Revolut holt EY als neuen Abschlussprüfer – strategischer Schritt auf dem Weg zur Banklizenz
Revolut, Europas wertvollstes Fintech mit einer Bewertung von 65 Mrd. US-Dollar, hat Ernst & Young (EY) als neuen Abschlussprüfer benannt – und damit einen Schlussstrich unter die angespannte Beziehung mit BDO gezogen. EY übernimmt die Prüfung ab dem Geschäftsjahr 2026, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Entscheidung fiel nach einem förmlichen Ausschreibungsverfahren, an dem neben EY auch BDO und PwC teilnahmen.
Die Trennung von BDO ist mehr als ein Personalwechsel. 2023 hatte BDO öffentlich erklärt, dass es nicht in der Lage gewesen sei, die Umsatzerlöse von Revolut für das Jahr 2021 vollständig zu verifizieren – ein Rückschlag, der die Genehmigung der britischen Vollbanklizenz erheblich verzögerte. Obwohl Revolut die bemängelten Kontrollschwächen später beheben konnte, blieb das Verhältnis zur Prüfgesellschaft angespannt.
BDO erhielt im vergangenen Jahr 5,3 Mio. Pfund für Prüfungs- und Assurance-Dienstleistungen. Insider erwarten, dass die Prüfkosten unter EY steigen dürften, insbesondere wenn Revolut eine voll regulierte Bank wird. Für BDO, das zuletzt vom Financial Reporting Council wegen unzureichender Prüfungsqualität kritisiert wurde, ist der Verlust des Mandats ein herber Rückschlag.
Für EY hingegen markiert der Auftrag einen Prestigegewinn. Die Gesellschaft prüft bereits Finanzinstitute wie Deutsche Bank, UBS und Standard Chartered. Der Auftrag von Revolut zeigt, dass EY nach dem Wirecard-Debakel und dem zweijährigen Mandatsverbot für neue börsennotierte Kunden in Deutschland wieder Tritt fasst.
Die Entscheidung für EY fällt in eine Phase strategischer Weichenstellungen. Revolut befindet sich nach der vorläufigen Genehmigung seiner britischen Banklizenz in der regulatorischen „Mobilisierungsphase“. Gleichzeitig laufen Gespräche mit Investoren über eine neue Finanzierungsrunde zur Unterstützung der globalen Expansion. Für den US-Markt wird ein Zukauf einer Bank geprüft, um die US-Lizenz schneller zu erhalten.
Ein mit dem Ausschreibungsprozess vertrauter Insider deutete an, dass auch eine mögliche Börsennotierung die Entscheidung beeinflusst habe. Revoluts CFO Victor Stinga würdigte die Zusammenarbeit mit BDO über sieben Jahre, sprach jedoch von einem „signifikanten Wandel“ im Unternehmen, der nun andere Anforderungen stelle.
EYs Ernennung steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre.


