die Nachfrage eines Journalisten nach diplomatischen Möglichkeiten: Er könne nur bestätigen, dass öffentliche und private Nachrichten an die Iraner über mehrere Kanäle geschickt worden seien. Es sei bei den Angriffen nicht um einen Sturz der Führung in Teheran gegangen, betonte Hegseth. 

Irans Außenminister: USA verstehen nur Sprache der Gewalt

Der Iran drohte umgehend mit Konsequenzen und lehnte Gespräche ab. Die Tür zur Diplomatie sollte immer offen gehalten werden, «doch das ist derzeit nicht der Fall», sagte Außenminister Abbas Araghtschi in Istanbul vor Journalisten. Die USA verstünden nur «die Sprache der Drohung und der Gewalt.» Der Minister will sich am Montag mit der russischen Führung in Moskau beraten. Russland als enger Verbündeter des Irans kritisierte den US-Angriff scharf.

Irans mächtige Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Landes, feuerten erneut Dutzende Raketen auf Israel. Es gab erhebliche Schäden, nach Angaben der Armee wurden 240 Gebäude mit rund 2.000 Wohnungen beschädigt. 23 Menschen seien verletzt worden, davon einer mittelschwer. Israel flog unterdessen neue Angriffe auf Ziele im Westen des Irans. 

Berlin, Paris und London für Sicherheit aller Länder im Nahen Osten

Merz sprach nach Angaben aus Regierungskreisen am Sonntag mit Macron und Starmer und wollte sich auch mit weiteren Partnern abstimmen. Die Dreier-Erklärung wurde nach Angaben der Bundesregierung auf Initiative von Merz verabschiedet. Deutschland, Frankreich und Großbritannien bekräftigten ihren Einsatz für Frieden und Stabilität für alle Länder der Region und ihre Unterstützung für die Sicherheit Israels. Man habe stets klar zum Ausdruck gebracht, dass sich der Iran niemals Nuklearwaffen verschaffen dürfe. 

Bundesaußenminister Johann Wadephul forderte Gespräche. «Jeder weiß: Es muss eine Verhandlungslösung geben», sagte der CDU-Politiker in der ARD-Sendung «Bericht aus Berlin». Deutschland und seine europäischen Verbündeten wollten diesen Prozess unterstützen. Die Anreicherung von Uran, die der Iran betrieben habe, sei «weit über jede sinnvolle zivile Nutzung» hinausgegangen, erklärte Wadephul weiter. 

USA haben viele Soldaten in der Region stationiert

Ob der Iran Vergeltung üben wird, bleibt abzuwarten. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region – etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait – sind US-Medien zufolge insgesamt gut 40.000 Soldaten stationiert. Fraglich ist jedoch, ob der Iran nach den massiven Raketenangriffen auf Israel und der Zerstörungen vieler seiner Abschussrampen und Raketenlager durch die israelische Luftwaffe überhaupt noch in zu größeren Angriffen in der Lage ist.

Internationale Besorgnis wegen möglicher Ausweitung des Krieges

Nach den US-Angriffen auf die Atomanlagen im Iran wächst international die Sorge vor einer dramatischen Eskalation des Krieges. Westliche Länder sowie die UN und die Atomenergiebehörde IAEA forderten zur Entschärfung der Lage und einer diplomatischen Lösung auf. Dem Iran näherstehende Länder wie China und Russland verurteilten das amerikanische Vorgehe scharf. Auch Irans verbündete Milizen in der Region wie die Hisbollah im Libanon oder die Huthi im Jemen verurteilten die US-Angriffe, beließen es aber zunächst bei Worten.

Auch arabische Länder verurteilten den Angriff. Der Libanon äußerte die Sorge, in den Krieg hineingezogen zu werden. Der Krieg zwischen den Erzfeinden Israel und Iran bedeutet eine Eskalation der ohnehin dramatischen Lage im Nahen Osten. Israel führt seit dem Hamas-Massaker in Israel vom 7. Oktober 2023 Krieg gegen die Islamisten im Gazastreifen. Zwischenzeitlich bombardierte Israel auch die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon, die Huthi im Jemen und bestimmte Ziele in Syrien.

