Richtungswechsel in der Gesundheitsversorgung: Bundesregierung lädt Branchenvertreter zum Strategiegespräch ein
Die Bundesregierung hat hochrangige Vertreter der Pharma- und Medizintechnikbranche ins Kanzleramt eingeladen, um Fragen der Arzneimittelversorgung und der Optimierung von Standortbedingungen zu erörtern. Erwartet werden neben Geschäftsführern diverser Unternehmen auch Vertreter aus verschiedenen Ministerien. Damit soll der Startschuss für eine umfangreiche Strategie in den Bereichen Pharma und Medizintechnik gegeben werden.
Obwohl die Pharmaindustrie in Deutschland als eine der wenigen Wirtschaftszweige wächst, gibt es dennoch wiederkehrende Probleme bei der Verfügbarkeit essenzieller Medikamente, wie zum Beispiel Fiebersäfte, Schmerzmittel und Antibiotika. Die starke Abhängigkeit von Lieferketten aus China und Indien trägt erheblich zu dieser Problematik bei. Viele Unternehmen argumentieren, dass der Kostendruck durch die politische Preisregulierung in Deutschland zu einem Rückgang der heimischen Produktion, etwa von Penicillin, geführt hat. Eine Preiserhöhung zur Deckung wachsender Kosten wird hier oft als nicht realisierbar angesehen.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zeigt sich zufrieden mit der geplanten umfassenden Analyse der Pharma- und Medizintechniksektoren. Die zuständige Abteilungsleiterin Rabea Knorr betonte, dass die finanzielle Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems gefährdet sei. Eine gezielte Nutzung der Innovationskraft der industriellen Gesundheitswirtschaft könne maßgeblich zur Einsparung beitragen. Laut einer Studie könnten neue Technologien bis zu 50 Milliarden Euro jährlich einsparen und gleichzeitig die Versorgung verbessern.
Die Bundesregierung plant, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung und zur Optimierung der Marktbedingungen in den beiden Branchen zu entwickeln. Im Anschluss an das erste Treffen ist ein umfassender Dialogprozess zwischen verschiedenen Ressorts unter der Leitung des Gesundheitsministeriums vorgesehen. Diese Initiative zielt darauf ab, bestehende Formate wie die Pharmastrategie und den Pharmadialog zu vereinen.
Gleichzeitig steht die Frage im Raum, inwieweit höhere Arzneimittelpreise die finanzielle Lage der gesetzlichen Krankenversicherungen belasten könnten. Die Vermeidung von Beitragserhöhungen bleibt ein erklärtes Ziel der Koalition. Vorab äußerten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) ihre Sorge, dass die gut verdienende Pharmabranche von Effizienzmaßnahmen im Gesundheitswesen ausgeschlossen werden könnte.

