Quo vadis, Republikaner?
Es vergeht mittlerweile kein einziger Tag mehr, an denen eine Vielzahl der Menschen gespannt auf Neuigkeiten aus Washington warten, das war nicht immer so. Aber die großartige Show, die sich in der Hauptstadt noch hinter geschlossenen Türen abspielt, ist für viele jetzt schon das Serienhighlight des Jahres – mehr noch als der britische Brexit-Ableger es sein kann. Wird Trump am Ende des Amtes enthoben, oder kann er sich da doch noch irgendwie rauswinden, wie so oft schon in seiner Karriere als Politiker? Was tun die Demokraten im House, um den Prozess voranzubringen? Und wie stehen eigentlich die vielen Republikaner dazu, dass ihr Präsident vielleicht bald nicht mehr der König von Twitter sein wird? Viele Fragen, zu den wenigsten aber gibt es momentan schon ausreichende Antworten
Politik ist kurzlebig
Viele Politiker in den Vereinigten Staaten müssen sich aktuell die Frage erlauben, wofür sie stehen. Entweder für die Partei, oder den Chef eben jener Partei. Denn sollte ein Trump auch 2020 gewinnen, so ist für ihn 2025 definitiv Schluss, wohingegen die Partei der Republikaner auch danach weiterhin existieren wird. Wem sollte man also am Ende des Tages die wirkliche Loyalität zukommen lassen? Gleichzeitig haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass Loyalität zum Präsidenten oft eine Abkürzung auf dem Weg zur besseren politischen Karriere sein kann, wohl aber nicht muss. Man erlebt es daher aktuell sehr gut bei den Anhörungen. Nur wenige Karrierepolitiker auf Seiten der Republikaner stellen sich freiwillig dem Kreuzverhör, um die vorgegebene Linie vom Weißen Haus nicht zu torpedieren. Ob das langfristig klug ist, mag dahingestellt sein. Allerdings wird ein Präsident Trump ganz genau hingucken um zu sehen, wer ihm auch weiterhin treu verbunden ist.
Es kann in beide Richtungen gehen
Zurück aber zum aktuellen Amtsenthebungsverfahren. Zwar dominieren die Demokraten das Haus, nicht aber den Senat. Daher ist es aktuell noch eher unwahrscheinlich, dass sich genug Republikaner finden lassen, die sich boniert gegen die schiere Menge an Fakten wendet und weiterhin Trump en Rücken stärken. Es ist oft einfacher, im Strom zu schwimmen, als sich gegen bestehende Tatsachen und Fakten zu wenden – auch das ist eine Erkenntnis der bisherigen drei Jahre Präsidentschaft. Wie so oft aber in diesen drei Jahren haben sich die Demokraten viel vorgenommen, nur um dann oftmals auf dem Boden der Tatsachen zu enden. Denn diese Präsidentschaft ist ein wenig wie Glücksspiel.
Man nehme das Beispiel Roulette. Die Kugel wird in den Kessel geworfen und dreht sich dann minutenlang, um am Ende auf einer bestimmten Nummer und Farbe zu landen. Dieser Ausgang ist nur sehr schwer im Voraus zu bestimmen, da hier immer wieder neue und wichtige Faktoren hinzukommen, genau wie bei den Anhörungen. In den Kessel zu gucken um zu ermitteln, wie das Spiel enden wird ist eine Methode. Man kann sich aber auch ganz entspannt zurücklehnen und gucken, was das Spiel bringen wird, denn der Ausgang ist oftmals sehr identisch. Mehr über Kesselgucker zu erfahren kann also auch in der Weltpolitik von Nutzen sein.
Auf dünnem Eis
Wie soll man sich also verhalten inmitten einer von Intrigen und „fake news“ geprägten Welt, in der Wahrheiten nicht immer nur Wahrheiten sind? Also Berufspolitiker ist es so, dass man sich oft selbst am nächsten steht, ja fast schon stehen muss. Denn ohne ein dickes Fell wird man den Winter in Washington dieses Jahr wohl nicht ohne Weiteres überstehen, da kann man sich jetzt drauf festlegen. Allerdings sollte so mancher Politiker auch an eine Zeit nach der Ära Trump denken. Sich jetzt schon auf dünnes Eis zu begeben kann sich dann eventuell wieder rächen, denn aus Erfahrung weiß man, dass nach die Kugel nach den Republikanern meist auf dem Feld der Demokraten landen wird.