Update: In einer früheren Version des Artikels hieß es: Israel bombardiert den Iran seit dem 13. Juni, weil das Land nach Darstellung Jerusalems kurz vor der Erlangung einer Atombombe stand. Der Satz wurde korrigiert in: Israel bombardiert den Iran seit dem 13. Juni, weil das Land nach Darstellung der Regierung in Jerusalem kurz vor der Erlangung einer Atombombe stand.
Konflikte / Krieg / USA / Iran / Israel / Gesamtzusammenfassung
22.06.2025 · 23:26 Uhr
[13 Kommentare]
Skyline von Los Angeles
Los Angeles (dpa) - In der US-Westküstenmetropole Los Angeles gibt viele Verletzte, nachdem ein Auto in eine Menschenmenge gefahren ist. Die Feuerwehr der Stadt meldete weit mehr als 20 Patienten nach dem Vorfall gegen 2 Uhr in der Nacht (Ortszeit). Vier oder fünf davon seien in «mindestens kritischem Zustand», hieß es nach ersten Informationen der Rettungskräfte. Demnach ereignete sich die Fahrt […] (00)
vor 6 Minuten
Charlotte Würdig
(BANG) - Charlotte Würdig geht Liebesfragen lieber rational an. Die TV-Moderatorin war vor kurzem bei ihrem Kollegen Oliver Pocher in dessen Online-Format 'Pocher-Club' zu Gast und besprach mit dem Komiker, wie es in ihrem Privatleben aktuell zugeht. Mit Pocher hat Würdig tatsächlich einiges gemeinsam: Beide leben eine Art Patchwork-Modell mit ihren jeweiligen Ex-Partnern Sido und Alessandra […] (00)
vor 1 Stunde
Coldplay Auftritt in Pasadena
Foxborough (dpa) - Das «Kiss-Cam»-Debakel bei einem Coldplay-Konzert hat Konsequenzen für den betroffenen Chef einer Software-Firma. Andy Byron wurde beurlaubt und ein Mitgründer übernahm kommissarisch den Spitzenjob, wie das Unternehmen Astronomer mitteilte. Der verheiratete Top-Manager wurde bei dem Coldplay-Auftritt in der Nähe von Boston von der Saal-Kamera in einer Umarmung mit einer anderen […] (00)
vor 50 Minuten
Nach 12 Jahren endlich GTA 5: Rockstar knackt einen der härtesten Märkte
Rockstars Open-World-Klassiker Grand Theft Auto 5 (GTA 5) ist ab sofort auch offiziell in Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten erhältlich. Über ein Jahrzehnt lang war das Spiel in diesen Ländern gesperrt! Grund dafür waren die strengen Zensurvorgaben und die expliziten Inhalte des Spiels. Am 17. Juli 2025 wurde GTA 5 erstmals legal in den genannten Ländern veröffentlicht. […] (00)
vor 36 Minuten
Liam Neeson
(BANG) - Liam Neeson wollte in der Neuauflage von 'Die nackte Kanone' nicht versuchen, Leslie Nielsen zu imitieren. Der 73-jährige Schauspieler übernimmt in der Comedy-Neuverfilmung die Rolle von Frank Drebin Jr. und war fest entschlossen, nicht in die Falle zu tappen, den verstorbenen Schauspieler zu kopieren, der in den Originalfilmen Drebins Vater, Detective Sergeant Frank Drebin, spielte. […] (00)
vor 1 Stunde
Nick Woltemade
Stuttgart/München (dpa) - Im Transferpoker um Jung-Nationalspieler Nick Woltemade will Meister FC Bayern München laut einem Medienbericht kein weiteres schriftliches Angebot abgeben, ehe Bundesliga-Konkurrent VfB Stuttgart nicht zu einem persönlichen Gespräch bereit ist. Wie die «Bild» berichtet, sind Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen und Sportvorstand Max Eberl derzeit nicht bereit, eine […] (00)
vor 13 Minuten
Preise rauf, Profit drin – wie Electrolux die US-Zölle einfach weiterreicht
US-Zölle? Einfach eingepreist Während viele europäische Industrieunternehmen unter den neuen US-Handelsbarrieren stöhnen, hat Electrolux im zweiten Quartal eine unerwartet robuste Antwort geliefert: höhere Preise. Der schwedische Konzern, zu dem unter anderem AEG gehört, hat es geschafft, die zollbedingten Mehrkosten im Nordamerika-Geschäft komplett auszugleichen – und legt operativ sogar […] (01)
vor 1 Stunde
Neue Domains – neue Chancen: Med-Domains, Fast-Domains, You-Domains und Talk-Domains
Koeln, 19.07.2025 (PresseBox) - Im Jahr 2025 werden vier neue Domainendungen eingeführt, die auf konkrete Zielgruppen und Inhalte zugeschnitten sind: Med-Domains, Fast-Domains, You-Domains und Talk-Domains. Diese Domains bieten Unternehmen, Organisationen und Selbstständigen neue Möglichkeiten für eine aussagekräftige, themenscharfe Webpräsenz. Med-Domains – Vertrauen und Seriosität für das […] (00)
vor 3 Stunden
 
Susanne Hierl (Archiv)
Berlin - Die Unionsfraktion im Bundestag fordert eine Gesetzesverschärfung zum besseren Schutz […] (02)
Bundesverfassungsgericht (Archiv)
Berlin - Im Streit um die Nominierung von Frauke Brosius-Gersdorf für das […] (00)
Nahostkonflikt - Syrische Beduinen in Al-Masraa
Damaskus (dpa) - Syriens Übergangsregierung hat nach den blutigen Unruhen im Süden des Landes […] (00)
Bürgerkrieg im Kleinen – Wie ein brutaler Angriff ganz Spanien erschüttert
Ein Ort verliert die Kontrolle Torre-Pacheco, eine kleine Gemeinde in der sonnenverbrannten […] (01)
Tour de France - 13. Etappe
Peyragudes (dpa) - Auf die Glückwünsche von seinem Team musste Florian Lipowitz nach seinem […] (03)
Neue iOS-Funktion soll Spam-Anrufe verhindern
Auf der Keynote der WWDC25 hatte Apple zwei neue Funktionen für iPhone-Nutzer […] (00)
Kostenloses Stock Foto zu aktienmarkt, bargeldlos, berlin
Am Montag veröffentlichte Cramer eine Idee für ein neues Akronym, das zwei Krypto-Aktien und […] (00)
WDR-Doku taucht in die Seele von Borussia Mönchengladbach ein
In der nächsten Ausgabe von «Meine Heimat. Mein Verein.» steht der Sportklub aus Mönchengladbach im […] (00)
 
 
Suchbegriff