RSM investiert eine Milliarde Dollar in KI und will Mittelstand mit Automatisierungslösungen erschließen
Die US-Einheit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RSM plant in den kommenden drei Jahren Investitionen in Höhe von 1 Milliarde US-Dollar in den Bereich Künstliche Intelligenz. Ziel ist es, generative KI systematisch in interne Abläufe sowie Kundenlösungen zu integrieren – insbesondere für mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 Millionen und 1 Milliarde US-Dollar.
Im Mittelpunkt steht die Automatisierung komplexer Steuer- und Prüfprozesse durch sogenannte AI Agents, also Systeme, die eigenständig Entscheidungen treffen und Prozesse steuern können. In Pilotanwendungen habe sich die Produktivitätssteigerung von zuvor 5 bis 25 Prozent auf bis zu 80 Prozent erhöht, so Sergio de la Fe, Partner und Enterprise Digital Leader bei RSM US.
Ein Beispiel ist das firmeneigene Compliance-Tool „RSM Atlas“. Während Mitarbeitende früher Regulierungen manuell auf Einhaltung prüfen mussten, erledigt dies heute ein automatisierter KI-Agent – schneller und konsistenter. Auch bei Jahresabschlussprüfungen ersetzt KI zunehmend das manuelle Abhaken von Disclosure-Checklisten mit über 100 Seiten Umfang.
Der Vorstoß erfolgt auf Basis praktischer Erkenntnisse: Zwar hatte RSM seinen Mitarbeitenden bereits zuvor generative KI-Werkzeuge zur Verfügung gestellt, jedoch blieben Nutzung und Ergebnisqualität ohne systematische Einbindung begrenzt. Die nun geplante Skalierung geht über Einzelanwendungen hinaus und erfordert Investitionen in Infrastruktur, Talententwicklung und Partnerschaften.
Mit einem Jahresumsatz von rund 4 Milliarden US-Dollar in den USA (Stand April) und einem weltweiten Umsatz von 10 Milliarden US-Dollar gehört RSM zu den größten nicht-Big-Four-Prüfungsgesellschaften. Die geplante Fusion mit der britischen RSM-Einheit soll die globale Schlagkraft weiter erhöhen – inklusive gemeinsamer Aktivitäten in Kanada, Irland, Indien und El Salvador.
Die geplante Milliardeninvestition folgt auf eine ähnliche Ankündigung von BDO USA und reiht sich in umfassendere KI-Offensiven der Big Four ein. PwC hatte 2023 ebenfalls angekündigt, 1 Milliarde US-Dollar in generative KI zu investieren, unter anderem zur Entwicklung von AI-Assurance-Dienstleistungen.
RSM selbst verzichtet bislang auf solche „Attestierungen“, diskutiert jedoch intern, wie sich deren Einsatz künftig auf mittelständische Mandanten auswirken könnte. Noch sieht de la Fe im Vergleich zu Großkonzernen zeitlichen Spielraum: „Der Mittelstand hat in dieser Hinsicht aktuell noch etwas mehr Luft.“