Rote Khmer-Angeklagter fordert überraschend Freiheit

Phnom Penh (dpa) - Im ersten Völkermord-Prozess gegen einen Funktionär des Rote-Khmer-Regimes in Kambodscha hat der Angeklagte seine Freiheit gefordert. «Ich bitte darum, dass das Gericht mich freilässt», sagte Kaing Guek Eav alias Duch.

Im Lauf des Prozesses hatte der 67-jährige bereits seine Schuld eingestanden und gesagt, er habe nur Befehle ausgeführt. Der Staatsanwalt forderte 40 Jahre Haft. Duch befehligte das Foltergefängnis und Hinrichtungslager S-21, wo zwischen 1975 und 1979 mehr als 15 000 Menschen umkamen. Die Roten Khmer wollten eine kommunistische Agrar-Gesellschaft aufbauen.

Die beiden Verteidiger Duchs hatten vor dem Gericht einen beispiellosen Zwist über ihre Strategie geführt. Duch müsse freigesprochen werden, forderte sein kambodschanischer Anwalt Kar Savuth. Erstens falle er gar nicht unter die Rechtsprechung des Gerichts, das nur die Hauptverantwortlichen zur Rechenschaft ziehen dürfe. Zweitens habe er nur Befehle ausgeführt. Der französische Verteidiger Francois Roux hingegen hatte während des ganzen Prozesses die Zuständigkeit des Gerichts ausdrücklich anerkannt, auf Duchs Schuldeingeständnis und seine Reue verwiesen und auf eine mildere Strafe plädiert.

Die Richter zeigten sich sichtlich verärgert und forderten die Verteidiger zu einer einheitlichen Linie auf: Freispruch oder milde Strafe. Kar Savuth präzisierte: «Er sollte freigesprochen werden.»

Damit ging die Verhandlung vor dem eigens eingerichteten Völkermord-Tribunal zunächst zu Ende. Das Urteil wird erst im nächsten Jahr erwartet. Das Tribunal ist ein Hybrid-Gericht der kambodschanischen Justiz und der Vereinten Nationen. Deshalb gibt es sowohl einheimische als auch internationale Richter, Staatsanwälte und Verteidiger. Vier weitere einstige Anführer der Roten Khmer sind angeklagt und warten auf ihren Prozess.

Staatsanwalt William Smith war über die Forderung nach einem Freispruch empört. Er hatte in seinem Schlussplädoyer 40 Jahre Haft gefordert und dabei nach eigenen Angaben Duchs Reue berücksichtigt. Duch hat die Angehörigen der Opfer mehrfach um Vergebung gebeten. Die Anklage hätte eine höhere Strafe in Erwägung gezogen, wenn sie gewusst hätte, das Duch einen Freispruch fordern würde, sagte Smith. «Wir flehen Sie an, keine Strafe unter 40 Jahren zu verhängen», sagte er zu den Richtern.

In dem neunmonatigen Prozess hatten die wenigen Überlebenden des Folter-Gefängnisses über die unmenschlichen Zustände dort berichtet. Gefangene wurden bei lebendigem Leib ausgeblutet. Wachen rissen Männern und Frauen Fußnägel mit Zangen heraus und hängten Insassen bis kurz vor dem Ertrinken kopfüber in Bottiche. Babys wurde das Genick gebrochen, indem Wachen sie an den Füßen packten und gegen Bäume schleuderten. Sie zwangen die Gefangenen, sich als Feinde der Revolution zu bekennen. Nur eine Hand voll überlebte die Qualen in dem Gefängnis. Insgesamt kamen bis zu zwei Millionen Menschen um.

Prozesse / Geschichte / Kambodscha
27.11.2009 · 11:16 Uhr
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