Schutzschild für Europas Stahl: EU plant drastische Zollmaßnahmen
Die Europäische Union plant, die heimische Stahlindustrie mit drastisch erhöhten Zöllen vor der günstigen Konkurrenz aus aller Welt zu schützen. Konkret sollen Importe, die das festgelegte Kontingent überschreiten, mit einem Zollsatz von 50 Prozent belegt werden. Zudem ist geplant, die Menge der zollfreien Stahlimporte in die EU auf etwa die Hälfte der bisherigen Menge zu reduzieren. Dieses Maßnahmenpaket zielt darauf ab, die europäische Stahlproduktion zu stabilisieren und Arbeitsplätze in der Branche zu sichern. Mit Spannung wird die Zustimmung des Europäischen Parlaments und der EU-Mitgliedstaaten erwartet, bevor die neuen Regeln in Kraft treten können. Der zuständige Kommissar, Stéphane Séjourné, betont den dringenden Bedarf, europäische Produzenten zu stärken und das Konzept der Reindustrialisierung Europas voranzutreiben.
Von den geplanten Maßnahmen zeigt sich Deutschlands Branchenführer, Thyssenkrupp Steel, erfreut. Der Firmensprecher lobt die klare Einsicht der Kommission in die Bedrohung durch ungeschützten Außenhandel und betont die Dringlichkeit der Umsetzung. Unterstützung erhält diese Sichtweise auch von der Gewerkschaft IG Metall, die den Schutz europäischer Arbeitsplätze als notwendigen Schritt ansieht. Die Kommission hat auch die globalen Überkapazitäten im Visier, die auf mehr als 600 Millionen Tonnen geschätzt werden. Diese stellen eine Gefahr dar, falls Exporte statt in die USA nach Europa umgeleitet werden. Ein Großteil der Stahlimporteure auf dem europäischen Markt kommt bisher aus Ländern wie der Türkei, Südkorea, Indien und China, was den Handlungsdruck auf die EU weiter erhöht.
Innerhalb der Union nimmt Deutschland eine zentrale Rolle ein, da es mit der größten Stahlindustrie Europas auch besonders betroffen ist. Neben Importdruck und steigenden Energiekosten lasten auch die Kosten der Transformation zu klimafreundlicher Produktion schwer auf der Branche. Der geplante Stahlgipfel der Bundesregierung im Herbst könnte hier neue Impulse geben. Chinas Dominanz auf dem globalen Stahlmarkt bleibt eine der zentralen Herausforderungen. Die EU sieht sich mit den USA in einer strategischen Partnerschaft, um die Handelsungleichgewichte aus Fernost anzugehen. Das Auslaufen bestehender Schutzmechanismen im nächsten Jahr macht den Weg frei für neue, langfristig angelegte Lösungen.
Unterstützung aus dem Europäischen Parlament kommt ebenfalls hinzu: Stimmen von CDU, Grünen und SPD befürworten das Vorhaben. Die gemeinsamen Anstrengungen machen deutlich, dass Europa den Schutz seiner industriellen Basis ernst nimmt und gewillt ist, entschlossen zu handeln.

