Schweizer Exportindustrie unter Druck: Trumps Zollpolitik sorgt für Unruhe
Die Bekanntgabe drastischer Zollanhebungen auf Schweizer Importe durch US-Präsident Donald Trump hat in der Schweiz für ein kollektives Aufhorchen gesorgt. Mit einer Erhöhung von 39 Prozent wird nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit von 'Made in Switzerland' erheblich beeinträchtigt, auch der Wohlstand der Nation steht auf dem Spiel, warnt der Industrieverband Swissmem. Die USA, der wichtigste Exportmarkt der Schweiz, absorbieren fast ein Fünftel der Gesamtexporte. Diese Maßnahmen könnten erhebliche Einbrüche in den Bestellungen nach sich ziehen, so die Befürchtung der Wirtschaft. Der Industrieverband Economiesuisse sieht mögliche Insolvenzrisiken, während Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher vor einem Stellenabbau warnt. Eine zusätzliche Herausforderung besteht darin, dass EU-Konkurrenten lediglich mit 15 Prozent Zöllen belastet werden, was sie am US-Markt deutlich konkurrenzfähiger macht. Hans Gersbach von der ETH Zürich prognostiziert, dass es auch zu Produktionsverlagerungen nach Deutschland kommen könnte, was die gesamtwirtschaftliche Situation nur unwesentlich ändern würde. Bei Beibehaltung der Zölle rechnet das Kof mit einem Rückgang des Schweizer BIP um 0,3 bis 0,6 Prozent. Die Schweizer Staatspräsidentin Karin Keller-Sutter hat den Dialog mit dem US-Außenminister Marco Rubio in Washington gesucht, um die Folgen in Grenzen zu halten. Zwar pries sie die Gespräche als 'freundschaftlich und offen', jedoch fehlt bislang ein Durchbruch. Die Schweizer Uhrenindustrie, deren Exporte in die USA einen erheblichen Marktanteil ausmachen, sieht sich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Luxusmarken wie Rolex und Breitling sind bei amerikanischen Verbrauchern überaus beliebt. Viele Schweizer Unternehmen, darunter auch der Schokoladenhersteller Maestrani, blicken mit Sorgen in die Zukunft, da die Zölle die Wettbewerbsfähigkeit dramatisch senken. Die Strategie von Großunternehmen wie Lindt & Sprüngli und Nestlé, die auf Produktion innerhalb der USA setzen, scheint aufzugehen, während der Export von Gütern wie Gruyère-Käse direkt bedroht ist. Das gestiegene Goldexportvolumen scheint vor dem Hintergrund globaler Unsicherheiten als Flucht in einen sicheren Hafen zu fungieren, was jedoch wenig zur Wertschöpfung beiträgt. Der seit Trumps Amtsantritt schwächelnde Dollar und der starke Franken verstärken die Probleme, indem sie Schweizer Exporte zusätzlich verteuern. Trumps Interpretation des Handelsdefizits, das er auf 39 Milliarden Franken beziffert, sieht die Schweiz als gravierende Missverständnis, da die US-Dienstleistungsexporte kaum berücksichtigt sind.

